dir keine Sorgen, er hat heute viel erfahren und das muss er jetzt verarbeiten. Wenn du Glück hast, wird er heute Abend schon wieder der Alte sein. Es kann aber auch sein, dass er ein paar Tage an dem, was gestern und heute passiert ist, zu knabbern hat.« Beruhigend sieht er seinen Enkel an, der sich seufzend auf den Stuhl sinken lässt.
»Ich mache mir aber Sorgen um ihn.«
»Das ist ja auch gut so, nur ist es diesmal meiner Meinung nach nicht nötig. Yari geht es soweit gut, er muss das Ganze einfach nur in Ruhe verarbeiten. Also gib ihm die Zeit. Wenn er dich oder mich braucht, dann wird er schon kommen.«
Kai nickt nachdenklich. »Ich hoffe, dass du recht hast.«
Unterdessen stopft Yari die Heunetze. Nach einem missbilligenden Blick auf den Lagerboden schnappt er sich den Besen und beginnt zu fegen. Auch wenn das hier nur das Lager ist, so kann er doch dafür sorgen, dass es sauber bleibt.
Während er dies macht, lässt Yari seine Gedanken wieder zu seinem Gespräch mit Ren wandern. Je länger er darüber nachdenkt, desto mehr wird ihm bewusst, dass dieser mit seinen Worten wirklich recht gehabt hat: Er hat überlebt und wenn er zu sich selbst ehrlich ist, hat er auch nie wirklich aufgehört zu kämpfen. Er hat nur auf eine andere Art gekämpft, indem er, anders als die meisten, die in seiner Situation waren, überlebt hat und jetzt sogar dabei ist, sich selbst wiederzufinden.
Auf einmal fängt Yari an zu grinsen. Ja, er hat sich seinen Besitzern immer auf seine Art und Weise subtil widersetzt, schon allein dadurch, dass er keinen einzigen von ihnen mit Meister oder Mistress angesprochen hat, sondern immer nur mit Sir oder Miss, was Sklaven ja eigentlich nur bei Fremden tun. Nun wandern seine Gedanken zu Rashid. Warum nennt der auch Kai und Ren Meister? Das ist schon wieder ungewöhnlich demütig.
Während Yari in Gedanken versunken ist, fegt er den gesamten Boden des Lagers, ohne wirklich zu registrieren, wie die Zeit vergeht, weshalb er plötzlich überrascht feststellt, dass der Boden so sauber ist wie noch nie und schon die Zeit für die nächste Fütterung der Pferde gekommen ist.
Sich wieder auf das Hier und Jetzt konzentrierend, hängt er die frischen Heunetze in die Boxen der beiden Wallache und holt dann den Mistkarren, um die Boxen auszumisten. Weder Blacky, noch Rocky lassen sich davon stören, dass er nun mit der Mistgabel vorsichtig das alte Stroh aus den Boxen befördert. Sie fressen in aller Ruhe ihr Heu und machen immer nur dann einen Schritt zur Seite, wenn sie von Yari dazu aufgefordert werden. Dafür beobachten sie dann sehr aufmerksam, wie das frische Stroh in ihren Boxen verteilt wird. Doch diesmal scheint Yari es für Blacky nicht richtig zu machen, denn er beginnt, das Stroh mit den Hufen selbst in seiner Box zu verteilen.
»Ach, Blacky, du bist mir ja einer.« Lachend krault er ihn zwischen den Ohren, ehe er sich daran macht, den vollen Mistkarren zum Tor zu schieben.
Weil er für den Moment alles erledigt hat, setzt sich Yari auf die Treppenstufen und schließt die Augen. Die warmen Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht genießend, lehnt er sich nach hinten, bis er sich mit den Armen auf der oberen Stufe abstützen kann.
Auf einmal spürt er, wie ihn zwei Arme von hinten umschlingen. Lächelnd öffnet er die Augen und sieht direkt in Kais Gesicht, das sich direkt über dem seinen befindet.
»Na du? Genießt du das schöne Wetter? Großvater meinte, dass es morgen oder in den nächsten Tagen einen Wetterwechsel geben wird.« Leicht drückt Kai seine Lippen auf Yaris Stirn, ehe er sich so hinsetzt, dass sich sein Liebster bequem mit dem Rücken an ihn lehnen kann.
Die Hand seines Shariks in der seinen haltend, kuschelt sich Yari an dessen Körper. Um die schöne Stille, die durch das Zwitschern der Vögel und die Geräusche der Pferde lebendig wirkt, nicht zu zerstören, sitzen sie schweigend da und betrachten, eng umschlungen, die vorbeiziehenden Wolken.
Erst als sie hören, wie sich der Wagen des Mistsammlers nähert, löst sich Yari von Kai und steht auf. »Ich gebe den Pferden mal ihr letztes Futter für heute. Bis nachher, Sharik.« Als dieser lächelnd nickt, küsst er ihn kurz, bevor er sich umwendet und zum Heulager geht.
Nachdem Kai sich noch einmal in dem blitzsauberen Hinterhof umgesehen hat, steht auch er auf und geht zurück ins Haus, um seinem Großvater noch ein wenig bei den Vorbereitungen fürs Abendessen zu helfen.
Während des Abendessens mustert Ren Yari unauffällig und bemerkt erleichtert, dass sich dessen Ausstrahlung im Vergleich zu vorher wieder deutlich gebessert hat, was für ihn bedeutet, dass dieser wieder zu seinem fragilen inneren Gleichgewicht zurückgefunden hat.
Später, als sie im Bett liegen, kuschelt sich Kai an seinen Liebsten und streichelt ihm hauchzart über die Brust und die Seiten. Doch auf einmal werden seine Hände festgehalten, was ihn fragend in Yaris Gesicht blicken lässt.
Dieser atmet tief durch. »Kai, ich … bist du mir böse, wenn wir nur kuscheln? Mir ist im Moment nicht wirklich nach mehr.« Um das enttäuschte Gesicht seines Shariks nicht sehen zu müssen, senkt Yari den Blick. Hebt ihn jedoch sofort wieder an, als er eine Berührung auf seiner Wange spürt.
Liebevoll lächelt Kai seinen Liebsten an. »Natürlich bin ich dir nicht böse. Wieso sollte ich, Liebster? Niemand sagt, dass wir heute miteinander schlafen müssen.« Leicht lässt er seine Fingerspitzen über Yaris Wange gleiten, der ihn mit einem undefinierbaren Ausdruck in den Augen mustert. »Weißt du, mit dir zu kuscheln oder einfach nur zusammen zu sein, ist genauso schön und für mich, sogar noch wichtiger, als alles andere. Also setz dich nicht unter Druck. Du musst dich auch ganz sicher nicht schuldig fühlen oder dich entschuldigen, nur weil du keine Lust auf mehr hast.« Langsam beugt er sich nun vor, um ihre Lippen in einem Kuss zu vereinen.
Vollkommen überrascht braucht Yari einen Moment, bis er den langsamen Kuss seines Shariks zu erwidern beginnt. Deutlich spürt er in diesem, dass Kai jedes seiner Worte ernst meint, was in ihm ein angenehm warmes Gefühl auslöst, das sich bis in jeden noch so kleinen Winkel seines Körpers auszubreiten scheint.
Als sich ihre Lippen wieder voneinander trennen, zieht er seinen Sharik an sich und hält ihn so fest, wie es ihm nur möglich ist. »Mein Herz gehört dir, Sharik.« Kaum hat er diese Worte ausgesprochen, wird er auch schon umschlungen.
»Ich dich auch, Liebster.«
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