dem Braten beginnen. Ich muss wieder zu Simon! – Deine Gurken für das Tzatziki habe ich übrigens schon gehobelt und mit Salz und Dill gemischt. Der griechische Joghurt dafür steht im Kühlschrank!“
So hat Bernd alle Hände voll mit Hackbällchen und Tzatziki zu tun, während Edwin Eberle nur kurz reinschaut und sich wieder zum Dorfgemeinschaftshaus begibt, um die Getränke in die Kühlung zu geben, die Seemänner und Manager nach einer weiteren Helfer-Flasche Tannenzäpfle mit einer Besprechung zu verabschieden und danach das Dorfgemeinschaftshaus zuzusperren.
Der Gedanke, was Egon und Machmal mit Kalle beim Golfplatz wollen, geht Bernd beim Braten der Rinderbällchen und später dem Anmischen seines Tzatzikis, der scharfen roten Sauce und dem Finishen anderer Vorspeisen mit fein gehacktem und in Balsamico in der Pfanne geschwenktem Knoblauch sowie gehackter Petersilie durch den Kopf. Währenddessen beschwert sich Helene Hancke noch einmal bei ihm, bevor sie nach Hause fährt, dass der Machmal ihr komische Avancen mache, obwohl der doch wisse, dass sie den Karl habe.
Bernd hört nur mit einem halben Ohr hin, weil er sich an Helenes Obergefränkisch immer noch nicht gewöhnen kann.
Er wird später nachfragen müssen, sobald Egon Schneider zurück ist, was es nun mit dem ominösen Schlehenbusch auf sich hat. Sollte Kalle dort oben am Golfplatz genau an der alten Stelle eine Leiche gefunden haben, wo vor einem halben Jahr das Hundegerippe lag? – Das wäre doch sehr merkwürdig! Und was kann Chuck damit zu tun haben? - Vielleicht sollte er später doch noch einen Blick in den komischen Schnellhefter in seinem Handschuhfach werfen.
Schlehen III
Samstagnachmittag, 11. September 2010
Egon Schneider will sich zuerst nicht äußern, als er mit Kalle zusammen am Managerhaus abgesetzt wird und Mach mit hochrotem Kopf gleich weiter fährt. „Da hat Machmal wohl Mist gebaut“, meint Schneider nur.
Kalle ist sauer und raunzt Bernd an: „Wärst du Komiker gleich von Owingen aus ne Schleife rauf zum Golfplatz gefahren, hätten wir vielleicht noch was gefunden. Aber so war nix mehr da. Wir haben ohne den Franz nicht mal mehr gefunden, wo der Stock gesteckt hat. Und der Mach hat den Franz einfach verhaftet. – Warum hast du bei der Füllenwaid nicht angehalten?“
Die Frage nach dem Nichtanhalten überhört Bernd einfach. „Ist der Franz etwa dein Klient?“, tut er verblüfft, wohl wissend, dass Franz von Unruh die Sache im Frühjahr sehr ernst genommen und Kalle mit Nachforschungen beauftragt hat.
Franz fand nämlich, zumindest behauptete er das, damals oberhalb des Golfplatzes im trockenen Gras und dem Brennesselverhau unter einem blühenden Schlehenbusch ein menschliches Skelett. Etwa zweihundert Meter von der einzelnen liegenden Kugel des Denkmals für die Opfer des Flugzeugzusammenstoßes aus dem Jahre 2001 entfernt. Er hatte seinen Wanderstock an den Wegrand gesteckt, die Stelle damit markiert und die Polizei verständigt, weil er dachte, man habe damals nach dem Flugzeugunglück vielleicht eine der Leichen nicht gefunden. Und das wiederum war äußerst unwahrscheinlich, weil man damals tagelang mit Hundestaffeln alles in der Umgebung abgesucht hatte.
Als die Kollegen von der Streife mit Franz von Unruh an den Platz kamen, fanden sie nur das kopflose Gerippe eines großen Hundes, und ringsherum war alles total verwühlt. Franzens Wanderstock fort! Und Bernd hatte bei der Suche, nachdem das Hundegerippe bereits weggeschafft worden war, aus reiner Neugier und um den Franz zu beruhigen, weitergemacht. Dabei war ihm ein einzelner silberner Ohrhänger in die Finger gekommen. Sehr verschmutzt und stark oxidiert, aber ohne irgendwelche sonstigen Spuren, wie das Labor später bestätigte. Wem der Ohrhänger verloren gegangen war, konnte man nur vermuten, dem Hund wohl kaum. Sicher hatte eine Frau diesen Hänger verloren. Wann allerdings und auf welche Weise, blieb ein Rätsel. Und ob es einem Opfer des Flugzeugzeugunglücks zuzuordnen war, schien auch nach der metallurgischen Untersuchung des Silbers nie klar zu sein.
Egon Schneider tippte darauf, dass das Schmuckstück bei einem heftigen Liebesakt auf dem lauschigen Rasenfleck neben dem Schlehenbusch verloren gegangen sein könne. Bernd war eher der Meinung, Schneider habe da Altmännerphantasien. Der Ohrhänger sei beim Schneiden von blühenden Schlehenzweigen für die Vase oder beim Schlehensammeln im Herbst unter den Strauch geraten. Aber das wäre sowieso nicht mehr zu ermitteln.
Wenn jemand seinen Hund auf diese Weise entsorgt hatte, so war es auch klar, warum sich weder Hundemarke, noch sonstige Erkennungszeichen fanden. Die Akte über das Hundegerippe und den Ohrhänger bei einem angeblichem Menschenskelett wurde also geschlossen, nachdem in der gesamten Gegend kein Hundebesitzer für die fragliche Zeit ermittelt werden konnte, der wegen unerlaubter Tierkörperbeseitigung hätte belangt werden können.
Jedenfalls hatte Franz von Unruh keine Ruhe gegeben, weil damals sein wertvoller Knotenstock mit den schönen Silbernägeln verschwunden war. Und Kalle war seither mit nutzlosen Nachforschungen im Wanderverein Ludwigshafen-Bodman und sonst wo beschäftigt, die ihm allerdings ein paar EURO in die notleidende Kasse seines Detektivbüros spülten.
Zugriff Mach
Samstagnachmittag, 11. September 2010
Was Bernd zu der heutigen Festnahme des Franz von Unruh zu hören bekommt, ist wirklich merkwürdig.
„Der Franz“, so erzählt Kalle, „hat heute früh bei seinem Powerwalking von der alten Owinger Straße zum Golfplatz und weiter nach Brachenreute beim Schlehenbusch von damals seinen Wanderstock stecken sehen. Er hat sich natürlich gefreut und gleich nachgeguckt, ob noch alles dran war. Zwei Nägel mit Silberwappen fehlten. Als er den Stock aus dem Boden zog, war der Griff klebrig: Blut war dran, schlecht abgewischt. Und beim genaueren Hinschauen fand sich auch an der Spitze und darüber Blut. Da hat er den Stock wieder in den Boden gesteckt und die Polizei gerufen. Heute Nachmittag nimmt der Machmal ihn fest. Die zwei fehlenden Silbernägel würden in einer Frauenleiche stecken, sagt der Mach. Die Frau sei mit dem Stock regelrecht gepfählt worden. Beim Herausziehen des Stocks seien die Nägel wohl abgerissen und in der Leiche geblieben. Und nur Franz könne der Täter sein, denn das sei schließlich dessen Wanderstock.“
„Frauenleiche? – Wo?“, fragt Bernd.
„In der kleinen zugewachsenen Stelle bei Owingen oberhalb der Kreisstraße nahe dem Golfplatz. Da haben die Leute vor Jahrzehnten Kies rausgeholt und später von dem anstehenden bröseligen Molassefelsen den Scheuersand für Holztische und Holzdielen abgeschabt.“, erklärt Schneider. Und Kalle wendet sich an Bernd: „Da wachsen jetzt Holunder, Hasel- und Schlehenbüsche drum rum. Musst du doch vom Schlehensammeln her kennen.“
„Ach so, da, Kalle“, geht Bernd ein Licht auf, „du meinst die zugewachsene Stelle im Feld. Hatte immer gedacht, das sei ein alter Bombentrichter aus dem Zweiten Weltkrieg. Hatte mich gefragt, ob es einer der Fehlwürfe bei der Bombardierung des Bahnhofs Überlingen im Frühjahr 1945 gewesen sein könne, bis mir ein Bauer aus Owingen erklärt hat, dass man an solchen Stellen im Acker Kies gefunden und für den Hausbau genommen habe!“
„Genau die Stelle, Bernd, Genau die“, nickt Kalle, „der Traktorfahrer musste beim Maisernten austreten. Und als es so komisch hinter den Brennnesseln plätscherte, in die er reinpinkelte, hat er nachgeschaut und gemerkt, dass er statt auf ein paar helle große Steine auf eine Frauenleiche pieselte, die dahinter lag. Weiter hinten haben deine Kollegen von der Spusi später noch ein halb ausgegrabenes älteres Gerippe entdeckt. Und es hing nur ein einzelner silberner Hänger am Ohr der neuen Leiche, sonst war die splitterfasernackt. Daneben steckte ein Spaten im Boden. – Und daran pappte ein kurzes Gedicht. – Wäre doch was für Sie, Schneider.“
„Deshalb parkten heute Nachmittag die Kollegen da oben an der Straße und gingen zu den Büschen“, schüttelt Bernd den Kopf und setzt erschüttert dazu: „Aber warum hat der Mach den Franz verhaftet?“
„Zwei Indizien“, seufzt Kalle, „seine Fingerabdrücke an seinem Stock und die Silbernägel vom Stock in der Frauenleiche.“
„Kein Beweis, solange er das Alibi nicht überprüft hat“, lässt Bernd raus, „der Stock war schließlich seit dem Frühjahr weg. Und zum anderen?“
„Zum