Joachim Stiller

Grundriss der Philosophie XI Religionsphilosophie und Philosophische Theologie


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ist eine „Alles-in-Gott-„ oder eben eine „Welt-in-Gott-Lehre“. Die Welt ruht „in“ Gott, und Gott ist in der Welt. Aber: Gott steht doch über der Welt. Oder: Gott ist „mehr“, als die bloße Welt.

      Während man sich den Theismus wie zwei übereinanderliegende Kugeln vorstellen könnte, den Pantheismus aber als zwei genau deckungsgleich inneinanderliegende Kugeln, so könnte man sich den Panentheismus als ein sehr große Kugel (oder sogar ein Ei) und ein ganz in ihr liegende kleinere Kugel vorstellen. Eine Kugel steht dann jeweils für Gott, die andere für die Welt.

      Ich möchte dafür einmal den folgenden Glaubenssatz gebrauchen:

      „Gott hat die Welt erschaffen, und die Welt ruht in Gott, und durch den Menschen kehrt die Schöpfung zu Gott zurück.“

       Und weiter: „Im Namen des Vaters, und des Sohnes, und des heiligen Geistes. Amen.“

      Ein ganz einfaches Mantra. Es kann von jedem jeder Zeit gebetet werden.

      Zur Frage der Theodizee

      „Wie kommt das Böse in die Welt?“ Mit dieser Frage fallen mir die Zeugen Jehovas regelmäßig mit der Tür ins Haus. Ich sage dann immer, das sei eine zutiefst gnostische Frage. Es sei die Frage nach der Theodizee. Meistens können die Zeugen Jehovas damit schon nichts mehr anfangen, denn sie haben noch nie etwas von Gnostik gehört.

      Theodizee nennt man in Theologie und Philosophie den Versuch, den Widerspruch zwischen Gottes Allmacht und Güte und dem in der Welt vorhandenen physischen Übel, dem moralisch

      Bösen und den vielfältigen Leiden zu erklären. Der Begriff „Theodizee“ stammt übrigens von Leibnitz, der dem Thema ein ganzes Werk gewidmet hat. Leibnitz sah das Böse als einen bloßen Mangel an Gutem, von Gott im Rahmen seiner Schöpfung als Mittel der Prüfung und Bewährung zugelassen, damit schließlich auch aus ihm Gutes entspringe. Sicherlich eine gute und brauchbare Erklärung.

      In der Philosophie sahen J. Böhme, F.W. Schelling und F.X. von Baader den Ursprung des Bösen in Gott als dem einzigen Urgrund der Welt. Dagegen stehen Auffassungen, die das Böse lediglich als Mangel an Gutem, also als „nicht seiend“, charakterisieren (Platonismus, Augustinus, Thomas von Aquin, G.W. Leibnitz).

      Die Möglichkeit einer freien Willensentscheidung wird entweder betont (Pelagius, Leibnitz) oder aber aufgrund der Erbsünden- und Prädestinationslehre verneint (Augustinus, Luther). In diesem Punkt wenigstens stimme ich mit Pelagius und Leibnitz überein. Einige grundsätzliche Überlegungen zur Theodizee: Ich selber bin davon überzeugt, dass Gott die Welt als Dualität schuf, als Licht und Finsternis schuf er sie, als Mann und Frau, und eben auch als Gut und Böse. Gott nahm also das Böse tatsächlich billigend in Kauf, um diese Welt eben als Dualität schaffen zu können, was unabdingbar für die Schöpfung ist. Damit schuf Gott diese Welt aber auch als gefallene Welt (in Gott). Damit kann das Böse tatsächlich als ein Mangel an Gutem interpretiert werden, ein Prüfstein, aus dem letztendlich wieder das Gute hervorgeht. Gott ist das Böse auch, aber er ist es eben nur „der Möglichkeit nach“. Gott ist nämlich die „Summe aller Möglichkeiten“.

       Literaturhinweis:

      - G.A. Bondarew: „Das Gute und das Böse“ – Ergänzungskapitel zu „Anthroposophie auf der

      Kreuzung der okkult-politischen Bewegungen der Gegenwart“

      Die Hölle

      „Hölle“ ist eine Bezeichnung für die in vielen Religionen vorhandenen Vorstellungen der Unterwelt als Reich des Todes, Wohnort der Verstorbenen und Herrschaftsbereich der Totengottheiten und Dämonen (z.B. jüdisch: Scheol; griechisch: Hades; römisch: Orkus).

      Im A.T. Ort der Gottesferne.

      Im N.T. Strafort der Verdammten nach dem Jüngsten Gericht.

      Die katholische Theologie lehrt seit dem Mittelalter die Höllenstrafen für die vom Glauben abgefallenen als ewig und sofort nach dem Tode einsetzend. Diese Auffassung ist meines Erachtens aber so weder gerechtfertigt, noch aufrechtzuerhalten. Es gibt keine ewige Verdammnis.

      Die evangelische Theologie interpretiert die Hölle seit der Aufklärung als Zustand der Gottesferne und Gottesverlassenheit. An dieser Stelle möchte ich unbedingt eine Lanze für die

      evangelische Theologie brechen. Ich selber sehe in der Hölle ebenfalls nur einen Abfall von Gott, eine Gottesferne und Gottesverlassenheit. Eine solche, uns peinigende Gottesferne kann eintreten, wenn wir nicht nach den Geboten Gottes leben, oder aber wenn uns von außen irgend ein Leid oder Ungemach widerfährt. Trotzdem kommt kein Mensch in die Hölle. Es gibt zwar eine Hölle, aber kein Mensch kommt dorthin. Denn: Es gibt keine ewige Verdammnis. An dieser Stelle bedarf die katholische Theologie dringend der Reform mit dem Ziel einer allgemeinen Klarstellung.

      Ich glaube an die Auferstehung der unsterblichen Seele im heiligen Geist.

      Das Gottesbild

      Nach christlicher Lehre bilden Gottvater, Jesus und heiliger Geist die Trinität (Dreifaltigkeit). Es gilt das Prinzip:

       Einheit in der Dreiheit und Dreiheit in der Einheit.

      Der Trinitätsgedanke ist Ausdruck des Versuchs, das Verhältnis der drei Personen des christlichen Glaubens theologisch auszugleichen. „Gott hat die Welt erschaffen, Jesus ist sein menschgewordenes Wort (Logos) und der heilige Geist führt Mensch und Welt zur Vollendung.“

      Für mich gibt es aber, anders als für Augustinus, nicht eine Wesensgleichheit, der drei Personen Gottes, sondern einen Wesensunterschied, und damit eine eindeutige Rangfolge:

       1. der Vater ist die 1. Person Gottes,

       2. der Sohn ist die 2. Person Gottes,

       3. der Heilige Geist ist die 3. Person Gottes.

      Damit ordne ich den Sohn dem Vater wieder unter, wie vorher schon Origenes und die Arianer taten, für die ich hier unbedingt eine Lanze brechen möchte. Es ergibt sich für mich nicht nur eine eindeutige Rangfolge, die Ziffern 1 – 3 können auch numerologisch bzw. zahlenmystisch gedeutet werden.

      In dem Werk „Theosophie“ von Hans-Jürgen Ruppert findet sich auf den Seiten 20f eine Darstellung der solaren und planetaren Hierarchien, und damit auch eine Darstellung der Dreieinigkeit/ Dreifaltigkeit (Trinität). Die Zuordnung ist recht einfach und sie entspricht dem einfachsten christlichen Gottesbild, das sich überhaupt entwickeln lässt. Man könnte diese Glaubensvorstellung auch die der „Doppeltrinität“ nennen. Ich gebe die Zuordnung hier wie folgt wieder:

       1. Vater Wille und Macht

       2. Sohn Liebe und Weisheit

       3. Heiliger Geist Aktive Intelligenz

      Wir erkennen daran, dass sich die Trinität im Menschen widerspiegelt. Es gilt der Glaubenssatz: Der Mensch ist ein Ebenbild Gottes.

      Die allgemeine Menschenliebe

      Kein Mensch ist besser oder schlechter als irgend ein anderer Mensch. Aber: Jeder Mensch ist etwas Besonderes. Gott liebt grundsätzlich alle Menschen, sonst wäre er nicht „die Liebe“ schlechthin. Ich selber liebe auch „alle“ Menschen, jeden auf seine Weise. Darum lehre ich meine Schüler auch die allgemeine Menschenliebe. Ohne diese allgemeine Menschenliebe können die Probleme heute nicht mehr gelöst werden.

      Die Gleichwertigkeit aller Religionen