wir Beispiele aus dem Schulbereich: Da gibt es zum Beispiel einen Elternbrief, in dem ein Klassenlehrer eine Klassenfahrt ankündigt. Hier geht es vor allem um Informationen. Ein Sachtext ist aber auch, wenn Schüler sich über zu viele Hausaufgaben in einer Woche beschweren oder deutlich machen wollen, dass die letzte Klassenarbeit zu schwer war.
Schon hier kann ein Text auf dem Tisch liegen, den der entsprechende Lehrer sorgfältig lesen sollte: Welche Argumente werden gebracht, wo haben die Schüler Recht, was hätte auch von ihnen anders gemacht werden können usw.
Nun wird man hier noch nicht unbedingt von einer Analyse eines Textes sprechen, dafür dürfte die Sache, um die es geht, auch zu klar sein.
Beispiel 2: Texte mit Kleingedrucktem – zu wenig Analyse kann teuer werden
Anders sieht das schon aus, wenn man den Briefkasten aufmacht und dort einen umfangreichen Werbebrief vorfindet, der einem verspricht, dass man etwas kostenlos bekommt. Dann beginnt eine besonders intensive Analyse, die auch das sogenannte „Kleingedruckte“ mit einbezieht. Denn jeder kluge Mensch weiß natürlich, dass fast niemand etwas zu verschenken hat – außer an Freunde und Verwandte. Wenn jemand etwas anderes behauptet, muss man den Haken suchen.
Hat man das nicht getan, dann wird man plötzlich mit unangenehmen Wahrheiten konfrontiert: So konnte man letztens in einer Zeitung lesen, dass Kredite, die einem zu 0% angeboten werden, deshalb gefährlich sind, weil sie nicht gekündigt werden können. Man bleibt also drauf hängen – einfach, weil im Gesetz steht, dass man nur Kredite kündigen kann, bei denen Zinsen fällig sind – und 0% sind nun mal keine Zinsen.
Nun wird kaum ein Schüler in eine solche Situation geraten: Suchen wir also mal nach Sachtexten, die auch von ihnen schon analysiert werden müssen – und zwar nicht nur im Auftrag des Lehrers, sondern weil es ihnen dann einfach besser geht:
Von „echten“ und „unechten“ Sachtexten
Wenn wir hier von „echten Sachtexten“ sprechen, dann meinen wir damit solche, die in einem wirklich aktuellen Sachzusammenhang stehen. Die Sachtexte, die man in Lesebüchern findet, sind ja meistens schon „Schnee von gestern“. Wenn es da um einen Mobbingfall von vor zwei Jahren geht, dann dürfte der längst abgeschlossen sein, d.h. es liegt kein echter, aktueller Sachtext mehr vor, sondern einer, der schon ein bisschen zu einer Quelle, also zu Geschichte geworden ist – wenn er auch immer noch von Interesse sein kann – dazu weiter unten mehr.
Drei Beispiele für echte Sachtexte aus dem Schülerleben
Kommen wir jetzt also zu den „echten“ Sachtexten:
Fall 1: Da geht zum Beispiel die Tür des Klassenzimmers auf – und zwei Schüler bringen einen Brief der Schulleitung rein, in denen es um die Nutzung der Toiletten geht. Leute mit Analysekompetenz merken schon beim Hören, was ist wichtig und wo gibt es unter Umständen Klärungs- oder sogar Protestbedarf.
Fall 2: Man schlägt die Zeitung auf und findet dort einen vernichtenden Artikel über ein Fußballspiel, an dem man dummerweise selbst beteiligt war und das man 0:9 verloren hat. Da wäre es schon ganz gut, wenn man schnell die Stellen findet, von denen in der Zeitung keine Rede ist: die katastrophale Einseitigkeit des Schiedsrichters mit zwei unberechtigten Elfmetern gegen die eigene Mannschaft und anschließend zwei gelb-roten Karten wegen Meckerns und Ball-auf-die-Tribüne-Schießens. Ach ja, außerdem fehlten auch drei Stammspieler usw.
Fall 2a: Vielleicht greift man dann auch zur Feder, sorry zu seinem Tablet-PC und verfasst einen scharfen Leserbrief, bei dem man allerdings aufpassen muss, dass man niemanden beleidigt und seine Argumente möglichst geschickt einbaut.
Fall 3: Man möchte als Mitglied der Schülervertretung erreichen, dass die tristen Schultage zumindest in den großen Pausen durch geeignete Musik Farbe bekommen und man zumindest kurzzeitig gut gelaunt in die nächste Stunde geht. Da ist es günstig, jemanden zu beauftragen, das mit guten Argumenten, aber auch mit einigen netten Worten zu einem Antrag an die Schulleitung zu formulieren, dem die gar nicht widerstehen kann.
Was man sich merken sollte:
Halten wir also fest: Sachtexte sind Texte, in denen es um Sachen geht, die zumindest einigen Menschen wichtig sind. Dann kommt es darauf an, die wichtigen Dinge in ihnen schnell zu finden, sei es, dass es sich um Informationen, oder um Argumente handelt.
Was man nach der Analyse mit Sachtexten machen kann: Sich damit auseinandersetzen
Anschließend findet die Auseinandersetzung damit statt: Wo tauchen Fragen oder Probleme auf? Was könnte man dem hinzufügen oder entgegensetzen – was den Umgang mit dem Sachverhalt gewissermaßen auf eine neue Stufe hebt.
Und nun noch mal zum Verhältnis von Sachtexten und Quellen
Übrigens noch ein kleiner Hinweis für die, die sich im Fach Geschichte auskennen: Sachtexte sind Texte, die hinterher zu Quellen werden. Das geschieht dann, wenn sie ihre Funktion verloren haben. Wenn der Prozess zu Ende ist, dann kommen alle Akten ins Archiv – und dort wird vielleicht später auch die Verteidigungsrede des Angeklagten gefunden und ausgewertet. Es könnte ja sein, dass er berühmt geworden ist. Aber auch scheinbar unwichtige Quellen bleiben natürlich Quellen – und bei Texten sind das alles Sachtexte, die mal in einem lebendigen Sach-Zusammenhang standen.
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