Thomas Werk

Das große Buch vom Schlussmachen


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       Phase 1, die bei Frauen wie Männern gleichermaßen auftritt, ist gekennzeichnet von Entsetzen, Schock, Bombe. Sie wollen es nicht wahrhaben, dass er Schluss gemacht hat. Nein, das kann nicht sein. Sie fühlen sich wie in einem bösen Traum, ja wie in einem schlechten Film. Die Verlassene kann das Beziehungs-Aus (noch) nicht akzeptieren. In ihr keimt die Hoffnung auf, dass ihr Ex es sich doch noch einmal anders überlegt und wieder zurückkommt. Frauen reagieren dann mit Appetitlosigkeit auf die Trennung. Selbstzweifel kommen hinzu – wie: Wie konnte es eigentlich so weit kommen? Hätte ich nicht irgendetwas vorher bemerken können? Lag es an mir? Hätte ich mich anders verhalten müssen? Hätte ich die Ehe retten können, wenn ich nicht so oft genörgelt hätte?

       Es folgt die Phase 2 der Trennungsgeschichte. Jetzt realisieren Sie, dass es aus und vorbei ist. Sie reagieren mit Trauer. Nehmen Sie sich ausgiebig Zeit dafür und überspringen Sie diese Phase nicht, was leider zu viele machen. In Ihnen steigen Erinnerungen hoch, und Sie selbst halten sie auch hoch, indem Sie alte Fotos anschauen, Briefe hervorkramen, Nachrichten wie Mails oder SMS noch einmal lesen, Chats zurückverfolgen – wie war das noch? Wie hatte er es gemeint? War ich zu naiv? Hätte ich nicht Signale erkennen müssen? Viele Frauen fühlen sich jetzt wie eine Versagerin. Es kommen Selbstzweifel in Ihnen auf. Sie fragen sich, ob Sie jemals gut genug für Ihren Mann gewesen sind. Hätte ich noch mehr in die Partnerschaft einbringen müssen? Warum war ich in manchen Dingen so kleinlich? Habe ich mich gehen lassen und auf mein Äußeres nicht genug geachtet? Alle möglichen Selbstvorwürfe befallen Sie jetzt, was eigentlich sinnlos ist, denn das Aus ist auch rein äußerlich dadurch vollzogen, dass er bereits ausgezogen ist und seinen sieben Sachen gepackt hat.

       Wut befällt Sie nun in Phase 3 erst einmal. Sie fühlen sich betrogen, sehen sich gar als Opfer. „Ich bin ungerecht behandelt worden!“ Denn Sie haben so manches in Ihre Beziehung investiert, vielleicht sogar zu viel. Denn Sie haben doch einiges aufgegeben – Freundinnen, Ihre Familie, Ihren Job. In dieser Phase kommt auch Rache in Ihnen auf; Sie empfinden Hass und Eifersucht (Ihm geht es jetzt bestimmt besser, er fühlt sich gut, hat vielleicht sogar schon eine Neue an seiner Seite). In Phase 3 müssen Sie besonders vorsichtig sein, denn Sie könnten sich zu unüberlegten Taten wie Sachbeschädigung hinreißen lassen: zerkratzte Autos, durchstochene Reifen, Farbbeutel gegen die Hauswand, anonyme Briefe, nächtlicher Telefonterror, Stalking (Nachstellen) und so weiter. Ihre Wut kennt keine Grenzen. Lassen Sie das, denn es schadet Ihnen nu selbst. Bewahren Sie einen kühlen Kopf und Verstand. Ja, Sie sind sauer – zu Recht. Aber zügeln Sie sich und zeigen Sie Größe in der Niederlage. Das verschafft Ihnen Ehre und Anerkennung. Werden Sie nicht zur Furie, denn das würde ihn ja nur nachträglich in seiner Entscheidung bestätigen. Drehen Sie den Spieß doch einfach um. Er hat Sie sitzen lassen, vielleicht noch mit den kleinen Kindern. Sie sind doch das arme Schwein, die Betrogene und Verlassene. Spielen Sie diese Karte aus. Zeigen Sie es ihm, dass Sie auch ohne ihn überleben können, vielleicht sogar besser als er selbst. Gehen Sie stolz und erhobenen Hauptes raus und lassen sich vor allen blicken. Er muss ja seinen Auszug rechtfertigen, nicht Sie Ihr Sitzen gelassen sein.

       Endlich kommt die Phase 4. Hier können Sie nun auch akzeptieren, dass Sie verlassen wurden. Sie können loslassen vom Ex-Partner, für sich selbst die Trennung annehmen, und Sie kommen wieder zu sich selbst. Jetzt wenden Sie sich wieder dem Leben zu. Es geht ja irgendwie weiter, wie Sie ja auch nach dem Tod eines nahen Angehörigen wieder in den Alltag zurückfinden müssen. Nun schmieden Sie neue Pläne für das Leben danach, besuchen alte Freunde wieder, frischen ehemalige Kontakte auf und können sich sogar vorstellen, nach einem neuen Mann an Ihrer Seite Ausschau zu halten. Sie haben die Trennung akzeptiert und kommen wieder in die ganz normale Spur. Und je länger Sie vom Ex weg sind, umso mehr verblasst auch die Erinnerung. Sie werden es am eigenen Leib spüren.

      Wichtig ist, dass Sie jeder Phase die notwendige Zeit einräumen. Es nutzt Ihnen absolut nichts, wenn Sie beispielsweise auf die Trauerarbeit verzichten. Das fehlt Ihnen dann bei der erneuten Partnersuche und belastet Sie, weil Sie in Trauer immer noch an den alten Partner denken. Sie sind im Bett mit dem Neuen und kommen nicht zum Orgasmus, weil der Alte noch in Ihrem Kopf herumschwirrt und Sie ihn ständig mit dem neuen Partner vergleichen. Genauso ergeht es Ihnen, wenn Sie sich sofort in eine neue Beziehung stürzen. Das geht garantiert schief. Manche Frauen trösten sich ja gleich mit einem Neuen über den Alten hinweg – manchmal noch aus Rache, Wut und Eifersucht. Das ist grundverkehrt. Solche Blitz-Beziehungen haben keine lange Haltbarkeits-Dauer. Erst wenn Sie den Kopf ganz frei haben und alle Phasen der Trennung voll durchlebt haben, sind Sie wieder für eine neue Partnerschaft mit Bestand fähig. Nehmen Sie sich also die Zeit – manche Frauen schaffen dies in ein paar Wochen, andere brauchen Monate oder gar über ein Jahr dafür.

      Warum geht er?

      Wir widmen uns diesem Kapitel so ausführlich, weil Sie die Gründe für die Trennung verstehen lernen müssen, denn nur so sind Sie in der Lage, es beim nächsten Mal besser zu machen und aus Ihren Fehlern zu lernen: Warum hat er Sie verlassen? Diesen ersten Grundsatz sollten Sie beachten und analysieren. Fragen Sie sich selbst das ganz ehrlich oder fragen Sie ihn direkt: Warum gehst Du? Natürlich ist auch das ein gefährliches Spiel, denn oft wird diplomatisch herum geeiert und nicht die volle Wahrheit gesagt. Man will ja die verlassene Ehefrau, die Freundin oder Partnerin nicht vollends vor den Kopf stoßen und sie auch noch mehr wütend machen – wie etwa durch schonungslose Offenheit: Deine Brüste sind mir zu klein; Dein Entenarsch entsetzt mich; Du bist nach der Geburt unserer Kinder wie ein Hefekuchen auseinander gegangen und so weiter. Die Frau sollte es aber andererseits auch verstehen können. Es ist zugegeben eine schmale Gratwanderung zwischen Offenheit und Diplomatie. Allgemeinplätze wie „Ich habe mir etwas anderes unter unserer Beziehung vorgestellt“ oder „Das Leben mit Dir erfüllt mich nicht mehr“ oder „Ich habe eine andere gefunden“ helfen auch nicht weiter. Da muss schon mehr kommen, es sollte konkreter werden. Man kann auch harte Fakten angenehm erträglich verpacken wie etwa „Mich stört, dass Du immer zu viel Schminke aufträgst. Ich schäme mich manchmal, mit Dir auszugehen. Du takelst Dich auf wie eine Nutte. Du gibst zu viel Geld aus – vor allem für Kosmetika“ Oder eben klare Kante: „Wir haben uns nur noch wenig zu sagen und wenn, dann streiten wir uns nur noch. Deine Ansichten haben sich total verändert, ich komme damit nicht mehr klar. Ich habe eine neue Liebe gefunden“

      Worum geht es denn häufig? Ein gebrochenes Herz, ein verletztes Ego, ein geknicktes Gemüt. Trotz Schmerz und Trauer darf man sich nicht nur auf seine Gefühle verlassen. Die machen blind für die Realität. Sagen Sie sich stattdessen: Wo etwas zu Ende geht, entsteht Platz für Neues. Sie müssen dafür sorgen, dass es Ihnen wieder gut geht. Vergessen Sie alle Floskeln wie „Wir haben uns auseinander gelebt“ oder „Ich liebe dich einfach nicht mehr“. Hier sind die wahren Gründe, warum ein Mann ihr den Laufpass gibt:

       Er hat inzwischen eine andere gefunden. Das ist allerdings nicht die ideale Trennung von der Ex-Partnerin, denn die sollte erst einmal vernünftig abgeschlossen sein und in allen Phasen durchlebt worden sein. Denn sonst passiert es ihm, dass er mit der Neuen im Bett liegt und noch an die Alte denkt. Eine Trennung braucht Enttäuschung, Depression, Wut und auch Trauer. Die neue Liebe, das Happy End kann man wohl nur als „bittersweet“ Love bezeichnen, wenn er bereits eine Liebe gefunden hat und dafür seine Ehefrau aufgibt. So sollte es nicht ablaufen. Dann bitte schön früher Schluss machen und nicht erst mal die Neue ausprobieren. Er sollte so fair bleiben, erst mit etwas Neuem an den Start zu gehen, wenn das Alte richtig abgeschlossen ist. Sonst hat die Ex ja gar keine Chance.

       Die Anziehungskraft ist mit der Zeit verschwunden. Natürlich weiß jeder, dass die Schmetterlinge im Bauch irgendwann verschwinden, das Hochgefühl der Liebe auf den ersten Blick verfliegt – manchmal schneller, manchmal später. Nicht alles, was glänzt, ist auch Gold. Oft öffnen sich einem die Augen erst im grauen Alltag. Dann muss die Partnerin nämlich auch beweisen, dass sie alltagstauglich ist. Genau das aber macht eine gut funktionierende Beziehung aus, die Klippen des Alltags zu meistern. Manche Frauen lassen sich auch einfach hängen und putzen sich nicht mehr raus. Insbesondere nach der Geburt von Kindern vernachlässigen Frauen sich manchmal oder aber sie haben einfach keine Zeit mehr, zwischen Erziehung und Haushalt