vielleicht ein unwilliges Erstaunen muß es für den abgekämpften Soldaten gewesen sein, da er, 1512 endlich wieder landend, ein ganz anderes Lissabon, ein ganz anderes Portugal erblickt, als das er vor sieben Jahren verlassen. Schon bei der Einfahrt in Belem staunt er auf. Statt des alten niederen Kirchleins, das seinerzeit Vasco da Gamas Ausfahrt gesegnet, erhebt sich, endlich vollendet, die mächtige, prächtige Kathedrale, erstes sichtliches Zeichen des riesigen Reichtums, der mit dem indischen Gewürz seinem Vaterlande zugefallen. Jeder Blick zeigt rings Veränderung. Auf dem früher spärlich befahrenen Fluß drängt Segel an Segel, in den Werften am Ufer entlang hämmern die Werkleute, um nur rasch neue, nur rasch größere Flotten auszurüsten. Im Hafen wimpeln dicht gereiht, Mast neben Mast, inländische und ausländische Schiffe, überfüllt ist die Reede mit Waren, vollgepfropft lagern die Speicher, Tausende von Menschen eilen und lärmen auf den Straßen zwischen den großartigen neuaufgeführten Palästen. In den Faktoreien, an den Wechslerbänken und in den Maklerstuben wirbeln alle Sprachen Babels – dank der Ausbeutung Indiens ist Lissabon innerhalb eines Jahrzehnts aus einer Kleinstadt eine Weltstadt, eine Luxusstadt geworden. In offenen Karossen zeigen die Frauen des Adels ihre indischen Perlen, prächtig gewandet scharwenzelt ein riesiger Troß von Höflingen im Schloß, und der Heimgekehrte erkennt: sein und seiner Kameraden in Indien vergossenes Blut hat sich dank geheimnisvoller Chemie hier in Gold verwandelt. Während sie unter der unerbittlichen Sonne des Südens gekämpft, gelitten, entbehrt und geblutet haben, wurde Lissabon durch ihre Tat die Erbin Alexandrias und Venedigs, wurde Manoel »el fortunado« der reichste Monarch Europas. Alles ist daheim anders geworden, alles lebt in der alten Welt reicher, üppiger, genießerischer, verschwenderischer, als hätte das eroberte Gewürz, das erhandelte Gold die Sinne beschwingt – nur er kehrt wieder als derselbe, als der »unbekannte Soldat«, von niemandem erwartet, von niemandem bedankt, von niemandem begrüßt. Wie in eine Fremde kehrt nach sieben indischen Jahren der portugiesische Soldat Fernão de Magelhaes in seine Heimat zurück.
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