Peter Waldbauer

Polizistendeutsch


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Gründung der Polizei

      Die Polizei ist eine Organisation des Staates, die für Sicherheit und Ordnung sorgt. Das Wort stammt von altgriechischen polis ab und bedeutet Staat. Polizeieinheiten im heutigen Sinne entstanden erst im 18. Jahrhundert. Zuvor zweigte man zur Aufrechterhaltung der Ordnung Kräfte vom Militär ab. Die erste Kriminalpolizei wurde 1810 in Paris gegründet. Sie hieß brigade de sûreté (Sicherheitsbrigade). Ihr Chef war ein Ex-Sträfling: Eugène François Videocq. Man glaubte schon damals, dass Verbrechen am besten durch Verbrecher bekämpft werden können.

      Auch im Wilden Westen war ein Seitenwechsel von Gesetzlosen zu Gesetzeshütern (und umgekehrt) völlig normal. Beide Seiten entsprachen dem Wesen des Revolverhelden und ehemalige Outlaws wurden oft Sheriffs oder Marshalls. Der bekannteste von ihnen war Wyatt Earp. Polizisten und Gangster – beide sind vom Verbrechen fasziniert, nur mit umgekehrten Vorzeichen. Der eine ist aggressiv gegen das Opfer, der andere gegen den Aggressor. Aggressiv sind beide. Aus dieser Zeit stammt der Spruch: Verbrecher sind die besten Polizisten. Er gilt bis heute.

       Aufgabe der Polizei

      Der Staat hat das Gewaltmonopol und Polizisten sind jene, auf die die Staatsbürger ihre Gewalt übertragen. Die Polizisten prügeln sich stellvertretend für den Bürger. Dies ist eine Errungenschaft der modernen Zivilisation. Es darf nur derjenige Gewalt ausüben, der per Gesetz dazu ermächtigt ist. Gegen Diebe, Einbrecher, Räuber, Vergewaltiger und Mörder selbst vorzugehen, ist verboten. Da der Staat das

      Monopol auf Gewalt besitzt, wird er ärgerlich, wenn ihm jemand Konkurrenz macht (Ausnahmen: Notwehr und Nothilfe.)

      Außer der Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten und Straftaten ist die Gefahrenabwehr die Hauptaufgabe der Polizei. Deshalb kommt sie in der Regel, wenn sie gerufen wird. Ihre Aufgaben sind aber sehr vielfältig: Verkehrsüberwachung, Ermittlung im Mordfall oder Wegweiser für ortsunkundige Touristen. In speziellen Fällen (Katze vom Baum runterholen/ entlaufene Ehefrau einfangen) hilft die Polizei auch, sonst gerne die Feuerwehr.

       Gesetzesgrundlagen

      Die Polizei darf nicht tun, was sie will (auch, wenn viele das glauben), sondern muss sich streng an die Gesetze halten (zumindest theoretisch). Alles basiert auf einer Rechtsgrundlage. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um die folgenden vier Gesetze:

      • Straßengebührenbuch (StGB)

      • Straßenproletenbuch (StPO)

      • Straßenverstopfungsordnung (StVO)

      • Offener Widerstand-Gesetzbuch (OWiG)

      Zusätzlich gibt es noch die Polizeidienstvorschrift (PDV), welche den Beamten nur grob bekannt ist, da sie schon einige Jahre nicht mehr hinein geschaut haben. Seit bestandener Berufsprüfung liegt das vergammelte Exemplar verschollen auf dem Dachboden oder im Keller, wo es einsam vor sich hinrottet. Das Hauptaugenmerk bei der täglichen Arbeit richtet sich darauf, wie diese lästigen, von gefühlsduseligen Sozialromantikern erfundenen Stolpersteine umgangen werden können.

      Schließlich gibt es noch das Grundgesetz (GG) der Bundesrepublik Deutschland. Für die tägliche Polizeiarbeit sind die folgenden vier Artikel maßgeblich:

      Artikel 1: Die Worte des Polizisten sind unantastbar. Ihre Auslegung ist nicht Sache des Bürgers, sondern der Polizei.

      Artikel 3: Ein Polizist hat immer Recht, auch dann, wenn er nicht Recht hat, schließlich ist er bei der Polizei.

      Artikel 5: Alle Bürger sind gegenüber der Polizei ungleich.

      Artikel 9: Ein Polizist darf alles, solange es kein Richter mitkriegt.

       Organisation der Polizei

      Die Polizei eines Bundeslandes gliedert sich in Polizeiverwaltungsbehörden und Vollzugspolizei. Zu den Verwaltungsbehörden gehören z.B. das Ordnungsamt (Knöllchenschreiber) und das Gewerbeaufsichtsamt. Dieses wird auch „Pommespolizei“ genannt, denn es kontrolliert verschimmelte Lebensmittel und versiffte Gaststätten. Die Vollzugspolizei ist für die Gefahrenabwehr zuständig und gliedert sich in:

      Schutzpolizei (SchuPo)

      Gegensatz zur Kripo. Schutzpolizisten machen Streifendienst, die Kripo kommt nur, wenn sie gerufen wird. Als Standardausrüstung tragen Schutzpolizisten: schusssichere Weste, Pistole, Ersatzmagazin, Handschellen, Plastik-Einweg-Fesseln, Handschuhe, ausziehbarer Schlagstock, Multifunktionswerkzeug, Metallschlüssel zum Aufsperren von Absperrpfosten, Taschenlampe, Funkgerät, Handy und Laserschwert. Ohne das Gerödel sind sie 50 Kilo leichter. Im Streifendienst kontrollieren sie Innenstädte und Wohngebiete. Zu ihren Aufgaben zählen: Aufnahme von Unfällen, Einbrüchen und Überfällen, Vermisstensuche, Leuten den Weg zeigen und Drogenpäckchen aus Exkrementen herausfischen.

      Bereitschaftspolizei (BePO)

      Ersatzeinheit und Lückenbüßer der „normalen“ Polizei. Bereitschaftspolizisten kommen dort zum Einsatz, wo wenig Hirn, aber viel Masse gefragt ist. Sie stehen Spalier bei Fußballspielen, Demonstrationen, Volksfesten, Rosenmontagzügen, Castortransporten und dem Durchkämmen von Wäldern nach Flüchtigen oder Vermissten. Das Begleiten übellauniger Fans vom Bahnhof zum Station und zurück ähnelt der Tätigkeit beim Viehtrieb. Bereitschaftspolizist zu sein bedeutet: tagelang in derselben Kluft heraumzulaufen, kaum Schlaf, kein Waschwasser und Pinkelgehen zwischen Bäumen. Je nach Einsatz gestalten sich Versorgung und Unterbringung schwierig. Frühstück in der Turnhalle, Mittagessen auf dem Parkplatz. Übernachtung in muffigen Klassenzimmern oder Containerlagern, wo die Beamten in quietschenden Stockbetten schlafen, eisige Luft durch die Ritzen zieht und in den Matratzen das Ungeziefer kriecht.

      Kriminalpolizei / Kripo (KriPo)

      Wunschtraum vorpupertärer Jugendlicher und spätere Berufswahl von Spürnasen, die gerne Krimis schauen („Harry, fahr schon mal den Wagen vor.“). In einem gewissen Alter will jeder später Kommissar, Feuerwehrmann, Pilot, Astronaut oder Tierarzt werden. Wie sich das der kleine Moritz so vorstellt. Bis man gemerkt hat, dass es bei der deutschen Kripo nicht zugeht wie in amerikanischen Serien, in denen die Polizisten ständig auf Verfolgungsjagd sind und großkalibrig herumballern, sondern eine Ermittlung aus Bildschirmarbeit und langweiligem Papierkram besteht, ist man schon verbeamtet. Auch hat der Tatort nichts mit der sonntäglichen Krimiserie in der ARD zu tun, deren Unglaubhaftigkeit dadurch gesteigert wird, dass die jeweils nächste Folge noch hanebüchener und grotesker ist als die letzte. An echten Tatorten im Freien herrscht oft ein Gewusel wie in einem Ameisenhaufen, so dass alle Spuren verwischt sind. Für die klassische Tatortbegehung gilt: oben Nieselregen, unten Brombeerdornen.

      Daneben gibt es noch die Wasserschutzpolizei (WaPo), die Autobahnpolizei (AuPo), die Volkspolizei (VoPo) und die Polenböllerpolizei (PoPo). Außerdem existieren einige übergeordneten Behörden wie LKA, BKA, FKK und LMAA.

       Das äußere Erscheinungsbild der Polizei

      • Uniform

      Der Dienstmarke allein wird oft nicht geglaubt („Da könnte ja jeder kommen“; „So eine Hundemarke habe ich auch noch im Keller herumliegen.“) Deshalb tragen Polizisten nach Art und Farbe einheitliche Markenklamotten, damit man sie als Vertreter des Staates erkennt und nicht jedesmal fragen muss: „Sind Sie von der Polizei?“. Außerdem soll die Uniform die Legitimität ihrer Diensthandlung unterstreichen. In dieser Hinsicht unterscheiden sich Polizisten nicht von Museumswärtern, Straßenbahnschaffnern und Türstehern.

      Die Uniform war früher potthässlich (senffarben) und stellte eine Bestrafung dar, weil Polizisten sich dazu herablassen, niedere