Antonius Mésange

Ein Amtsschimmel ist kein Rennpferd


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Schließlich hatte das Holz über die Jahre Feuchtigkeit aufgesogen. Bald darauf fing es an zu kokeln. Zunächst noch recht wenig, sodass sich der Qualm lediglich im Innern der Mikrowelle verteilte. Doch bald darauf suchte sich der zunehmende Rauch einen Weg nach draußen, welchen er auch ohne Mühe fand. Da erhitzter Qualm leichter ist als die Umgebungsluft, stieg dieser sofort nach oben und erreichte weiterhin unbemerkt die Decke des Büros.

      Wie es sich für ein typisches deutsches Amt gehörte, war man stets um die Sicherheit der Beamten und der Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes besorgt. Somit befand sich in jedem Büro ein Rauchmelder. Jener in Gerhard Stommels Büro machte sich wenige Augenblicke später mit dem nunmehr zum ihm gelangten Qualm bekannt und schlug Alarm.

      Dies war auch der Augenblick, indem Stommel erst erstarrte und dann erschrocken den Hörer auf die Gabel fallen ließ. Dass er seinem Chef dabei das Wort abschnitt, spielte in dem Moment nur eine untergeordnete Rolle.

      Zum besseren Verständnis der nun folgenden Ereignisse sollte man wissen, dass es zwei Arten von Rauchmeldern gibt. Jene, die man privat im Haus unter die Decke heftet und die ganz individuell bei Rauchbildung Alarm schlagen. Und solche, die zentral verbunden sind, und im kompletten Gebäude einen Alarm auslösen. Der in Gerhard Stommels Büro gehörte zur letzteren Sorte, und tat genau das, was er sollte. Er löste im gesamten Amtskomplex den Feueralarm aus. Dadurch wiederum wurde der Notfallplan initiiert, der gründlich und gewissenhaft, wie wir Deutsche nun einmal sind, befolgt wurde.

      Während Gerhard Stommel in Panik die Mikrowelle ausschaltete und ein Fenster aufriss, um den Rauch loszuwerden, machten sich auf jeder Etage des Gebäudes eigens ausgewählte Mitarbeiter an die Aufgabe, alle übrigen Kolleginnen und Kollegen aufzufordern, dass Gebäude zu verlassen. Selbstverständlich immer darauf achtgebend, dass sie nicht die Aufzüge verwendeten. Während sich ca. 300 Menschen durch die Treppenhäuser quetschten, machte sich bereits ein Großaufgebot der Feuerwehr auf den Weg. Dafür hatte es nicht einmal eines Anrufs bedurft, denn der Alarm war automatisch direkt bis zur Feuerwehrzentrale durchgereicht worden.

      4 Löschzüge, zwei Rettungswagen und das Fahrzeug des Feuerwehreinsatzleiters standen binnen weniger Minuten vor dem Amtsgebäude. Kurz wurden sie beim Pförtner noch informiert, wo genau im Gebäude der Alarm ausgelöst wurde, bevor sich ein 8 Mann starker Trupp, bewaffnet mit Atemschutzmasken und schwerem Gerät, den Weg ins Innere bahnte.

      Mittlerweile war auch Gerhard Stommel mit blassem Gesicht all den anderen Kollegen nach draußen gefolgt und verhielt sich auffällig ruhig. Es war nur eine Frage der Zeit, bis das alles auf ihn zurückfallen würde.

      Alles was Strom zum Betrieb braucht, ist, wie die meisten sicherlich wissen, recht empfindlich, wenn Feuer ins Spiel kommt. Also hatte man sich für die Räume, in denen sich die Computerserver befanden, eine Strategie überlegt, die den Betrieb auch im Feuerfall sicherstellen sollte. Durch das Auslösen eines Alarms wurden die Serverräume nach einem Countdown vorsorglich mit CO2 geflutet. Zuvor hatten die dort arbeitenden Mitarbeiter den Raum natürlich verlassen. CO2 nimmt jedem Feuer die wichtigste Nahrung - Sauerstoff. So auch in diesem Fall. Doch leider wurde bei der Planung des Notfallszenarios einen entscheidenden Fehler gemacht. Noch nie war das Ganze auch nur ein einziges Mal getestet worden.

      So kam es dann, dass die Stromzufuhr zu den Servern planmäßig gekappt wurde. Denn schließlich könnte sich ein potentielles Feuer auch durch die Wände in die Stromleitungen fressen. Daher hatte man den Serverraum nicht nur mit CO2 geflutet, sondern auch mit einer Notstromversorgung auf Basis von Batterieaggregaten versehen. Genug um alle Maschinen einen Tag lang, ohne externen Strom, betreiben zu können. Dummerweise sprang die Notstromversorgung nicht an.

      Während es im Gebäude mangels Stroms dunkel wurde, und alle Computer und Server abrupt den Betrieb einstellten, hatte in Zwischenzeit die Feuerwehr Gerhard Stommels Büro erreicht und erkannte recht schnell die Ursache des ganzen Schlamassels. Noch immer lag kokelnd das Frühstücksbrettchen in der geöffneten Mikrowelle. Mit grinsenden Gesichtern und auch einer gewissen Erleichterung bekämpfte man den Schmorbrand und hatte ihn binnen Sekunden besiegt.

      Aus Sicht der Feuerwehr wurde aus dem angenommenen Großeinsatz so ganz plötzlich eine Bagatelle. Alles andere als eine Nichtigkeit waren dagegen die Folgen des Vorfalls für das ganze Bundesland. Da die hier beschriebene Behörde eine zentrale Rolle für diverse Ämter spielte, konnten diese plötzlich nicht mehr arbeiten. Denn die Software, die sie nutzen, wurde ihnen über das interne Netzwerk zur Verfügung gestellt. Nur dass das Amt, das jene Dienste zur Verfügung stellte, den Betrieb mangels Stroms eingestellt hatte.

      So hatte Gerhard Stommel mit einem einzigen Frühstücksbrettchen unfreiwillig dafür gesorgt, dass ein Großteil der Beamten des Landes einen Tag Urlaub auf Kosten der Steuerzahler nehmen mussten.

      Nachtrag: Gerhard Stommel arbeitet auch heute noch für das ungenannte Amt. Selbstverständlich hat er von seinem Vorgesetzten einen ordentlichen Einlauf bekommen. Mikrowellen sind seitdem im Haus ungern gesehen wenngleich auch nicht gänzlich verboten. Auch hat man die Notfallstrategie nachgebessert und sie sogar getestet. Ob und welche Konsequenzen das Ganze für Kollege Stommel hatte, will ich hier nicht berichten. Darüber hülle ich den Mantel des Schweigens.

       Ende

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