Michael Franzen

Kurzgeschichten und Schüttelreime


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dich zu schlagen, wäre mir ne´Wonne.“

      Der Gong ertönt zur ersten Runde, für wem schlägt jetzt die letzte Stunde?

      Helmut sofort zum Gegner drängt und sich sogleich einen Schwinger fängt.

      Der Mundschutz fliegt fort, die Zähne, sie klappern, Helmut tut sich vorne besabbern.

      Eine Linke zum Magen, die Rechte aufs Auge, bei Helmut lockert sich langsam die Schraube.

      Zwei links, zwei rechts, ein Leberhaken, Helmuts KO, er kommt auf Raten.

      Der Gong, der tut ihn vorerst retten, kaum einer würde noch auf ihn wetten.

      Sein Körper schmerzt an vielen Stellen, das Auge tut ihm schon zuschwellen.

      Bevor ihn Bodo wird zerreißen, möchte er jetzt gerne das Handtuch schmeißen.

      Doch schon ertönt der Gong erneut, uns Bodo sich schon mächtig freut.

      Jetzt macht er ernst, er ist in Eile, der Helmut stolpert in die Seile.

      Die Schläge prasseln auf ihn nieder, es schlottern ihm die weichen Glieder.

      Ein Schlag auf´s Kinn schickt ihn zu Boden, jetzt tut er Bodos Schlagkraft loben.

      Schlaff tut er auf den Brettern liegen und will noch schnell im Endkampf siegen.

      Er brabbelt sich was in den Bart, der letzte Schlag, er war zu hart.

      Man zählt ihn an, dann ist es aus, man trägt ihn aus dem Boxring raus.

      Bodo Konnopka aber ist und bleibt, der Sieger im großen Boxer-Wettstreit.

      Und solltest du ihm mal begegnen, dann wird es für dich blaue Veilchen regnen.

      Alt und grau mag er zwar sein, doch haut er dir die Gerade rein.

      Ein alter Wolf bleibt stets gefährlich, der Kampf war fair und durchweg ehrlich.

      Auch Helmut musste dies begreifen, und tut schwer durch die Zahnlücke pfeifen.

      Den Ringstaub musste er heute schlucken und tat blöde aus der Wäsche gucken.

      Aus der Traum von Ruhm und Ehre, war ihm Bodo heute eine Lehre.

      Der Pillen-Salat

      Die Lutschtablette ist oft rund, mal eckig, länglich und gesund.

      Für jeden Kranken gibt es ein Mittel, vom netten Mann im Ärztekittel.

      Mit Dr. Schniefmanns Grippetod, kommt jede Schnotternase gleich ins Lot.

      Das kühle Gel für dicke Augen, das tut mir glatt die Sehkraft rauben.

      Habe ich mal einen zuviel gehoben, tue ich die Kraft vom Ginseng loben.

      Zehn Vitamintabletten am Tag, die müssen halt sein, ich spüle sie runter mit einem Glas Wein.

      Schon grummelt es im Magen, ein krampfhaftes Zucken, da tue ich noch schnell eine Magenmampf schlucken.

      Der Tag fängt gut an, das muss ich schon loben, der Magen beginnt, nun mächtig zu toben.

      Ich renne ins Bad, zur Schüssel, der Weißen, jetzt muss man halt mal die Zähne zusammenbeißen.

      Jetzt beginnen die Augen auch wieder zu brennen, die Wechselwirkung der Chemie, die müsste man halt kennen.

      Ich sitze im Sessel und trinke meinen Tee weil ich inzwischen immer weniger sehe.

      Ein Blick aus dem Fenster, ein graues Band, aus Regenwolken im Geschwaderverband.

      Nasser Regen klatscht gegen die Scheibe, ich zittere wild am ganzen Leibe.

      Drei gelbe Drops für die schwache Psyche, aus des Apothekers Gemischtwaren-Küche ….

      …. wirken von innen heraus auf manch müden Geist, meiner gerade ins Traumland reist.

      Die Augenlider sie rollen herunter, für den Rest des Tages werde ich nicht mehr munter.

      Mir ist es egal und die Arbeit fällt aus, es geht auch mal ohne, ich bleibe Zuhause.

      Das Affen-Theater No. 1

      Ein Affentheater ist diese Welt, wo jeder jedem in den Rücken fällt.

      Wo Gleichmut seine Runde macht, und man gerne über schlechte Scherze lacht.

      Wo Fernsehen zur Verblödung führt, und man im Topf der Dummheit rührt.

      Wo nur Schadenfreude echte Freude macht, und man über das Leid der anderen lacht.

      Vorhang auf, das Licht geht aus, die Bühne der Welt wird zum Affen-Tollhaus.

      Das Stück ist schlecht, gemein, nicht echt, Profitgedanke beugt das Recht.

      Manch Zuschauer bleibt da auf der Strecke, hängt erschöpft in seiner Plüschsitz-Ecke.

      Das Stück auf der Bühne aber, das geht stetig weiter, dümmlich-dämlich, höhnisch-heiter.

      Das Affentheater ist das beste vor Ort, hier läuft man nicht so einfach fort.

      Lösen sie eine Karte und sitzen sie Stille, betrachten sie das Stück durch die rosa Brille.

      Die Handlung wird dadurch zwar nicht besser, sie nutzt sich schnell ab, wird zum stumpfen Messer.

      Das neueste Stück heißt die Groß-Affenbande, das kennen die meisten, aber das nur am Rande.

      Auf der Bühne ein Haufen Selbstdarsteller, die drehen sich im Kreis, immer schneller und schneller.

      Sie wirbeln herum und schneiden Grimassen, begeistern das Volk, verzaubern die Massen.

      Frenetisches Klatschen, begeisterter Jubel, die Bühne wird zum kreischenden Volksfest-Trubel.

      Die Theatersaison war ein großer Erfolg, der gute Geschmack wurde vom Zug überrollt.

      Nächstes Jahr, da kommen wir wieder und singen für euch ein paar lustige Lieder.

      Das Affentheater, es schließt nun die Pforten und reist hinfort zu neuen Orten.

      Korallen-Jack

      Korallen-Jack war so etwas wie ein Schwarzflaggen-Segler. Was er tat, war zu rauben, mal arme Kaufleute oder reiche Bettler oder auch mal keinen von beiden, was des öfteren vorkam. Er war ein Entertainer seiner Zunft und mehr am Entern als am Tainern. Alles, was in seine Gierhände prasselte war erbeutet und ergaunert, was ihn aber herzlich wenig störte. Seine Mannschaft zählte zwölf Mann, jeder von ihnen ein verwaschener Haudegen, von Wind und Wetter mariniert, die des Rums wegen des öfteren mal den Großmast zersägten und ihn aufaßen. Ja, so war das mit diesem wilden Haufen und an ihrer Spitze Korallen-Jack, der seinen Namen zurecht trug, weil er andauernd auf irgendwelche Korallen-Bänke auflief, was so schien es, ein Fehler seines Steuermannes Blindauge war.

      Eines schönen Tages wurde die „Wurmstich,“ so hieß Jacks Schiff von einem Linienschiff seiner königlichen Moderigkeit unter dem Befehl von Sir Edward Pomado angegriffen und mit einer Anzahl königlicher Karbonaden behagelt, was die Mannschaft des Piraten-Dampfers stark ins Jubeln brachte:

      „Alle Schwarzsegler zu mir!“,

      brüllte Jack und dann wurden die Rumms-Rohre mit Pulver