Klaus Normal

Älter werden im (unfreiwilligen?) Ruhestand. Na und! Scheißegal!


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mich mal!“.

      Viele sind froh - vielleicht manchmal auch mit einer gewissen Zeitverzögerung – dass Sie nicht mehr arbeiten müssen. Ein erbärmliches Zeugnis für die Attraktivität des Berufslebens.

      Diejenigen die an sich noch gerne weiterarbeiten möchten, ist die über Jahrzehnte hochgezogene Intensität des Arbeitslebens ein Dorn im Auge. Es ist ein bisschen wie in der Physik: Leistung ist pro Zeitspanne umgesetzte Energie. Das Laufrad wurde immer schneller gedreht.

      Denen das nichts ausgemacht hat, weil sie das Berufsleben als so eine Art Ausdauersport nach dem Motto „survival of the fittest“ betrachten und an sich noch gerne weiter arbeiten würden, regen sich über die jahrzehntelange Fremdbestimmung auf.

      Ich habe nur von ganz wenigen gehört, die so wie bisher gerne weitergearbeitet hätten.

      Für viele war das Berufsleben also nicht so toll, als dass es einem vor dem Ruhestand grauen müsste.

      Daher müsste es, nachdem man den Berufsausstieg verdaut hat, doch relativ einfach sein, zu einer Na und! Scheißegal!-Einstellung zu gelangen.

      Immer wieder hört man, dass viele – auch Gesunde – innerhalb von anderthalb Jahren nach ihrem Berufsausstieg sterben. Ich habe dafür keine belastbaren Belege gefunden.

      Tatsache ist es aber, dass ich etwa anderthalb Jahre gebraucht habe, um nicht daran zu denken, dass ich nicht mehr arbeite. Jetzt bin ich weder froh noch traurig darüber.

      Wie so vieles, kommt die Bewegung „Financial Independence, Retire Early“ aus den USA. Frei übersetzt, würde diese Bewegung in der deutschen Sprache „finanzielle Unabhängigkeit, frühe Rente“ heißen. Damit ist auch das Ziel klar genannt. Da der Begriff relativ lang ist, wird diese Bewegung auch „FIRE“-Bewegung genannt. Diese Leute definieren sich nicht über Ihre Arbeit, sondern denen sind Familie und/oder ehrenamtliche Tätigkeiten wichtiger. Das ist jetzt aber kein Club der Millionäre. Wer seinen Konsum stark einschränken kann, kann dieses Ziel mit auch weniger als einer Million EUR erreichen (siehe Kapitel „Die 4 % Regel für Ruheständler“). Zudem kann dieses Ziel auch durch erfolgreiche Geldanlagen erreicht werden.

      Dass dies kein Club von Millionären ist, ergibt sich auch aus der Webpage Frugalisten.de [LINK].

      Dann gibt es noch Freiheitsmaschine. Com [LINK] und mismaxi.com [LINK].

      Wie sich schon aus den Namen der Webpages ergibt, sind das Leute, die möglichst schnell – auch über den Weg des Konsumverzichts – finanziell unabhängig sein wollen. Weil sie keine Lust haben, sich das ganze Leben von irgendeinem Chef auf der Nase herumtanzen zu lassen. Allein schon diese Bewegung ist ein Grund dafür, darüber nachzudenken, ob es Sinn macht, dass Leute Chef werden, ohne dafür ausgebildet worden zu sein.

      Die bedeutendste europäische Webpage dieser Bewegung dürfte wohl FIREhub.eu | The financial independence hub of Europe [LINK] sein.

      Im Jahr 2018 hatte sich die europäische Community in Rumänien getroffen [LINK].Die Treffen werden FIWE genannt. Im Mai 2019 trifft sich die Gruppe in Budapest [LINK].

      Auch gibt es natürlich eine “Meet other FIRE enthusiasts in the Financial Independence Europe” Facebook Gruppe”.

      Im Vergleich zu den USA, wo es tausende solcher Blogs gibt, ist das alles aber noch sehr klein.

      Durch die Verbreitung der künstlichen Intelligenz in der Form von Robotern, Apps etc. werden eine Menge Jobs verloren gehen. Manche träumen heute schon davon, dass selbst hochqualifizierte Tätigkeiten wie die eines Rechtsanwaltes oder eines Steuerberaters (teilweise) durch künstliche Intelligenz ersetzt werden können.

      Damit die Verbreitung der künstlichen Intelligenz trotzdem eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung findet und somit auch schneller verbreitet werden kann, werden einige Leute nicht müde, darauf hinzuweisen, dass dadurch auch neue Jobs entstehen. Das ist sicher richtig, doch ist das nur dann erwähnenswert, wenn genauso viele neue Jobs entstehen, wie alte Jobs verloren gehen. Soweit ersichtlich behauptet das aber niemand. Zweitens wird mit leuchtenden Augen auf die Möglichkeiten der Umqualifizierung hingewiesen.

      Spätestens bei diesem Punkt wird die Diskussion verlogen.

      Nimmt man den günstigsten Fall an, dass genauso viele neue Jobs entstehen wie alte Jobs verloren gehen, dann würde jeder Arbeitnehmer, der seinen alten Job verloren hat, für den neuen Job umqualifiziert.

      Das kann aber aus 3 Gründen nicht zu 100 % funktionieren.

      Aus mir würde nie ein guter Klavierlehrer werden. Ich habe einfach kein Talent dafür.

      Es gibt Tätigkeiten, die machen mir keinen Spaß. Ich habe keine Lust diesen Job auszuführen. Vielleicht hätte ich für den Job des Leichenwäschers genügend Talent, aber nicht ausreichend Lust. Oder als Zahnarzt in den Mündern anderer herumzufummeln.

      Man kann Leute nicht einfach beliebig hochqualifizieren, da gibt es Grenzen beim Denkvermögen und bei der intellektuellen Leistungsfähigkeit. Sonst gäbe es keine unterschiedlichen Ergebnisse bei den Intelligenztests. Die künstliche Intelligenz wird als erstes einfache Jobs vernichten.

      Ich nehme im Betrieb meines Arbeitgebers an einer Umqualifizierung teil. Wie oft darf ich da während der Schulung vor Kollegen und eventuell vor meinem Vorgesetzten die gleiche Frage stellen, weil ich etwas nicht verstanden habe. Drei Mal, bevor alle im Schulungsraum merken, dass ich es nicht raffe?

      Mir könnte man die einsteinsche Relativitätstheorie 10 Mal erklären und ich könnte Sie immer noch nicht nachrechnen. Es tut mir leid! Ich bin intellektuell überfordert, obwohl ich mich wirklich redlich bemühe.

      Die Anzahl der Leute ohne Arbeit wird also zunehmen. Die Diskussion über ein bedingungsloses Grundeinkommen wird daher ein Gewicht gewinnen. Wobei es wegen der Finanzierungsprobleme wohl eher ein Grundeinkommen sein wird, dass an eine Bedürftigkeitsprüfung gekoppelt sein wird. Wobei auch dann noch die Finanzierungsprobleme gewaltig sind. Wenn es mehr Leute ohne Arbeit gibt, gibt es weniger Leute die Lohnsteuer zahlen. Die Lohnsteuersumme, die der Staat erhält, wird somit geringer. Konsequenterweise müsste dann der Staat Roboter und künstliche Intelligenz besteuern, da diese die Ursachen für die zunehmende Anzahl der Leute ohne Arbeit sind. Roboter kann man zählen. Roboter müssten also noch relativ einfach zu besteuern ein. Aber wie soll man künstliche Intelligenz besteuern? Besteuert werden soll nach dem Leistungsfähigkeitsprinzip. Wie misst man die Leistungsfähigkeit von künstlicher Intelligenz? Nach der Anzahl der weggefallenen Arbeitsplätze? Europa bekommt es noch nicht mal hin, dass Facebook, Google etc. in Europa nennenswerte Steuerbeträge zahlen. Eine Steuer auf selbstfahrende Autos? Damit alle arbeitslosgewordenen Taxifahrer ein Grundeinkommen erhalten?

      Was auch nicht diskutiert wird, ob der Mensch überhaupt dafür geeignet ist, im Vollbesitz seiner körperlichen und geistigen Kräfte und trotz guter Ausbildung, große Teile seines Lebens nicht zu arbeiten. Mal sehen, ob dann die Alkoholiker Quote steigt.

      Warum