Robert Eder

SEHEH ERNTEN FLIEGEN


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aber die Pferde von OLE, der bald zurückerwartet wurde und auch die der angekündigten Nordmänner brauchten Futter. Es war einfach notwendig und so arbeiteten wir schweigend vor uns hin. Die Halme lösten sich leicht von den Wurzeln und wir mussten nicht schneiden. Bald hatten wir zwei große Haufen Gras gesammelt. Aus längeren Halmen zwirbelte ich eine Schnur, die ich mit JANs Hilfe zu einem dünnen Seil flocht. Damit banden wir das Gras zu dicken Bündeln und luden diese auf unsere Schultern. Bei den Gästehütten und Ställen suchten wir eine sonnige Stelle und breiteten das Gras zum Trocknen aus. Danach schaute ich mir die Gästehütten am Fuß des Berges an. Die Dächer waren alle dicht, doch im Innern sah es in einigen Hütten nicht so gut aus. Ja, sie gehörten dringend gereinigt und vom Geschirr war auch einiges zerbrochen. Auch zwei Bratplatten waren gesprungen. Hoffentlich bringt OLE neben Mahl und Schleifsteinen auch Steinplatten aus dem kleinen Waldland dachte ich. Ich sagte zu JAN. „Das Aufräumen können wir auch später machen, lass uns zu den Töpfern gehen um das fehlende Geschirr zu holen.“ Am Weg zur Töpferei bemerkte JAN: „URS das riecht wie Schweinebraten.“ „JAN wir schlachten Schweine erst im Frühwinter, nachdem sie von den Eicheln fett geworden sind. Außerdem ist es jetzt zu warm zum Räuchern und das Fleisch würde verderben. Du musst etwas Anderes riechen.“ Doch je näher wir kamen umso stärker wurde der Bratengeruch. Tatsächlich hatten die Töpfer ein kleines Schweinchen auf einem Spieß über dem Feuer. Ein junges Wildschwein hatte sich zu unseren Schweinen, die wir unter anderem auch mit Essensresten fütterten, geschlichen und war vom Schweinehirten erschlagen worden. Die Töpfer baten uns ans Feuer und JAN steuerte unsere Brotfladen bei. Lange aßen wir und freuten uns, dass sich das kleine Wildschwein verirrt hatte, denn es war sehr zart und saftig. Mit vollem Bauch ist es nicht leicht zu arbeiten und nachdem ich bei den Töpfern das fehlende Geschirr bestellt hatte stiegen wir den Abhang hinauf und setzten uns in die Sonne. Ich erklärte JAN den Vorgang der Fleischkonservierung. „JAN pass auf, unsere Schweine werden erst geschlachtet wenn es kalt ist. In der Wärme wird Fleisch grün und giftig. Wenn in der warmen Jahreszeit Fleisch hereinkommt, dann wird es sofort gebraten und rasch gegessen.“ „URS wir haben aber jetzt noch geräuchertes Schweinefleisch.“ „Ja JAN, das haben wir und es hält sich auch, denn es ist ja geräuchert.“ „Dann hätten wir auch etwas von dem Wildschwein räuchern können?“ „Nein, jetzt wäre es schon verdorben, bevor es fertig geräuchert ist. Du hast ja im Frühling im Wald Stöcke zu großen Lauchansammlungen gesteckt.“ „Ja URS und auch viele Blätter vom Lauch gesammelt und getrocknet. Meine Hände rochen noch viele Tage nach Lauch und der Geruch ließ sich nicht wegwaschen.“ „Das ist das Gute am Lauch, er haftet überall und dringt schnell ein. Vor dem Räuchern graben wir die Knollen des Lauches bei den Stöcken aus. Die Stöcke brauchen wir um den Lauch zu finden denn die Blätter verschwinden schon vor dem Sommer. Die Lauchknollen werden zerstoßen und mit etwas Wasser vermischt. Diese Mischung streichen wir dann auf alle Seiten des Fleisches damit sie gut eindringt. Danach kommt getrockneter Thymian der bei den Felsen an sonnigen Stellen wächst, Kümmelsamen vom Abhang des Berges sowie gestoßene Wacholderbeeren, Alles fein gemahlen, dazu.“ „URS ich hasse Wacholderbeeren, da habe ich mich so oft beim Pflücken gestochen.“ „JAN, oft ist was gut schmeckt schwer zu ernten. Du musst jede Beere die schwarz ist mit zwei Fingern pflücken und auf die Stacheln achten. Wenn sie noch nicht ganz schwarz sind sitzen sie noch zu fest an den Zweigen und du stichst dich furchtbar.“ „URS ich habe nur schwarze Beeren gebracht.“ „Ja aber diese wurden erst später schwarz, obwohl sie beim Pflücken nur blau waren. Deshalb hast du dir die Finger so zerstochen. Wenn die gemahlenen Beeren und Kräuter auf dem Fleisch sind wird nochmals gestoßener Lauch darauf gegeben. Dann hängt man das Fleisch in den Rauch von Buchenholzspänen. JAN es ist wichtig, dass du niemals Nadelholz zum Räuchern von Fleisch verwendest, es wird davon bitter. Nach dem Räuchern bleibt das Fleisch in der Luft der Räucherkammer einen Tag lang hängen. Am nächsten Tag wird das Fleisch wieder mit Lauchsaft eingerieben und nochmals geräuchert. Es ist sehr wichtig, dass das Fleisch hoch genug über der Glut hängt, damit es kalt bleibt und kein Fett schmilzt.“ „Ja URS, ich weiß auch dadurch wird das Fleisch bitter und ich habe den OMIC sagen gehört, dass eine gute Räucherhütte nie hoch genug sein kann. Er sagte auch dass sie im Schatten und im Wind stehen sollte.“ „Ja so ist es. Das nächste Räuchern erfolgt zwei Tage später und das vierte wieder zwei Tage danach. Dann alle drei Tage bis das Geselchte fertig ist, hart und trocken. JAN hast du dir die Abstände gemerkt?“ „Ja zweimal ein Tag und Lauchsaft vorher, dann zweimal zwei Tage und dann alle drei Tage. Aber wie lange bleibt das Fleisch in der Räucherkammer?“ „Es kann dort beliebig lange bleiben aber wenn du noch anderes Fleisch räucherst kannst du es in der Hütte über der Feuerstelle unter das Dach hängen.“

      Kurz darauf ertönte Hufgetrampel und JAN rief erfreut „Onkel OLE ist zurück lass uns ihm entgegen gehen.“ Das taten wir und im Tal trafen wir auf die Männer mit den schwer beladenen Pferden. Mit einem Freudenschrei umarmte JAN seinen Onkel OLE, der ihn fest an sich drückte. Dann begrüßte mich OLE höflich und ich erwiderte ihm mit einem kurzen Dankgebet für seine erfolgreiche Heimkehr. Während die Pferde vor dem letzten Anstieg rasteten kontrollierte OLE die Ladung. Er bestimmte, dass die mit Granit, Reibplatten und Schleifsteinen beladenen Tiere von den Männern direkt zu den Ställen nahe der Töpferwerkstatt zu bringen seien. Zwei Pferde, die mit Schieferplatten und solchen aus weißem Bändergranit beladen waren, behielt er allerdings zurück, um die wertvolle Fracht zum OMIC ins Heiligtum zu bringen. Vorher hatte er noch eine Überraschung für uns. Sie hatten bei der letzten Rast ein Reh erlegt, das er mir übergab. Wir vereinbarten es am Feuer der Töpferwerkstatt zu bereiten, wo derzeit noch das Schwein briet. Ich zog meinem Umhang aus und gab ihn JAN der ihn für mich trug. Das noch etwas blutige Reh nahm ich über meine nackten Schultern um es zum Feuer zu tragen. Dort war die Freude groß als ein weiterer Braten auftauchte. Wir häuteten das Reh, dann zerlegten wir es. Ich nahm mich der Haut an, schnitt die Fleischreste ab, schabte mit einem alten feinen Schleifstein Fettreste von der Haut und rieb die Fleischseite mit Lehmstaub ein. Das sollte bis zur weiteren Verarbeitung ausreichen. Danach wusch ich mir mit etwas Wasser aus den Krügen der Töpfer das Blut ab und legte die Haut neben den Eingang einer Gästehütte die jetzt leer stand. Jan reichte mir meinen Umhang und wir begaben uns ans Feuer. Dort hatten sie schon eine große Schieferplatte über eine weitere Feuerstelle gelegt und einige Frauen bereiten den Teig für Brotfladen zu. Die großen Stücke des Rehes brieten schon, auf Hölzer gespießt, neben den Resten des Schweines über dem Feuer. Die kleineren Stücke wurden in Streifen geschnitten und konnten so neben den Broten auf der Steinplatte gebraten werden. Bald kam OLE mit dem OMIC und den Dienern des Heiligtums ans Feuer. Der OMIC sprach ein Dankgebet an die GROSSE MUTTER für die erfolgreichen Heimkehrer. Dieses ersetzte auch gleichzeitig unser Abendgebet, sodass wir bis in die Nacht ohne Unterbrechung schmausen und den Erzählungen von OLE und seinen Leuten lauschen konnten. OLE hatte nicht nur Granit für Schleifsteine und Platten zum Mahlen des Getreides mitgebracht sondern auch schöne glatte Schieferplatten zum Backen von Brot. Auch hatten sie viele nützliche und sehr ansehnliche Geschenke für uns. Für die Töpfer waren einige schwarz glänzende Steine dabei, mit welchen man die Hände beim Reiben dunkel färben konnte. Ich erklärte JAN, dass damit die dunklen Muster auf den Tongefäßen gemacht wurden. OMIC erhielt ein Bündel getrockneter Pflanzen mit länglich ovalen Blättern auf denen deutliche Längsrippen auffielen. Er freute sich sehr über das Zauberkraut mit dessen Hilfe er sich in die Lüfte erheben wollte. Dies sollte im Herbst am Tag der Tag- und Nachtgleiche geschehen. Da er nun wieder über eine größere Menge von diesem Zauberkraut verfügte, bat er mich, nach den kleinen Zauberpilzen Ausschau zu halten, deren Vorräte schon sehr gering waren. Auch sollte ich JAN etwas über Heil- und Zauberkräuter lehren. Als besondere Aufmerksamkeit erhielt JAN vom OMIC einen schönen Bergkristall mit violetten und weißen Bändern, den OLEs Leute beim Abstieg aus dem Waldland gefunden hatten. Ich bekam mehrere feste Muschelschalen, aus welchen herrliche Löffel hergestellt werden konnten. Nicht nur als Ausstattung für die Gästehütten waren sie mir willkommen. Die Muschelschalen aus den Bächen in der Nähe sind breiter als die aus dem Waldland, aber ihre Schalen sind sehr dünn und zerbrechlich. Jene aus dem Waldland hingegen haben eine sehr dicke Schale, die ich an einem Ende anbohren und mit einem besonderen Knoten mit einem Lederriemen versehen konnte. So bekommt man einen sehr praktischen Löffel zum Umhängen. Die Feuer brannten nieder und als die letzten Flammen erloschen, hatte OLE dem OMIC auch alle Wünsche der Waldleute für die nächste Reise mitgeteilt. Im bleichen Licht