Sarah L. R. Schneiter

Promise


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was in ein Sternenschiff passte, von Lebensmitteln bis hin zu gefährlicher Schmuggelware. Meistens heuerte er für den weniger legalen Geschäftszweig Leute wie sie an, Schmuggler und Abenteurer, die ein Schiff besaßen, Geld brauchten und kaum etwas zu verlieren hatten. Natala vermutete, Marco war auch in Menschenhandel verwickelt, doch damit hatte sie nie zu tun gehabt. Außerdem konnte man sich in ihrer Position nicht allzu viel Neugier leisten, dies waren die Regeln in ihrem Geschäft, damit lebten sie alle. So lange er keine Gekidnappten auf ihr Schiff brachte, musste es ihr wohl oder übel egal sein.

      Natala wandte sich an ihre beiden Begleiter: „Okay, seid vorsichtig, sperrt die Augen auf und kreuzt die Finger. Marco könnte ziemlich schlecht auf uns zu sprechen sein.“

      „Ja, das letzte Mal war nicht sehr erfreulich“, kommentierte Stanley trocken, einen skeptischen Blick auf den Eingang des Hauses werfend.

      „Was auch immer ihr damals mit ihm angestellt habt, ich war da noch nicht bei eurer Crew, also hoffe ich mal, ich bleibe am Leben, wenn die Sache ernst wird“, entgegnete Nani halb scherzhaft. „Was die Frage aufwirft: Was habt ihr eigentlich mit ihm angestellt?“

      Natala lachte trocken. „Hey, wir bezahlen dich dafür, uns der Rücken freizuhalten, wenn es drauf ankommt, beißt du bitteschön als erste ins Gras, ja? Ach, zu deiner Frage: Nichts allzu schlimmes. Wir verpassten ein Treffen, weil wir vor einem Kreuzer der Vereinten Systeme auf der Flucht waren.“

      „Da wird der Typ gleich sauer?“

      „Vielleicht. Angeblich hat er schon Leute umbringen lassen, weil sie es sich während einem Job anders überlegt haben.“ Nach einer kurzen Pause fügte Natala entschlossen hinzu: „Sehen wir, was er will.“

      Sie traten in den schummrigen Raum und sahen sich um; es dauerte einige Zeit, bis sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewohnt hatten, in dem abgestandener Zigarettenrauch waberte. Natala konnte zwei große tätowierte Männer erkennen, die Blaster an den Gürteln trugen und sich an eine Ladentheke lehnten. Sie blieben reglos stehen, bis der eine mit einer sonoren Bassstimme wissen wollte: „Was wollt ihr?“

      Natala blieb ruhig. „Wir haben einen Termin mit Marco.“ Sie wusste, dass er es mochte, Schmuggler, die für ihn arbeiteten, erst mit seinen Schlägern sprechen zu lassen um zu sehen, wie sie reagierten. Es schien für ihn eine Art Ritual zu sein, um herauszufinden, wen er für würdig hielt. Man erzählte sich Geschichten, er ließe alle, die Angst zeigten, verprügeln und auf die Straße werfen. Dem Captain war zwar unwohl, sie spannte sich instinktiv an, um jederzeit losschlagen zu können, hielt aber ihre gelassene Fassade aufrecht. Tatsächlich meinte nun der Sprecher: „Folgt mir. Wenn ihr eine Waffe zieht, erschießen wir euch.“

      Die drei Schmuggler gingen hinter ihm her in ein stickiges Hinterzimmer, in dem es noch dunkler und der Qualm noch dicker war. Marco saß an seinem Schreibtisch und erhob sich, als er die Neuankömmlinge erkannte. Er war eher klein und untersetzt, sein schwarzes Haar trug er zurückgekämmt, was zu seinem billigen Anzug passte. Sein Lächeln wirkte auf Natala falsch und schleimig. „Meine alten Freunde“, begrüßte er sie gestenreich, ehe er Nani sah. „Oh, ein neues Gesicht, wie ich sehe. Ihr habt doch nicht geglaubt, ihr braucht Verstärkung, um mich zu besuchen?“

      „Nein, sie ist noch ziemlich neu in unserer Crew.“ Wie meist bei solchen Treffen ging es darum, keinerlei Schwäche zu zeigen. Jeder wusste zwar relativ genau, was der andere dachte, wenn es auch nie offen ausgesprochen, sondern durch eine Scharade ersetzt wurde, die allen das Gefühl vermitteln sollte, die Oberhand zu behalten. Natala war im Laufe der Zeit ziemlich gut in diesem Spiel geworden, denn ein Pokerface und ein höfliches Lächeln oder eine steinerne Miene konnten in prekären Situationen genauso über Leben und Tod entscheiden wie ein guter Blaster. „Du weißt, wie das ist, da draußen kann man rasch ein paar Arme mehr gebrauchen.“

      „Tragen, schießen, stechen, schlagen“, entgegnete Marco grinsend. „Noch immer emsig wie die Bienen, wie ich sehe. Wollen wir zum Geschäftlichen kommen?“

      „In dem Fall ist zwischen uns alles gut? Kein böses Blut?“

      „Sicher, so nachtragend bin ich nicht“, antwortete er, sich ein Glas Whisky eingießend. „Außerdem ist der Kunde sowieso gestorben, bevor ihr hättet hier sein können, damit hat sich der Auftrag erledigt. Sein Pech, unser Glück. Bitte, setzt euch.“

      Natala war unwohl damit, da sie im Stehen rascher zur Waffe greifen konnte, aus Höflichkeit folgte sie der Einladung, wobei Nani und Stanley stehen blieben, da es keine weiteren Stühle gab.

      Marco leerte seinen Drink in einem Zug und stellte das solide Glas mit einem Knall auf dem abgewetzten Holztisch. Dann beugte er sich zu Natala vor und fragte grinsend: „Ich nehme an, ihr seid bereit, für mich eine Fracht zu transportieren?“

      „Klar“, bestätigte sie gelassen; hätte er böse Absichten gehegt, wäre die Konfrontation schon geschehen, Natala wurde sich immer sicherer, Marco zu ihren Alliierten zählen zu können. Sein Atem roch nach Alkohol und Knoblauch, sie wich trotzdem nicht zurück und erklärte: „Dieselben Regeln wie immer, nichts lebendes, Bezahlung bei Erhalt.“

      „Natürlich“, stimmte der Verbrecherchef zu, bevor er sich entspannt zurücklehnte. „Ich habe zwanzig Standard-Frachtkisten mit etwas heiklen Pflanzen, die ich von hier nach Deron senden sollte. Keine Angst, sie sind getrocknet, gießen müsst ihr sie also nicht“, fügte er grinsend hinzu.

      „Klingt gut. Ich würde sagen, fünfzehntausend.“

      Marco lachte. „Fünf.“

      Natala überlegte kurz. Um den Preis zu verhandeln war ein Spiel in dem man die Oberhand behalten musste, doch wenn die Positionen einmal festgelegt waren, wurde rasch klar, auf was es hinauslief. „Wir können uns das Feilschen sparen und uns gleich bei zehn treffen.“

      Er schwieg einige Sekunden und schien nachzudenken, ehe er ihr die Hand hinstreckte. „Deal. Ich lasse die Kisten in einer Stunde zu eurem Schiff liefern.“

      Sie schlug ein und erhob sich. „Gut. Stets eine Freude, mit dir Geschäfte zu machen.“

      „Die Freude ist ganz meinerseits“, verabschiedete er sich.

      „Na, der Kerl ist ja aalglatt“, kommentierte Nani, währendem sie in einen Spargel-Taco biss, der vor scharfer Sauce troff.

      „Wem sagst du das“, stimmte Stanley ihr zu, sein braunblondes Haar zusammenbindend, um besser essen zu können. „Wir haben schon früher, bevor du zu uns gekommen bist, mit dem Geschäfte gemacht und er war noch nie anders. Kein sympathischer Zeitgenosse, dafür bezahlt er vernünftig und lässt dich meistens am Leben. Nach dem heutigen Treffen glaube ich, er mag uns.“

      Die drei Schmuggler standen an einem Essensstand, der in der Nähe von Marcos Geschäft lag; sie hatten sich entschieden, vor der Rückkehr auf die Promise noch einen Snack zu kaufen.

      „Naja, immerhin sind wir fein raus und er ist weiter mit uns gutgestellt“, meinte Natala. „Aber sind wir mal ehrlich: Wenn wir die Ladung verlieren, wird er uns gleich umbringen wollen, das ist so seine Art. Wir hatten einfach Glück, hat sein anderer Kunde ins Gras gebissen, sonst wären wir wohl kaum so leicht wieder zu einem Auftrag gekommen.“

      Nani zuckte mit den Schultern und meinte lakonisch: „Ich glaubte, ihr hättet auf dem Planeten schon genug Feinde. Dann müssen wir halt auf die Ladung aufpassen.“

      Natala kippte sich noch mehr von der scharfen Sauce auf ihren Teller. „Ich denke da eher an den Gangsterboss Nate, das ist ein Todfeind wie er im Buch steht. Episch.“

      „Was habt ihr denn dem Typen angetan?“, wollte Nani neugierig wissen. Sie war noch nicht lange auf der Promise und kannte daher erst wenige Geschichten aus Natalas und Stanleys Vergangenheit.

      „Apropos Feinde …“, unterbrach Stanley leise das Gespräch, legte seinen Taco weg und senkte so unauffällig er konnte die Hand zu seinem Blaster. „Hinter dir geht gerade einer vorüber, dem ich nicht um alles in der Galaxis begegnen wollte.“

      Natala verspannte sich augenblicklich, ließ ihr Mittagessen achtlos