Silvia Beutl

JEFF... ich heiße Jeff!


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mein Leben in die Hand zu nehmen. Nach dem Frühstück spannte ich alle Muskeln an, laut und gefasst kam es aus mir heraus.

      "Ich wollte euch etwas sagen!"

      Meine Pateneltern blickten mich freundlich an.

      "Was denn?"

      Keine Frage auf der ganzen Welt macht eine Antwort schwieriger als diese. Ich sprudelte los, dass ich gerne eine eigene Wohnung hätte, dass ich schauen wollte, wie das ist, wenn ich auf eigenen Beinen stehe und dass ich nach der Lehre ohnehin zu alt für das Heim sei und damit der Schritt sowieso unausweichlich wäre und so fort, bis mir unter dem stummen Blick meines Patenvaters kein Wort mehr über die Lippen kam. Schweigen. Langes Schweigen. Carl-Gustav setzte gemächlich an.

      "Wie gut", er machte noch einmal eine Pause, damit meine Hoffnungen Zeit hatten, auf Null zu sinken, "wie gut, wenn ein Junge schon so früh sein Leben in eigene Hände nehmen will."

      Ich war fassungslos. Dies war der erste und schönste Moment am ersten Tag meines eigenen Lebens.

      Meine erste eigene Bude war ein Zimmer. Immerhin in einer Villa, mit Swimmingpool. Das Bad benutzte ich gemeinsam mit meiner Vermieterin. Sie war eine Freundin meiner Patenmutter aus dem Rotary Club. Mein Zimmer hatte zwanzig Quadratmeter und meine Vermieterin eine Menge Fragen: Wohin gehst du? Wann kommst du? Wen triffst du? Einen Unterschied zum Leben bei meinen Pateneltern gab es nicht, außer dem Gefühl, dass meine Vermieterin zwar fragen, aber mir letztlich nichts verbieten konnte.

      An meinem ersten Samstag in Freiheit traf ich mich mit all meinen Fußballfreunden im Night Club. Als Franz und Olli beschlossen, bei mir zuhause weiterzufeiern, war ich schon zu betrunken, um nein zu sagen. Ein Dutzend Leute stiegen vor der Villa aus dem Auto. Die ersten kürzten durch den Garten ab und fielen mitsamt dem Bierträger in den Pool. Im Treppenhaus vergaß ich, dass die oberste Stufe locker war. Ich stolperte und riss die drei hinter mir den Absatz hinunter. Vom Treppenhaus torkelten wir durch das Wohnzimmer. Ich weiß nicht mehr, wer in den Glastisch gefallen ist. Endlich kamen wir in meinem Zimmer an. Als ich das Licht anmachen wollte, fühlte ich, dass auf dem Schalter schon eine Hand lag. Das Licht ging an. Franz staunte: "Mann, ist die hässlich!"

      Meine Vermieterin war leider wirklich ziemlich hässlich. Wir lachten alle furchtbar. Meine Vermieterin nicht. Sie schaute nur und dann sagte sie:

      "Dies ist deine Kündigung!"

      Am nächsten Tag rief mich Carl-Gustav an. Er schrie ins Telefon, was losgewesen sei, lauter Freunde, alle betrunken. Ich stotterte irgendwas von jemandem, der mir etwas ins Getränk getan hätte. Dass man mich nachhause bringen wollte und dass ich fast bewusstlos gewesen wäre und mich an nichts erinnern könnte. Schweigen am anderen Ende der Leitung.

      "Komm erst mal nach Hause!"

      Meine Pateneltern sorgten sich um mich. Ich sollte halt nicht mehr weggehen, ich sollte besser aufpassen und am besten nichts mehr trinken. Zu meinem großen Glück ist die Geschichte gut ausgegangen. Sogar die Kündigung meines Zimmers wurde aufrechterhalten. Nie hätte ich der Dame wieder unter die Augen treten wollen. Stattdessen erhielt ich meine zweite Chance: Meine Pateneltern versprachen mir eine eigene Wohnung.

      Wie es der Teufel will, riss ich mir beim nächsten Fußballspiel alle Außenbänder meines rechten Fußes. Ich lag also im Krankenhaus, während meine Pateneltern eine Wohnung für mich aussuchten und anmieteten. Als ich entlassen wurde, half mir mein Bruder beim Umzug in diese Wohnung, die ich nie gesehen hatte. Da stand ich nun mit meinen drei Habseligkeiten im Türrahmen und staunte: Die Wohnung war billig und genau so sah sie aus. Der Gasofen stand im Flur. Die Fertigdusche ebenfalls, genau wie der Boiler. Es gab eine Toilette, die war so lang, dass ich auf dem Rückweg oft umdrehen musste, weil ich schon wieder pissen musste. Das einzige bewohnbare Zimmer war möbliert, und ich war sprachlos. Mein erster Nagel riss einen halben Quadratmeter Putz von der Wand. Ob die Wohnungstüre zu war oder nicht, spielte keine Rolle, es war hellhörig, es war schlimm. Und das Allerschlimmste: Auf der Straßenseite befand sich ein Laden, und ein Schlüssel zu meiner Wohnung berechtigte den Ladenbesitzer, seine Geschäfte auf meiner Toilette zu erledigen.

      Ich stand lange Zeit im Türrahmen und mir wurde klar, dass ich keine andere Wahl hatte. Diese Tür war mein Tor zur Freiheit. Und zu Frauen.

      ***

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