in meiner Nase festgesetzt. Auf meinen Lippen. Ich schlucke.
Bleib bei der Sache, Chris!
Ich parke das Auto in unserem Hinterhof und trage sie vorsichtig nach oben. Sie hat sich bisher immer noch nicht gerührt. Ihre Atmung geht flach, aber gleichmäßig.
Meine Sorge frisst mich fast auf. Hoffentlich hat sie keine Gehirnerschütterung oder so.
Ich knalle die Tür zu unserer Wohnung auf. Liam und Angel kommen gackernd aus ihrem Zimmer. Nackt. Provokativ lehnen sie sich in den Türrahmen, ohne ihre Blöße zu verstecken. Auf dieses Spiel hatte ich nun wahrlich keinen Bock.
„Na, Bruderherz, was bringst du denn da mit nach Hause?“ Amüsiert mustert uns Liam von oben bis unten.
„Endlich bringst du sie mal mit“, zwinkert Angel mir zu. „Allerdings ... Wow, Chris ist alles okay?“ Besorgnis schleicht sich in ihren Blick, als sie die reglose Hannah in meinen Armen erblickt.
Als schließlich auch Liam meine dunkel verfärbten Augen erkennt, schalten sie beide. Angels Pupillen weiten sich. „Fuck, sie blutet.“
Ich nicke. Meine Kiefer mahlen aufeinander. Nur mit Mühe kann ich an mich halten. Angespannt lehne ich mich an die Wand.
„Dann ist das mein Stichwort.“ Ohne auch nur einen weiteren Blick auf uns zu werfen, verschwindet Angel in Liams Zimmer. Ich kann es ihr nicht übel nehmen. Verzweifelt wende ich mich an Liam.
„Ich zieh' mir was an.“
Dankbarkeit durchflutet mich in kühlen Wellen, als Liam mir nach einer gefühlten Ewigkeit in Trainingshose entgegenkommt und Hannah aus meinen Armen nimmt.
„Sie ist auf den Asphalt gestürzt. Hat sich verletzt“, bringe ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Mein ganzer Körper zittert. Ich halte mich an der Wand fest. Ihr Blut hat eine so verdammt krasse Wirkung auf mich.
„Schon gut. Ich kümmere mich um sie. Geh duschen. Und trink endlich was!“ Mit diesen Worten trägt Liam sie in mein Zimmer.
4 Kapitel
Ich erwache in einem Zimmer, das ich nicht kenne. In Bettwäsche, die nicht nach mir riecht. Und in einem riesigen Shirt, das nicht mir gehört. Vorsichtig setze ich mich auf. Der spitze Schmerz in meinem Kopf verheißt nicht Gutes. Als würde sie mich verhöhnen, scheint auch noch die Sonne in voller Pracht ins Zimmer.
Wo zum Teufel war ich?
Als hätte jemand meine Gedanken gehört, klopft es auch schon an der Tür.
Chris.
Behutsam guckt er ins Zimmer, sieht, dass ich wach bin, und tritt schließlich ein.
„Guten Morgen, Sonnenschein.“ Dieses Grinsen. Für einen kurzen Moment kribbelt es wie verrückt in meinem Bauch.
„Morgen“, bringe ich nuschelnd hervor. „Wo bin ich?“
„Bei mir zu Hause. Kaffee?“
Ich nicke.
„Brauchst du Milch?“
Ich nicke erneut. Und starre ihn an. Hatte er gestern auch schon so gut ausgesehen? Diese Augen. Diese Gesichtszüge. Diese Wangenknochen. Und diese verdammt vollen Lippen, eingerahmt von einem leichten Dreitagebart, der einen etwas dunkleren Ton aufweist als seine dunkelblonden Haare, die er auch heute leicht nach hinten gestylt hat. Ich schlucke.
„Bin gleich wieder da.“
Ich reibe mir vorsichtig über Augen und Schläfen. Was auch immer er mir gestern in den Drink getan hatte, musste echt ein fieses Zeug gewesen sein. Ich fühle mich, als hätte mich ein Bus überfahren. Moment, klebt da ein Pflaster an meiner Stirn?
Und dann fällt es mir wieder ein. Mein Abgang. Mein Taumeln. Mein Sturz. Ich brauche dringend einen Spiegel. Bitte lass mich nicht so schlimm aussehen, wie ich mich fühle.
Mit einem Ruck schwinge ich mich aus dem Bett. Und bereue es sofort. Alles dreht sich und mir bleibt nichts anderes übrig, als mich zurück ins Bett fallen zu lassen.
Fuck.
In meinem Kopf hämmert ein Presslufthammer.
„Einmal Kaffee mit Milch.“ Chris steht grinsend im Türrahmen.
Dankend nehme ich die dampfende Tasse entgegen und trinke einen kleinen Schluck. „Der Kaffee ist gut.“ Etwas Geistreicheres fällt mir im Moment nicht ein.
Chris wirkt besorgt. „Wie geht’s dir heute Morgen?“ Langsam kommt er auf mich zu und setzt sich auf die Bettkante. „Du hast gestern ganz schön was abbekommen.“
„Hmm. Das hast du mitbekommen, ja?“
„Ich stand praktisch neben dir, als du gefallen bist.“
„Und du bist nicht auf die Idee gekommen, mich aufzufangen?“ Ich bereue meine Worte augenblicklich. Er konnte ja nun wirklich nichts dafür.
Chris schnappt nach Luft. „Es ist nicht so, dass ich es nicht versucht hätte, aber du warst leider nicht ganz in Reichweite. Und ...“
„Schon gut“, falle ich ihm ins Wort. „Du trägst keine Schuld daran.“ Ich nippe an meinem Kaffee. „Danke, dass du dich um mich gekümmert hast.“
Eine leichte Röte steigt ihm ins Gesicht. War er etwa ...
„Wie spät ist es?“, frage ich nach, bevor die Situation noch unangenehmer wird. Der Sonne nach müsste es schon fast Mittag sein.
„Es ist kurz nach zehn“, klärt Chris mich auf. „Und das Serum sollte deinen Organismus bald verlassen haben.“
Ich verschlucke mich an meinem Kaffee.
Serum? Organismus?
Und dann kehren meine Erinnerungen schlagartig zurück. Das All in. Meine Suche nach Hailey. Unsere seltsame Flucht aus dem Club. Unser Gespräch auf der Brücke. In der Bar.
All das war wirklich passiert.
Und dieses Summen.
Vorsichtig horche ich in mich hinein. Es war immer noch da ...
Erschrocken blicke ich ihn an.
„Chris, ich ...“, stammle ich.
„Ich weiß. Ich ...“ Weiter kommt er nicht.
Zwei mir völlig unbekannte Personen betreten das Zimmer und beenden unser Gespräch. Chris verdreht die Augen und murmelt ein „Sorry“ in meine Richtung.
„Guten Morgen ihr beiden!“ Ein junger Typ steht in Boxershorts und freien Oberkörper im Türrahmen. Er hat den Arm um eine nicht minder bekleidete Brünette gelegt und zeigt das gleiche schelmische Grinsen wie ... Chris?
„Hey Liam. Darf ich vorstellen?“, fragt er an mich gewandt. „Mein Bruder.“
„Hey Sweety, endlich lerne ich dich mal kennen.“ Er zwinkert mir zu.
„Und die andere Halbnackte ist Angel“, fährt Chris fort, „seine ...“
„Seine gar nichts“, fällt Angel ihm ins Wort, „wir ficken nur.“
Liam blickt schmunzelnd zu Boden. Dann reißt er Angel in einer ausladenden Bewegung an sich und küsst sie. Wenn mich nicht alles täuscht, sehe ich Zungen aufblitzen ...
„Himmel, Leute, echt jetzt“, murrt Chris, „euer Zimmer ist den Gang runter links.“
„Wissen wir, Chris“, schnurrt Angel während einer kurzen Atempause, „aber ich bin noch viel zu wund, um da weiterzumachen, wo wir gerade aufgehört haben.“
Ich verschlucke mich erneut an meinem Kaffee und sitze hustend im Bett.
„Beruhig dich, Sweety“,