Hannah Rose

Clifford - Wildfire


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      In dieser Nacht konnte Clifford nicht wirklich schlafen. Immer wieder wanderten seine Gedanken zu dem seltsamen Brief und dem silbernen Ticket, während er sich unruhig von einer Seite auf die andere wälzte. Er wusste nicht genau zu sagen warum, schob es aber darauf, dass er mit seinem Aussehen noch nie richtig zufrieden gewesen war.

      Er war schon immer dünn und unauffällig gewesen, mit lockigen blonden Haaren und wässrig blauen Augen. Und obwohl er bereits einundzwanzig Lenze zählte, hatte sich aufgrund seines Aussehens und seines mangelnden Selbstbewusstseins, gepaart mit seinem entsprechend schwachen Auftreten je ein Mädchen für ihn interessiert.

      Es kam ihm vor, als wüssten die Mädels irgendwie instinktiv, dass sie sich von ihm fernhalten mussten, so, als könnten sie die intensiven Wellen seiner Nervosität und Verzweiflung förmlich spüren, die er auszustrahlen schien, wo auch immer ging oder hinkam.

      Sein ganzes Leben lang hatte er sich deshalb insgeheim gewünscht, jemand ganz anderes zu sein …

      … und dieser seltsame Brief schien ihm dazu tatsächlich die Chance zu bieten …

      … die Chance, sich zu verwandeln, wenn auch nur für sechs Stunden …

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      Kapitel 3

      Am nächsten Morgen erwachte er sehr früh und verspürte eine seltsame Vorfreude. Noch ehe er sich aus seinem Bett schwang, griff er nach seinem ›iPhone‹ und öffnete Google. Er wollte unbedingt nach weiteren Informationen über die ›Metamorphosis Inc.‹ und das seltsame ›Transform-Center‹ erfahren, das Frau Dr. Sarah-Aileen Fairchild angeblich in London eröffnet hatte.

      Aber das einzige, was er finden konnte, war eine schlicht gehaltene Website, auf der es kaum die von ihm gesuchten Informationen gab. Alles, was er fand, war das Bild einer äußerst attraktiven blonden Frau und ein Logo neben dem Slogan: ›Sei, wer auch immer die sein willst‹, während weitere Informationen nur durch eine kostenpflichtige Mitgliedschaft zu erfahren waren.

      Die ganze Webseite verwirrte ihn derart, dass er bereits einen Anflug von Frustration verspürte, weil er glaubte in einer Sackgasse gelandet zu sein – bis er ganz unten am Bildschirm in feiner grauer Schrift noch über eine Kontaktinformation stolperte: eine Postfachadresse und eine 0-800-Nummer.

      Unwillkürlich fühlte er seinen schneller werdenden Herzschlag, als er sich im Bett aufsetzte, die Nummer wählte und sein Smartphone ans Ohr drückte. Es läutete einige Male, ehe plötzlich jemand den Anruf entgegennahm.

      »Hallo? Sie sprechen mit der ›Metamorphosis Incorporated‹. Was kann ich für Sie tun?«, meldete sich eine sanfte, erotische, weibliche Stimme am anderen Ende.

      »Ähm … Hallo. Ich bin, … ähm …«, setzte er mit einem nervösen Vibrieren in seiner Stimme an, während er hoffte, dass Michael nicht aufgewacht war und etwas von seinem Telefonat mitbekam. Schließlich waren die Wände in ihrer gemeinsamen Wohnung so dünn wie Papier, sodass er ohne Zweifel alles hören würde, was er sagte. »Mein Name ist Mr. … ähm … Rothwell, und ich habe von Ihnen per Post ein Ticket Ihres Centers für einen Besuch erhalten.«

      »Oh, das ist fantastisch«, reagierte die aufreizende Stimme. »Möchten Sie, dass ich Sie noch heute für eine Sitzung vormerke? Wir haben um zwei Uhr einen Termin frei …«

      Augenblicklich meldete sich vor Nervosität und Aufregung sein Bauch, als er herausplatzte: »Ja, bitte, das wäre großartig.«

      »Ausgezeichnet. Dann bestätige ich hiermit Ihre Buchung für zwei Uhr, Mr. Rothwell.«

      »Großartig«, krächzte er, derweil er sich fragte, worauf zum Teufel er sich damit gerade eingelassen hatte. »Können Sie mir bitte noch einmal die Adresse nennen?«, fügte er hinzu.

      »Natürlich, Mr. Rothwell«, antwortete die Stimme und gab sie ihm durch.

      Nervös riss er schnell eine leere Zigarettenschachtel auf, schnappte sich einen Stift vom Nachttisch und kritzelte sie auf das Stück Pappe.

      »Wir sehen uns dann um zwei Uhr«, sagte die weibliche Stimme noch, ehe sie das Gespräch beendete.

      Während sein Herz noch immer heftig schlug und er aufrecht in seinem Bett saß, drehte sich alles in seinem Kopf. Die Sache war plötzlich und sehr viel schneller außer Kontrolle geraten als er erwartet hatte, denn eigentlich hatte er nur anrufen und herausfinden wollen, wo sich dieses ›Transform-Center‹ befand – und am Ende hatte er doch tatsächlich eine Sitzung gebucht, ohne zu wissen, worum es dabei überhaupt ging.

      Er vermutete, dass es sich um eine Art Selbsterfahrungserlebnis handelte oder vielleicht einer Form von Lebensberatung, bei dem ihm an Ende eine Reihe Experten erklärten, welche Aspekte seines Lebens er verbessern oder im Auge behalten sollte – welche, die er in der Vergangenheit möglicherweise etwas vernachlässigt hatte.

      Während er nachdenklich in seinem unordentlichen Schlafzimmer saß, hager und unglücklich, wusste er nur eines mit Sicherheit, nämlich, dass sich etwas Grundlegendes in seinem Leben ändern musste …

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      Gegen Mittag kam Clifford endlich aus seinem Zimmer. Er hatte gehofft, dass Michael inzwischen gegangen war, sah sich darin aber getäuscht, als er ihn mit seiner ›Xbox‹ spielend auf der Couch bemerkte. »Ich will gleich noch in die City«, sagte er leise, im Versuch damit nicht seine Aufmerksamkeit zu erregen.

      »Cool! … Mach‘ nur«, erwiderte Michael, ohne seinen Blick auch nur eine Sekunde vom Flachbildschirm zu abwenden.

      Clifford erinnerte sich an das Ticket. Verdammt!, dachte er, als seine Augen darauf fielen. Es lag noch immer exakt dort lag, wo er es am vergangenen Abend hingeworfen hatte – nämlich direkt vor Michaels Nase. Wie zum Teufel bekomme ich es in die Hände, ohne seinen Verdacht zu erregen?!

      »Macht es dir etwas aus, wenn ich mir eine von deinen Zigaretten nehme?«, fragte er und nickte dem offenen Päckchen auf dem Tisch zu, das direkt neben dem silbernen Ticket lag. »Meine sind alle. Muss erst neue besorgen.«

      »Sicher. Nimm nur. Ich habe noch zwei volle Schachteln«, murmelte Michael, weiter ganz in sein Spiel vertieft.

      Clifford fühlte das Klopfen seines Herzens, als er einen Schritt auf den Couchtisch zumachte und schnell einen weiteren folgen ließ. Dabei verbarg er sein Tun vor ihm, indem er sich zwischen ihn und den Bildschirm bewegte.

      »Boah, Cliff! Geht's noch?! Aus dem Weg mit dir!«, rief Michael aufgebracht.

      Hastig schnappte er sich das Ticket und ließ es gefaltet in seiner Hand verschwinden, ehe er etwas zur Seite trat und sich eine der Zigaretten aus der Schachtel nahm. »Sorry. Tut mir echt leid«, lachte er entschuldigend und klemmte sich den Glimmstängel hinter sein Ohr. »Okay, danke … Bis später!«

      Eine ungewisse Aufregung hatte ihn erfasst, als er mit dem Ticket, das er noch immer fest in seiner geschlossenen Hand hielt, die gemeinsame Wohnung verließ. Er wusste nicht zu sagen, warum er glaubte, sein Vorhaben vor Michael geheim halten zu müssen, aber da war etwas an dieser Sache, die ihm sagte, dass es einfach besser war und er es alleine tun musste …

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      Kurz vor dem vereinbarten Termin stand Clifford vor dem schlichten, unauffälligen Gebäude, in dem sich angeblich das ›Transform-Center‹ befinden sollte. Er hatte mit einer schicken, irgendwie beeindruckenden Beschilderung