Valerio Curcio
DER TORSCHÜTZENKÖNIG IST UNTER DIE DICHTER GEGANGEN
FUSSBALL NACH PIER PAOLO PASOLINI
Aus dem Italienischen von Judith Krieg
»Wie fühlt sich der wahre Sieg an?
Klatschende Hände oder
Erhöhung des Herzschlags?«
Inhaltsverzeichnis
Moritz Rinke: Jedes Tor ist eine eigene Erfindung
Die Siegermannschaft, vor der die Welt erzittert
Die Nazionale dello Spettacolo
Körper im Singular, Körper im Plural
Der Fußball der »Unverdorbenen«
Fußball als Sprache, Fußball als Ritus – Im Gespräch mit Guido Gerosa
Pasolinis letztes Interview zum Thema Fußball
Claudio Sabattini: Sport – Religion unserer Tage
Fußball als Therapie – Pasolini im Gespräch mit Claudio Sabattini
Moritz Rinke Jedes Tor ist eine eigene Erfindung
Pier Paolo Pasolini, der große, freibeuterische Autor von Ragazzi di vita und Petrolio war offenbar besessen vom Biavati-Übersteiger. Amedeo Biavati war der vielleicht beste italienische Halbstürmer vor dem Krieg. Er begann seine Karriere bei Pasolinis Herzensverein, dem FC Bologna. Bei seinem Debüt 1933 in Serie A erzielte er innerhalb von zwei Minuten zwei Tore gegen den AC Casale, im nächsten Spiel traf er gleich wieder zweimal gegen den AC Mailand.
Pasolini muss das alles während seiner Schul- und Studienzeit verfolgt haben, auch die Weltmeisterschaft 1938 in Frankreich. Drei Spieler des neuen Weltmeisters Italien kamen aus Bologna, darunter natürlich auch Biavati mit zwei Vorlagen zum 4:2 gegen Ungarn.
Von diesem Finale existieren noch ein paar holprige, mal dunkler, mal heller flackernde Filmaufnahmen. Die Technik und Bewegungen der Spieler wirken von heute aus betrachtet wie aus der Bezirksklasse, aber in der zweiten Halbzeit sieht man einmal einen Sturmlauf von diesem Biavati über rechts, der schon ein bisschen die späteren Sturmläufe des Arjen Robben vorwegnimmt.
Ich bin alle