Anna Brocks

Das Mysterium der Wölfe


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      Anna Brocks

      Das Mysterium der Wölfe

      Band 2: Die sieben Amulette

       Anna Brocks

      Das Mysterium der Wölfe

      Die sieben Amulette

      Impressum

      Texte: © 2022 Copyright by Anna Brocks

      Umschlag: © 2022 Copyright by Anna Brocks

      Verantwortlich

      für den Inhalt: Anna Brocks

      [email protected]

      Druck: epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin

      Kapitel 1

       Der Aufbruch

      Kyrion ist tot. Er hat uns so viel beigebracht. Nun ist er von uns gegangen, einfach so. Wir sind auf uns allein gestellt. Meine Gedanken überschlagen sich regelrecht. Ich denke zurück an die Zeit, als unsere Mission noch in weiter Ferne lag.

      Wie lange ist es wohl her, dass ich mein Zuhause hinter mir gelassen habe? Mittlerweile kommt es mir wie eine Ewigkeit vor. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie es dort war. Auch George und Jane liegen nun endgültig hinter mir. Hier gehöre ich hin. Genau an diesem Ort soll ich sein, bei meinem Rudel, bei meiner Familie.

      Es ist erstaunlich, wenn ich daran denke, wie es zu all dem gekommen ist. Hätte mich Jake nicht vor mehreren Monaten mit auf seine Reise genommen, wäre ich jetzt gar nicht hier. Dann hätte Kyrion seine Aufgabe nie erfüllen können und wäre vielleicht noch am Leben.

      Ich würde die Zeit gerne zurückdrehen und zu dem Punkt zurückkehren, als wir in Kyrions Tal angekommen sind, zum ersten Trainingstag und auch zu dem heutigen Morgen, an dem Kyrion noch am Leben war. Eigentlich begann der Tag ja, wie jeder andere auch.

      „Zeit aufzustehen! Kommst du runter, Jess?“ Dies waren die ersten Worte, die ich an diesem Tag vernommen hatte. Jake hatte den Weckdienst übernommen.

      „Ich komme gleich!“ Ich hörte, wie seine Schritte langsam leiser wurden und schließlich ganz verstummten.

      Also startete ich mein alltägliches morgendliches Ritual. Zuerst befreite ich mich aus meiner dicken Decke, was sich meistens als schwierigster Teil herausstellte, da ich mich kaum von ihr trennen konnte. Dann begab ich mich ins Bad und sprang unter die Dusche. Noch wusste ich nicht, dass es die letzte für eine längere Zeit sein sollte.

      Ich hatte jedoch schon eine Vermutung, dass unser Aufbruch in nicht allzu ferner Zukunft lag, immerhin war es an diesem wunderschönen Frühlingsmorgen noch wärmer als sonst. Das Eis musste fast vollständig geschmolzen sein, dessen war ich mir sicher.

      Im Esszimmer warteten bereits die anderen: „Guten Morgen, Leute.“ Jake und Logan begrüßten mich mit einem Nicken. Es wunderte mich nicht, dass sie als erste beim Frühstück saßen. Ich begab mich also zu ihnen und nahm den gewohnten Platz neben Jake ein.

      Dann drang eine vertraute Stimme an mein Ohr: „Guten Morgen, Jessica. Hast du gut geschlafen?“ Diese freundliche und enthusiastische Stimme trotz aller Frühe konnte doch wohl nur einem gehören. Dennoch hob ich meinen Kopf, um mich zu vergewissern und blickte zur Küche, wo Kyrion stand und mich anlächelte.

      Ich erwiderte sein Lächeln: „Ich wünsche dir auch einen guten Morgen, Kyrion. Du kennst mich doch, geschlafen wie ein Stein.“ Ich schaute kurz an ihm vorbei durch die großen Fenster. „Ein wunderschöner Morgen, nicht wahr? Es wird immer wärmer draußen.“

      Er nickte eifrig: „Der Frühling ist endlich da. Eine großartige Zeit, wenn ihr mich fragt. Ich liebe es, wenn alles blüht und wächst.“ Kyrion warf einen kurzen Blick nach draußen, als er sich dann an uns alle wandte. „Apropos Frühling, ich denke, dass wir etwas besprechen müssen.“ Nun horchten auch Jake und Logan auf.

      Jakes Stimmung hatte sich schlagartig gehoben: „Ist es das, was ich denke?“

      „In der Tat, aber ich möchte noch auf die anderen beiden warten, bis ich näher darauf eingehe. Es gibt noch einiges zu besprechen.“ Wenn ich so darüber nachdenke, ist die Zeit wie im Fluge vergangen. Trotz des harten Trainings hatten wir eine Menge Spaß.

      In diesem Moment betrat Chris den Raum: „Guten Morgen allerseits.“ Wir vier drehten uns in Richtung Tür, als er in das Esszimmer trat und sich an den Tisch setzte. „Wie ich es hasse, so früh aufzustehen. Können wir denn nicht einmal ausschlafen? Nur einmal nach so vielen Wochen? Ist das denn zu viel verlangt?“ Christopher schien nicht so gut in den Tag gestartet zu sein, wie sonst eigentlich immer.

      Logan nutzte diese Gelegenheit sofort: „Hör auf zu jammern! Wirst du jetzt auch schon zu so einem Morgenmuffel wie Rachel?“

      „Das habe ich gehört.“ Er zuckte kurz zusammen, als die noch völlig verschlafene Rachel wie aufs Stichwort ins Zimmer kam. Ihre Erscheinung zauberte wie jeden Morgen ein Lächeln auf die Gesichter von uns allen. Völlig zerzaust blickte sie mit nur halb geöffneten Augen zu mir rüber und ich grinste sie verstohlen an.

      Auch Kyrion hatte ein Lächeln im Gesicht: „Ich frage wohl besser nicht nach, wie du geschlafen hast.“

      Rachel setzte sich an den Tisch und stützte ihren Kopf: „Am Schlaf liegt es nicht. Das Aufstehen macht mir eher zu schaffen.“ Sie schaute noch einmal in all unsere schmunzelnden Gesichter. „Ist es wirklich so schlimm?“ Kurz fasste sie sich prüfend an die Haare und versuchte, einen Teil der blonden Mähne etwas in Form zu bringen, vergeblich. Als sie dann schließlich auch einsah, dass das nur wenig Wirkung zeigte, zuckte sie mit den Schultern und griff nach der Kaffeekanne. Wir anderen widmeten uns auch wieder dem Frühstück.

      Nur Jake sah neugierig zu Kyrion: „Wir sind vollzählig.“ Ich horchte auf. „Was gibt es denn so Wichtiges, mein Freund?“ Nun schien auch bei den drei anderen das Frühstück nebensächlich zu werden und alle Blicke waren auf Kyrion gerichtet.

      Dieser kam ein paar Schritte näher und setzte sich zu uns an den Tisch: „Nun ja, ihr könnt euch vermutlich schon denken, worum es geht. Ich habe gestern abends den Zugang zum Portal geprüft.“

      Neugierig fragte ich nach: „Ist die Eisschicht endlich geschmolzen? Können wir die Höhle betreten?“

      Kyrion nickte: „Ja, meine Freunde. Das Warten hat ein Ende.“ In diesem Moment wusste ich kaum, wie ich reagieren sollte. Auch die anderen waren gebannt.

      Doch plötzlich sprang Christopher von seinem Sessel auf: „Wird auch langsam Zeit! Dann können wir endlich nach den Amuletten suchen!“ Voller Enthusiasmus schaute er in unsere fröhlichen Gesichter. Sogar Rachel schien nun endlich wach zu sein und grinste bis über beide Ohren.

      Stolz blickte Kyrion in die Runde: „Wie schnell doch die Zeit vergangen ist. Vor einigen Monaten seid ihr noch als unerfahrene Wölfe zu mir gekommen, die nicht wussten, was ihre Aufgabe in dieser Welt sein würde, und nun? Ich bin stolz auf euch.“

      Wir haben viel geschafft. In den letzten Monaten ist kein Tag vergangen, an dem wir nicht trainiert oder gelernt haben. Jeder hat sich angestrengt und sein Bestes gegeben. Das Ergebnis sahen wir nun vor uns in den Gesichtern eines jeden, der am heutigen Morgen am Tisch saß. Es wurde Zeit zu zeigen, dass sich die harte Arbeit gelohnt hatte.

      Jake erhob seine Stimme: „Ich denke, dass ich für das ganze Rudel sprechen kann, wenn ich nun sage: wir sind bereit. Es gibt niemanden, der besser für diese Aufgabe gewappnet ist. Wir haben vieles erreicht, das es nun umzusetzen gilt. Mittlerweile sind wir schnellere Jäger, bessere Kämpfer und unsere Ausdauer ist schier unermüdlich. Wir haben viel über unsere Gegner gelernt und wissen, womit wir es zu tun haben. Es ist Zeit.“

      „Gut, ihr werdet heute noch aufbrechen.“ Diese Ansage kam für uns alle dann doch etwas überraschend. „Es gibt nichts mehr, was ich euch noch beibringen könnte. Außerdem haben eure Gegner ohnehin einen Vorsprung, den es aufzuholen gilt. Ich gebe euch noch ein paar Stunden, um euch auszuruhen und euch auf die Reise