Dea Bionda

Le musOrgas


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      Le musOrgas

       15 Briefe an dich…

       Copyright: © 2014, Dea Bionda

       published by: epubli GmbH, Berlin

       www.epubli.de ISBN: 978-3-7375-2622-7

      Von der Muse beflügelt...

      Ich hatte nicht vor mich mit einem verheirateten Mann einzulassen. Noch weniger hatte ich vor, mich in diesen Mann auch noch zu verlieben. So unwahrscheinlich ein hollywoodreifes Happy End dieser Geschichte auch scheint, so wahrscheinlich war es, sich auf Höhen und Tiefen eines unvergesslichen Abenteuers einzulassen.

      Die Neugierde war mein Antrieb, der Motor, das Unerreichbare erreichen zu wollen, bis auf das Äußerste auszureizen und zu erleben; nichts und niemand konnte dieses rotierende Verlangen in mir abstellen.

      Was ich dabei fühlte? Ich fühlte mich ausgeliefert. Einem Mann ausgeliefert, der mit nur einer Begegnung das schaffte, was Hunderten zuvor bei mir nicht gelungen war.

      Mich ins Bett zu kriegen? – Oh nein. Mich in eine Welt jenseits von körperlich gelebter Liebe zu entführen!

      So begann ich Briefe zu schreiben. Briefe an Dich. Als Ventil, um meine unerfüllten Sehnsüchte zum Ausdruck zu bringen.

      Du meine Muse und ich die Künstlerin, die auf Papier eine Welt aus Wünschen und Sehnsüchten kreiert, die Du in mir entfacht hast.

      Insgeheim wusste ich es scheinbar immer: Da muss es doch noch etwas geben. Und ich begab mich auf meine persönliche Suche danach, nutzte den Drang, die Energie, die Fantasie, die mir Begegnungen besonderer Art gaben und begann Gelegenheiten zu nutzen, um ein Stückchen näher an das heranzukommen, was in meinem Inneren schlummerte.

      Neugierig geworden?

      Gedanken, die das Leben schreibt

       Wie ein einziger Moment …

       … der das festhält, was in Stunden, in Minuten und Sekunden passiert. Es war ein einziger Moment, der mir das Gefühl gab, mich auf etwas einzulassen, wo ich zu diesem Zeitpunkt weder einen Anfang noch ein Ende sah. Die Faszination eines interessanten Gegenübers, der in mir Neugierde und Aufmerksamkeit weckte, hatte mich überredet. Es sind diese kleinen kurzen Momente, in denen ein Blick auf einen anderen folgt, wenn nicht abzusehen ist, was daraus werden kann oder was ein Augenblick zu versprechen vermag. Diese Momente schreibt das tägliche Leben und niemand kann sich ihnen entziehen. Oft erscheint eine Begegnung als bedeutungslos, weil das Gesehene nicht erkannt wird, dann wieder sind es genau solche Begegnungen, die fesseln und einen nicht mehr loszulassen scheinen, weil um eine Sekunde zulange wahrgenommen wurde. Die Seele wurde berührt und der Geist geweckt – ohne zu verstehen. Es ist wie der Sturz ins Ungewisse, aber mit dem Wunsch nach einem schönen Ausgang. Vielleicht gehört eine Portion Mut und Furchtlosigkeit dazu, mich in dem Glauben zu lassen, dass eine gewisse Naivität und Leichtigkeit des Seins ein legitimer Weg ist. Warum, wenn es mir gut tut, sollte ich diesen einen Moment, der mir geboten wurde, nicht wahrnehmen? Ich erkenne gerade in dieser Minute ein Lächeln oder ein Wort, das mich berührt. Eine Gänsehaut, die mich von innen durchfährt, wenn ein Blick mein Inneres trifft. Es ist nicht die Poesie, die mich trägt. Sie ist es, die mich inspiriert ich sein zu können, wenn mir Begegnungen solcher Art passieren. Für jeden dieser Momente möchte ich dankbar sein, dass sie mir widerfahren. Die Besonderheit zu fühlen und gleichzeitig in einen Rausch der inneren Ruhe zu kommen ist ein unbeschreibliches Gefühl von Freiheit. Es zeigt die Bereitschaft für sein eigenes Leben offen zu sein. Durch einen einzigen Moment werden die Wertigkeiten neu geordnet und der Blick richtet sich auf das Wesentliche, was auch immer gerade von Bedeutung ist. Eine Begegnung, die einem das gibt, was die Vorstellungskraft nährt: sich ohne Zwang und Druck auf das Gegenüber zu freuen und sich auf das einzulassen, was ein einziger Moment einem geben kann. Keine Verpflichtung, irgendetwas zu versprechen oder vorauszusetzen, sondern darauf zu vertrauen, dass es eine erneute Begegnung ist. Wieder mit der Erkenntnis, weder einen Anfang noch ein Ende zu sehen. Eine Faszination, die weiterhin da sein und mich begleiten wird. So bist Du für mich – so sehe ich Dich. Wie ein wunderschönes Lied, das mich nicht loslässt, mich begleitet und auch später immer wieder auftauchen kann. Du summst es vor Dich hin, mit einem Lächeln im Gesicht, und erinnerst Dich gerne daran.

       Daily Life: Meeting

      Ein gewöhnlicher Arbeitstag begann. Ein Meeting stand auf dem Plan. Ich: wartend. Ein Blick auf eine meinem Handgelenk schmeichelnde Calvin-Klein-Damenuhr. Ein paar Gedanken an Dinge, die ich noch zu erledigen hatte. Ein Blick auf mein iPhone … als sich die Glastür zum Konferenzraum mit einem Schwung öffnete und ein großer, gut aussehender Mann, Mitte dreißig, in einem perfekt sitzenden Anzug den Raum betrat. Die Blicke aller Anwesenden hafteten auf diesem Mann, der den Raum betrat wie einer dieser New Yorker Börsenmakler an der Wall Street. Er hatte Ähnlichkeit mit dem Schauspieler Alexander O’Loughlin.

      Nach einer kurzen Pause winkte ihn mein Geschäftspartner zu sich. Sie kannten sich bereits. Man stellte ihn als Architekt Joseph M. vor.

      Meine Gedanken kreisten bereits jenseits eines professionell ablaufenden Geschäftsmeetings in anderen Hemisphären: OH MEIN GOTT, OH MEIN GOTT, sieht der Kerl gut aus. Kann mich jemand kneifen? Ein Schluck Wasser, ein kühler Kopf waren jetzt gefragt.

      Charmant gab er mir die Hand und erwiderte mit einem unglaublich süßen Lächeln das meine. Der perfekte Händedruck. Wie konnte ein Mann so weiche Hände haben?

      Ich eröffnete sichtlich nervös das Meeting. Jedes Mal, wenn mein Blick durch die Runde streifte und sich unsere Blicke zufällig trafen, überkam mich eine Hitzewelle und ich fühlte mich wie ein Teenager, dem in der richtigen Situation die falschen Worte zufielen; ich hatte Mühe mich an den roten Faden in meinen Unterlagen zu klammern. Mir war klar, dass dies kein gewöhnliches Meeting war.

      Ich war neugierig geworden. Wer war dieser Mann? Was machte ihn aus? Wie lebte er? War er noch zu haben? Bestimmt nicht! Jedes Mal, wenn mein Geschäftspartner aufstand, um zu telefonieren, hoffte ich auf ein Gespräch jenseits geschäftlichen Inhalts. Ich fühlte seine Blicke auf mir, wenn ich nervös meine Unterlagen sortierte oder möglichst elegant und ungewollt aufstand, um auf die Toilette zu gehen. Seine Blicke hafteten mit einer Selbstverständlichkeit auf mir, die mir Angst machte – als ob wir es beide wüssten. Diese Spannung zwischen uns erfüllte den gesamten Konferenzraum, dass man meinen könnte, jemand hätte alles mit rotem Samt tapeziert. Es war fast unheimlich: unsere Blicke, die sich trafen, unsere Körper, die miteinander kommunizierten und der Text des Meetings, der nur noch als Hintergrundmusik darüber lag. Ich war wie gefesselt von diesem Anblick und so unvorhersehbar dieses Zusammentreffen unserer Blicke war, so vorhersehbar war es, dass das der Beginn eines Abenteuers war.

      Meine verschränkten Beine, in eine enge Jeans gekleidet, weiße Bluse und dazu passende anthrazitfarbene High Heels … Meine blonden Haare, so wie immer hochgesteckt und ein paar Strähnchen, die leicht in mein Gesicht fielen, um nicht allzu streng zu wirken. Alles schien mir plötzlich, als wäre es für diesen einen Moment inszeniert. Ich genoss es, der Hingucker für ihn zu sein.

      Seine Blicke und Worte in jedem Detail abgespeichert, stieg ich nach dem Meeting in mein Auto. Ein Lied im Radio und seine Stimme als Text dazu melodisch in meinem Kopf.

      Alles an ihm war eine Aufforderung: Tanz mit mir! Innerhalb einer Stunde war dieser Mann zum aufregendsten Typen geworden, dem ich je begegnet war.

      Mein erster Brief an dich ...

       Die Begegnung

       Ich bin ein Mensch, der sich auf Kommunikation und Begegnung einlässt. Vielleicht beruflich bedingt, aber auch weil ich gerne Menschen anspreche. Begegnungen sind im Grunde nichts Außergewöhnliches, doch mit einem Mal kann genau diese eine Begegnung das Leben verändern. Dies war eine solche Begegnung. Beruflicher Natur – ohne Hintergedanken –, kommunikativ und oberflächlich meinerseits. Spielerisch und einladend Deinerseits.

       Irgendetwas jedoch schien