="u29a506c8-9b3a-5e16-953f-e21271e11728">
Adele Mann
Bittersüß - davor & danach 2
Erotischer Liebesroman
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Jan – 2013
Ich lebe.
Seltsamerweise bringt dieser Gedanke kein bisschen Erleichterung mit sich. Noch immer ist alles völlig schwarz. Ich fühle dumpf pochenden Schmerz überall. Im Moment macht genau das meine Welt aus.
Aber wieso?
Was ist passiert?
Da war ein Unfall. Ich hatte einen Unfall.
Aber egal wie sehr ich versuche, mich zu erinnern, die Bilder entgleiten mir schneller, als ich sie zusammensetzen kann. Es hilft nichts. Ich muss die Augen öffnen, auch wenn jede Faser meines Körpers sich dagegen sträubt. Meine Lider fühlen sich unfassbar schwer an, und je mehr ich versuche, sie auseinanderzubekommen, desto stärker wird das Pochen in meinem Schädel. Als würde eine derart banale Bewegung mir alles an Kraft abverlangen. Frustriert stoße ich Luft aus meiner Luge. Ein dummer Fehler. Sofort lodert ein stechender Schmerz in Brust und Bauch auf, der die bohrenden Kopfschmerzen fast vergessen macht. Doch es ist etwas ganz anderes, das mir wirklich Angst einjagt. Ich fühle unterhalb meines linken Oberschenkels kaum etwas. Angetrieben von der Panik, die genau dieser Gedanke ausgelöst hat, ziehe ich die verklebten Augen so lange auseinander, bis ein verschwommener heller Raum erscheint. Erst jetzt nehme ich die Geräusche dieses Zimmers bewusst wahr. Ein gleichmäßiges Piepen, das mit jeder Sekunde in einem immer schneller werdenden Rhythmus zu hören ist.
Krankenhaus. Unzufrieden stöhne ich. Allmählich fügen sich die einzelnen Bausteine zusammen. Ich hatte einen Autounfall, habe Schmerzen und liege in einem Krankenhaus, mit Gott-weiß-was für Verletzungen.
Scheiße!
Der Versuch zu sprechen, um nach Hilfe zu rufen, scheitert kläglich an meiner völlig trockenen Kehle und diesem widerlich pelzigen Geschmack in meinem Mund, der mir Übelkeit verursacht. Langsam wage ich es, mich umzudrehen. Vielleicht ist ja noch jemand mit mir hier drinnen.
Fehlanzeige. Bei der kleinsten Bewegung fühlt sich mein Kopf an, als hinge eine Kanonenkugel an ihm, eine ziemlich schwere sogar. Ich kann mich nicht erinnern, je solche Kopfschmerzen gehabt zu haben. Also gebe ich meinen Versuch, den Kopf zu drehen, auf und taste stattdessen mit den Fingern, die ich – Wunder, oh Wunder – tatsächlich schmerzfrei bewegen kann, nach einer Art Klingel. Doch außer einer Menge Schläuche, die mir eine Scheißangst machen, finde ich nichts dergleichen. Gleichzeitig sehe ich an die Decke und versuche mein Sehvermögen zu verbessern, indem ich mich so lange auf die Deckenverkleidung konzentriere, bis die porösen Platten klar vor mir erscheinen. Mein scharf gestellter Blick offenbart mir aber lediglich das, was ich ohnehin schon weiß. Ich liege in einem Krankenhauszimmer, allein. Mein linkes Bein hängt an einer Art Vorrichtung, und ich bin froh, dass ich es nicht genau sehen kann, denn bei dem Anblick wird mir richtig schlecht. Ein scheußlich saurer Schwall drängt sich meine Speiseröhre nach oben. So schnell ich kann,