zu lachen. Elisabeth rollte mit den Augen und zischte: „Ja klar, amüsiert euch nur auf meine Kosten. Ich wollte nicht schon am ersten Tag auffallen. Ich wollte nie auffallen und nun das. Schaut euch das doch mal an, wie die anderen starren.“ Tatsächlich schauten alle auf Ben, denn sie wollten wissen, wer Dancing Queen ist. Einige sahen richtig enttäuscht aus, als sie sahen wer Bens Dancing Queen war. Mit so einem unscheinbaren Mädchen hatten die meisten von ihnen nicht gerechnet. Ben war bis dahin immer bekannt dafür, mit auffallend schönen Frauen zusammen zu sein und Elisabeth trug halt nur Jeans, einen schwarzen Mantel, einen Schal und ihre Füße steckten in Sneakers. Aus diesem Grund wandten sich die meisten dann auch ab, denn sie glaubten nicht, dass gleich etwas Spektakuläres passieren würde.
Ben hielt Elisabeth am Arm fest und sagte: „Ich wollte dich schnell nach Hause bringen, damit ich sicher sein kann, dass dir nichts passiert und dann schnell wieder herkommen, um mit den anderen die Abschlussveranstaltung zu besprechen. Aber wie ich sehe, ist das nicht nötig, denn du hast ja zwei Begleiterinnen. Hast du das Spray mit, Irina?“ Als diese in Bens Richtung schaute und bestätigte, schaute Elisabeth Irina verwundert an und auch Charlotte schaute etwas irritiert. „Tja es ist schon öfter vorgekommen, dass sich ein paar Möchtergernverbrecher in dieses Viertel verirrt haben und ein paar Mädchen zu sehr bedrängten. Was man ihnen ja auch nicht verdenken kann, bei den ganzen hübschen Mädchen hier. Da Artjom das wusste und seine Eltern sicher gehen wollten, dass ihrer kleinen Tochter nichts passiert, mussten beide versprechen, dass Irina entweder von jemandem begleitet wird und zumindest auch noch das Ko-Spray mit sich trägt. Ansonsten hätte sie den Unterricht an dieser Akademie nicht genießen dürfen. So und nun passt schön auf euch auf. Viel Spaß auf dem Heimweg, Dancing Queen“, erklärte Ben, dann küsste er sie sachte auf die Wange und streichelte dann die Stelle, drehte sich um und ging in Richtung Akademie zurück. Elisabeth schaute ihm gedankenverloren hinterher und berührte mit ihrer Hand die Stelle, die Ben zuvor geküsst hatte. Warum machte er das, fragte sie sich. Bisher hatte sich nur ein Junge für sie interessiert. Dieser hatte sie fallen lassen, als Elisabeth sich ihm damals anvertraut hatte. Aus diesem Grund wollte sie in Zukunft vorsichtiger bei Männern sein. Sie hatte einem vertraut und er hatte ihr das Herz gebrochen. Deshalb waren Männer tabu, sie wollte nur tanzen und frei sein.
„Lasst uns gehen, bevor es dunkel wird“, sagte Irina und auch die anderen beiden Mädchen wollten nach der Aussage von Ben lieber schnell nach Hause. Es stellte sich heraus, dass Irina und Elisabeth im selben Haus wohnten und Charlotte im Haus gegenüber. Irina und Elisabeth verabschiedeten sich von Charlotte und gingen zusammen ins Haus. Da Elisabeth nicht allein sein wollte, bis Tessa nach Hause kam, kam Irina noch mit zu ihr. Elisabeth mochte das stille russische Mädchen, obwohl sie sie erst seit ein paar Stunden kannte. Sie tranken zusammen Kaffee und unterhielten sich, bis Tessa nach Hause kam. Irina verabschiedete sich schnell, denn auch ihr Bruder war nun zu Hause und sie wollten gemeinsam bei ihren Eltern anrufen.
Tessa fragte Elisabeth, wie ihr weiterer Tag verlaufen war. Elisabeth war aber immer noch in Gedanken beim letzten Kuss von Ben, so dass sie die Frage Tessas nicht wirklich mitbekam.
„So junge Dame,“ Tessa sprach etwas lauter, um die Aufmerksamkeit Elisabeths zu erregen „Nun schlagen sie sich aber mal den jungen Mann aus dem Kopf und kommen ins hier und jetzt zurück.“ Elisabeth schaute Tessa verwundert an. Als sie das empörte Gesicht Tessas sah. Brach sie in Gelächter aus und auch Tessa stimmte in das Lachen mit ein.
Als sich beide wieder beruhigten, fiel Elisabeth ein, dass sie ja noch ein Geschenk von Tessa bekommen hatte. Sie ging es schnell holen. In der kleinen Schultüte waren viele kleine Tafeln Schokolade, die als Nervennahrung dienen sollten. Laut der Aussage Tessas waren sie auch notwendig. Dann kam noch ein paar Zehenschoner aus Silikon zum Vorschein, die bei dem ganzen Balletttraining ebenfalls unabkömmlich waren. Ganz tief unten in der kleinen Schultüte befand sich ein T-Shirt, ähnlich dem, was Tessa bei ihrer ersten Begegnung anhatte. Das T-Shirt mit der Ballerina und dem Spruch „That's my life“ darauf, nur das dieses hier in blau war. Elisabeth freute sich sehr über die Geschenke.
4.
So vergingen ein paar Tage. Alle verstanden sich super miteinander. Oft gingen sie gemeinsam nach Hause, außer Ben, Tessa, Javier und Artjom mussten für die Abschlussveranstaltung proben. So war es auch heute. Wie immer verabschiedete sich Ben bei Elisabeth mit einem Kuss auf die Stirn. Dann strich er ihr sanft über die Wange. Fast hätte Elisabeth sich wieder in die Hand geschmiegt. Sie war mit ihren Gedanken irgendwie abwesend. Ben schaute sie verwundert an, sagte aber nichts zu ihr.
Elisabeth war mit ihren Gedanken schon zu Hause, sie musste unbedingt mit Tessa reden. Vielleicht konnte sie ihr bei ihrem Problem helfen. Denn ganzen Weg nach Hause grübelte sie darüber nach. Die anderen versuchten gar nicht erst mit ihr zu reden, sondern unterhielten sich still. Elisabeth wusste, dass sie unhöflich war, aber sie konnte es auch nicht ändern. Zu Hause verabschiedete sie sich von den anderen und ging in ihre Wohnung. Dort versuchte sie sich auf die Hausaufgaben zu konzentrieren, was ihr aber nicht so recht gelang. Endlich kam Tessa nach Hause.
Nachdem Tessa ihre Sachen in ihr Zimmer gebracht hatte, trafen sich beide in der Küche. Sie entschieden sich dafür, Makkaroni mit Tomatensauce zum Abendbrot zu essen. Sie bereiteten gemeinsam das Essen zu und Elisabeth genoss es einfach neben Tessa zu stehen und zusammen still zu sein. Diese Stille war nicht unangenehm, denn es war nicht so, dass sie sich nichts zu sagen hatten. Aber Elisabeth überlegte noch, was genau sie Tessa erzählen sollte und Tessa spürte, dass Elisabeth noch etwas Zeit brauchte. Also bereiteten sie schweigend das Essen zu. Während Elisabeth noch die letzten Handgriffe erledigte, deckte Tessa den Tisch. Sie setzten sich gemeinsam an den Tisch, Elisabeth füllte die Teller und Tessa goss den Wein in die Gläser. Dann begannen sie schweigend zu essen.
Nach einer Weile fasste Elisabeth sich ein Herz und fing an zu erzählen. Sie erzählte von ihrem Vater, der vor Jahren an Krebs gestorben war. Alle hatten immer gehofft, dass er es überleben würde, aber dem war nicht so. Er hatte seine kleine Tochter damals zum Ballettunterricht angemeldet, als er noch gesund war. Und er hatte darauf bestanden, dass sie weiter tanzte, als man die Krankheit bei ihm diagnostiziert hatte. Er liebte es, seiner Tochter beim Tanzen zuzusehen, er selbst konnte es ja nicht mehr, dabei war er auch einmal Tänzer gewesen und hatte an einigen Theatern getanzt. Elisabeth traten die Tränen in die Augen, als sie daran dachte, wie sie immer mit ihrem Vater zusammen getanzt hatte, als dies noch möglich war. Tessa sprach die ganze Zeit kein Wort, sondern hörte aufmerksam zu und streichelte ab und zu die Hand Elisabeths. Elisabeth musste damals ihrem Vater versprechen, dass sie weiter tanzen würde, auch wenn er nicht mehr da wäre und auch ihre Mutter musste es ihrem Vater versprechen. Ihre Mutter wollte nicht, dass Elisabeth eine Profikarriere als Tänzerin anstrebte, sie sollte einen „vernünftigen“ Beruf erlernen. Der Vater und Elisabeth wussten dies und aus diesem Grund schmiedeten sie zusammen einen Plan. Elisabeths Vater legte ein Konto für sie an, auf dem jeden Monat ein bestimmter Geldbetrag einging. Der Mutter erzählten sie, dass es für ihre Ausbildung wäre, was es ja auch war. Nur nicht so, wie es sich die Mutter gedacht hatte. Das Geld war für ihre Ausbildung als Tänzerin gedacht. Ihre Mutter wollte indes, Dass Elisabeth BWL an einer Universität studierte. Also hatte sich Elisabeth an der Musical Art Akademie beworben, ohne dass ihre Mutter davon wusste. Als sie zur Audition fuhr, hatte sie ihrer Mutter erzählt, dass es an der Uni einen Tag der offenen Tür geben solle und dass sie sich die Uni ansehen will und sich dabei auch nach einem Zimmer oder einer kleinen Wohnung umsehen wolle. Sie wollte alles so schnell wie möglich erledigen.
Somit dachte ihre Mutter, dass Elisabeth an der Uni studierte und dass sollte auch noch eine Weile so bleiben, weshalb Elisabeth Tessa jetzt mit einweihte, damit diese sich nicht irgendwann einmal aus versehen verplapperte. Wenn es nach Elisabeth ging, dann sollte dies ruhig bis zum Ende ihrer Ausbildung an der Akademie so weiter gehen. Jetzt hatte aber Elisabeth das Problem, dass zwar die Ausbildung an der Akademie und die Miete für ihr Zimmer mit dem Geld des Vaters bezahlt wäre, aber Elisabeth wollte gern auf eigenen Beinen stehen und ihr Geld selbst verdienen. Sie wollte das Konto ihres Vaters nicht zu sehr in Anspruch nehmen. Und sie wollte ihre Mutter nicht weiter um Geld bitten, sie wollte so wenig wie möglich Zeit mit ihrer Mutter verbringen. Auch wenn es nur ein Anruf am Telefon bedeutete. Elisabeth hatte schon am Schwarzen Brett