Conny Schreiber

Prickelnde Erotikgeschichten für Sie und Ihn 15


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Start in mein erstes Semester an der Uni.

       Aber wahrscheinlich bin ich selbst schuld. Ich hätte mich frühzeitig mit verschiedenen Studiengängen beschäftigen müssen, mich informieren müssen über Inhalte und Berufsaussichten, so wie jeder andere angehende Student. Aber wie mit Vielem in meinem Leben war ich auch bei der Wahl meines Studiengangs einfach zu spät dran. Also was wählt man, wenn man nicht wirklich weiß was man machen will aber einem die Zeit davonrennt? Genau: BWL. Und so kommt es, dass ich mich nun mit circa 400 anderen Studierenden in einem stickigen Hörsaal mit schrecklicher Akustik befinde und meinen unbedeutenden Gedanken hinterherhänge, während ein kleiner schwitzender Mann mit Halbglatze versucht sich über das Getuschel hunderter Erstis durchzusetzen, um uns etwas über die Wichtigkeit der Mathematik im alltäglichen Leben zu erklären. Ich gähne.

       Mein Blick schweift über die Köpfe der vor mir sitzenden Studenten. Man kann sie grob in zwei Kategorien einteilen: Die Übermotivierten und die Garnicht-Motivierten. Direkt in der Reihe vor mir sitzen zwei Mädchen, die sich anscheinend bei einer der vielen Kennenlern-Aktionen getroffen haben, die vor Beginn der Vorlesungen für die Erstsemester angeboten wurden. Ich habe natürlich an keiner einzigen teilgenommen.

       "Oh mein Gott!", flüstert die eine und gibt ein unterdrücktes, schrilles Gekreische von sich, "Am ersten Abend?! Wirklich?"

       "Naja, ich fand ihn ganz süß, da dachte ich mir: Wieso das Uni-Leben nicht mit einem Knall starten?"

       "Du kleine Schlampe!" Sie gibt ihrer Sitznachbarin unter dem Tisch ein High Five.

       Die beiden tuscheln noch weiter über diesen besagten "Knall". Wer zu wem, wie lange, welche Stellungen, blablabla. Das Thema interessiert mich nicht wirklich, denn ich kann nicht mitreden. Ein weiterer Bereich in meinem Leben, in dem ich etwas spät dran bin: Ich bin noch Jungfrau. Ich weiß selbst nicht, wie das so kommen konnte. Vielleicht bin ich nicht der Schönste der Welt, aber ein kompletter Reinfall nun auch nicht. Ich mache regelmäßig Sport, ich lese, bin gebildet... Eigentlich keine schlechte Partie. Mein einziges Problem liegt wohl darin, dass ich mich in Gesprächen mit anderen oft etwas unbeholfen anstelle, besonders wenn meine Gesprächspartner dem anderen Geschlecht angehören. Ich fange an zu stottern, vergesse was ich sagen wollte und mache Witze, die nicht witzig sind. Nicht gerade sehr attraktiv.

       So sitze ich also in der ersten Vorlesung meines Lebens. 19 Jahre alt, Jungfrau, perspektivlos, motivationslos, gelangweilt. Ich gebe einen langgezogenen, resignierten Seufzer von mir.

       Plötzlich höre ich ein leises Kichern.

       Es kommt von dem Platz direkt rechts hinter mir. Dieses glockenhelle Lachen ist in dem dumpfen Monoton-Gemurmel der Masse wie ein Lichtstrahl, der durch eine dichte, dunkle Wolkendecke bricht. Sofort verspüre ich das dringende Bedürfnis mich umzudrehen, um die Quelle dieses Wohlklangs genauer zu begutachten. Ein riskantes Unterfangen. Ich muss vorsichtig sein, denn sich einem Vorlesungssaal umzudrehen, um die Person schräg hinter sich zu betrachten, kann durchaus sehr auffällig sein. Und das ist das letzte, was ich sein möchte.

       Ich tue also so, als würde ich nach einer Uhr suchen. Als erstes schaue ich auf mein Handgelenk, damit es so aussieht, als würde ich normalerweise eine Armbanduhr tragen, auf der ich normalerweise die Zeit ablese. Natürlich besitze ich nicht mal eine. Nach diesem ersten Blick auf mein nacktes Handgelenk und einem darauffolgenden genervten Stöhnen sehe ich mich jetzt also im Raum nach einer Uhr um. Bewusst übersehe ich das Ziffernblatt, dass direkt an der Wand mir gegenüber hängt, und lasse meine Augen weiter nach rechts wandern. Ganz langsam drehe ich mich, die Augen weiterhin starr auf die Wände fixiert, immer weiter. Ich habe mich nun schon um 90° Grad gewendet, es fehlen nur noch ein paar Zentimeter bis ich den ersten Blick auf die mysteriöse Frau werfen kann. Die Tatsache, dass die Reihe hinter mir erhöht ist, macht es mir leider nicht gerade leicht weiterhin unauffällig zu bleiben. Doch ich muss das Risiko eingehen. Ich drehe also langsam meinen Kopf, vorsichtig, spähe hinter mich und erblicke endlich: einen Schuh.

       Es ist ein sehr schöner Schuh. Er ist aus leicht glänzendem, beigem Leder, läuft vorne etwas spitz zu und hat einen kleinen Absatz, vielleicht sechs Zentimeter. Ich sehe nur einen Schuh, denn sie hat die Beine überschlagen und ihr zweiter Fuß muss auf der anderen Seite hinter meinem Kopf schweben. Mein Blick wandert weiter an ihrer Wade entlang nach oben. Sie hat sehr schöne Haut, glattrasiert leuchten ihre Beine selbst in dem grässlichen Licht der Neonröhren noch leicht golden. Sie ist muskulös, aber nicht zu aufdringlich. Athletisch. Ihre Haut ist überall straff und elastisch, keinerlei Anzeichen von Cellulite. Und das, obwohl man sehr viel von ihren Oberschenkeln sehen kann, denn sie trägt einen sehr kurzen Rock. Er besteht aus einem fließenden Stoff mit verspieltem Blümchenmuster. Er umschmeichelt sie, zeichnet ihre Konturen, schmiegt sich an ihre Schenkel und endet nur knapp unterhalb ihres Hinterteils. Ich stelle mir vor, wie er in ihrem Intimbereich zwischen ihren Beinen eingeklemmt ist, sodass der Faltenwurf die Form des sich darunter befindenden Körperteils suggeriert. Ich stelle mir vor, welches Höschen sie wohl darunter trägt. Ich stelle mir vor, was sich wohl unter dem Höschen befindet.

       Ich bekomme ein Kloß im Hals und muss schlucken.

       In meiner Hose beginnt es sich zu regen.

       Schnell vertreibe ich das Bild aus meinem Kopf und erkunde weiter ihre Figur. Sie trägt ein simples, enganliegendes, weißes Oberteil. Durch die Perspektive meines Blicks von unten sehen ihre Brüste enorm groß aus. Wie zwei wohlgeformte Hügel heben sie sich von ihrem Brustkorb ab, der elastische Stoff ist eng um sie gespannt. Ich frage mich, ob ihre Brüste sich wohl genauso weich anfühlen, wie sie aussehen. Ob ihre Haut dort wohl genauso zart glänzt, wie an ihrem restlichen Körper. Ich frage mich, wie ihre Nippel wohl aussehen.

       Meine Hände krallen sich in meine Oberschenkel.

       Ich beiße mir erregt auf die Unterlippe.

       Das Oberteil ist schulterfrei, sodass man ihre wunderschönen, weichen Schultern und ihr filigranes Schulterbein sehen kann. Ihr mittellanges Haar fällt sanft in leichten Wellen auf ihre Haut. Es ist kastanienbraun, bei jeder Bewegung reflektiert es das Licht in leuchtenden Rottönen. Jede Linie ihres Körpers ist gemeißelt wie ein Kunstwerk, wie Teil einer Skulptur. Ihr Hals, ihr Kinn, ihr Kiefer, alles wie von einem Künstler geplant und vollendet. Erschaffen, damit sich andere an ihr ergötzen.

       Der Druck wird immer stärker.

       Endlich bin ich am Gesicht angekommen. Als erstes fällt mein Blick auf ihre Lippen. Sie sind voll und glänzend, schimmern in einem leichten Rosé. Vielleicht trägt sie Lipgloss, vielleicht hat sie sich auch eben erst mit der Zunge über die Lippen geleckt, ich kann es nicht sagen. Zwischen ihren Zähnen hat sie einen Bleistift eingeklemmt, auf dem sie sanft herumkaut. Ich sehe, wie sie in ihrem Mund das Ende des Stifts leicht mit ihrer Zunge umspielt.

       Es kribbelt in meinem Körper.

       Mein Blick ist jetzt bei ihrer Nase, die genauso formvollendet wie jeder andere Teil ihres Körpers perfekt ins Gesamtbild passt. Nicht zu breit, nicht zu spitz, leicht stupsig würde ich fast sagen. Ich erkenne ein paar Sommersprossen, die sich wie kleine Farbtupfer über ihre Wangen verteilen. Schließlich bin ich an ihren Augen angelangt und mir stockt der Atem, denn ich schaue in die tiefsten, wärmsten, schokoladenbraunsten Augen, die ich je gesehen habe. Sie sind so dunkel, dass ich fast nicht erkennen kann, wo ihre Iris aufhört und ihre Pupille anfängt. Doch bei genauerem Hinsehen bemerke ich einen feinen, bernsteinfarbenen Ring, der sich golden glitzernd um den inneren Rand ihrer Regenbogenhaut zieht. Ich bin wie hypnotisiert, die unendliche Tiefe ihrer Augen verschlingt mich und hält mich gefangen. Ich bin ihr hilflos ausgeliefert, willenlos ergeben.

       Einige Zeit lang sitze ich so da. Mit offenem Mund und beachtlicher Beule in der Hose starre ich sie sabbernd an. Es dauert deshalb eine ganze Weile, bis ich bemerke, dass sie meinen Blick die ganze Zeit über direkt erwidert.

       Die Welt scheint auf einmal stillzustehen.

       Mein Herzschlag setzt aus, mein Körper erstarrt, ich laufe purpurrot an. Ich versuche noch mich zu entschuldigen, stammle wirre Worte der Erklärung: