Doreen Brigadon

Jhoseph und die Villeroy Lady


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keine von beiden, ich bin derzeit auch nicht auf der Suche, und war auch noch nicht verheiratet. Ich bin gesund, und habe auch ein Attest beigelegt.“

      Was mich zwar verwundert hatte, aber man sollte, wenn man viel fahren musste, doch gesund sein.

      „Das habe ich gesehen. Und Sie wären gewillt, bei ihrem künftigen Chef ins Nebenhaus zu ziehen, damit Sie immer erreichbar wären? Freizeit und Urlaub gibt es nur mit Absprache. Sie müssten also hier ihre Zelte abbrechen.“

      „Und wo ginge die Reise hin?“, fragte ich im Gegenzug.

      „Nähe Hamburg!“

      „Schöne Gegend. Habe nichts dagegen, etwas anderes zu sehen.“

      „Wann könnten Sie anfangen?“

      „Also, wenn ich hier noch meine Zelte abbrechen soll, leider erst in einem Monat. Muss meine Wohnung auflösen, ein Auto verkaufen und meine Sachen von der Wohnung irgendwo einlagern.“

      Es störte mich ungemein, dass er ständig zu seiner Frau sah. Er versuchte, es mich nicht merken zu lassen, aber meinem geschulten Blick entging das nicht.

      „Wenn Sie früher fertig wären, wären Sie bereit, auch schon früher anzufangen?“

      „Wäre sicher möglich, wenn alles geregelt ist. Es würde mich hier nichts halten.“

      Dann gab er mir einige Papiere zur Durchsicht.

      „Das ist der Vertrag, bitte jetzt lesen, und wenn er passt, bitte auch gleich unterschreiben. Damit dann auch alles fix ist, wenn Sie anfangen.“

      Ich nahm die Papiere und las sie in altgewohnter Manier durch. Die vier Seiten des Vertrags hatte ich bald durchgelesen. Es war daran nichts auszusetzen. Die gewohnte Fassung. Nur es kam mir seltsam vor, dass der Anwalt auf einmal so nervös geworden war.

      „Sie fragen ja gar nicht nach dem Gehalt?“

      „Ist gar nicht so wichtig. Wenn ich dort schlafen kann, erspare ich mir schon mal die Miete, zu essen schätze ich, brauche ich mir auch nichts oder nicht viel zu kaufen. Und mit meinem Auto werde ich auch nicht viel unterwegs sein, oder?“, sagte ich und lächelte ihn an.

      Inzwischen hatte ich den Vertrag durchgelesen und unterschrieben.

      „Sagen Sie es mir noch, wieviel ich verdiene, oder soll ich auf mein erstes Gehalt warten?“

      Jetzt war er doch überrascht.

      „2.500 Euro, ……netto!“

      Ich pfiff durch die Zähne.

      „So viel hatte ich nicht erwartet.“

      Er gab mir ein Exemplar des Vertrages mit der Adresse und Telefonnummer in die Hand und verabschiedete sich fast überrumpelt bei mir. Ich war glücklich, so schnell, so einen guten Job gefunden zu haben. Und das Gehalt konnte sich auch sehen lassen. Zwar weniger als ein Managergehalt, aber dafür hatte ich ja auch kaum Ausgaben. Als ich zur Tür raus ging, hörte ich noch kurz, wie die Frau aufsprang und zum Anwalt sagte: „Hat er wirklich unterschrieben?“

      Ich dachte mir noch: ‚Was geht Sie das an?‘

      Danach machte ich mich gleich daran, jemanden für meine Wohnung zu finden. Das Auto kaufte mir Bert ab, und für meine Sachen fand ich auch ein günstiges Lager. Es ging alles schneller als erwartet und ich konnte schon nach 14 Tagen meine Reise antreten. Ich meldete mich bei der Nummer an, die bei der Adresse dabeistand. Was mich dort erwartete, wusste ich glücklicherweise nicht, ansonsten hätte ich die Stelle vielleicht doch nicht angenommen. Oder doch? Vielleicht schon aus Neugier? Ich war voller Tatendrang, und freute mich auf das Neue, das auf mich zukommen würde.

      Es war schon später Freitagabend, als ich eintraf. Ein Mädchen, wahrscheinlich das Zimmermädchen, das sich als Doris vorstellte, zeigte mir mein Zimmer im Nebenhaus.

      „Die gnädige Frau erwartet Sie morgen pünktlich um 8 Uhr in ihrem Büro.“

      Ich bedankte mich und fiel auch bald ins Bett. Also dürfte der ‚gnädige Herr‘ derzeit nicht zu Hause sein, darum durfte ich mich bei der ‚gnädigen Frau‘ mal vorstellen. Auf dem Vertrag, bei der Adresse des Arbeitgebers stand nur ‚Firma Voss‘.

      Ich wurde pünktlich um 7 Uhr wach. Holte noch einige Sachen von meinem Auto rein, duschte, zog einen guten Anzug an und ging in das Haupthaus. Doris erwartete mich schon. Sie sah mich geringschätzig an. Behielt aber ihre Meinung für sich. Was auch besser war für sie.

      „Gnädige Frau! Der Chauffeur ist hier“, meldete sie mich an.

      Ich trat ein und sagte laut: „Guten Morgen!“

      „Nicht so laut! Oder wollen Sie Tote aufwecken?“

      Ich dachte noch, was daran bitte laut gewesen sein sollte. Aber dann verschlug es mir die Sprache. Die Frau, die vom Schreibtisch aufstand, war keine andere als die Frau, die bei dem Anwalt gesessen hatte. Heute hatte sie Rock und Bluse an. Beim Anwalt einen Hosenanzug. Also waren sie und ihr Mann meine neuen Chefs.

      „Guten Morgen“, sagte sie und reichte mir ihre Hand, „Ich hoffe, Sie hatten eine gute Fahrt und eine ruhige Nacht?“

      „Ja, danke, es ging alles gut, und die Fahrt war angenehm, nur lang.“

      Dann setzten wir uns in die Sitzecke.

      „Hier ist die Adresse von meinem Schneider.“

      Ich fragte mich noch, was ich mit der Adresse ihres Schneiders sollte, bis sie weitersprach!

      „Dort fahren Sie heute noch hin. Sie sind schon angemeldet. Er wird Ihnen hoffentlich einen passenden Anzug geben können. Er wird dann noch Maß nehmen und einen, nein, eigentlich mehrere, für Sie nach Maß anfertigen. Dann kommen Sie wieder zurück, und Rudolf, mein Butler, wird Ihnen dann die Garage mit den Autos zeigen und Sie unterweisen. Das wäre vorläufig alles. Nach dem Mittagessen melden Sie sich wieder bei mir.“

      Als wäre es ausgemacht, klopfte es an der Türe, und ein Mann trat ein. Zuerst dachte ich, es wäre der Herr des Hauses, doch er trug eine Butler Uniform.

      „Rudolf, zeigen Sie bitte Herrn Vossner die Garage und wenn er vom Schneider wieder hier ist, dann auch die anderen Autos! Danke, das wäre es vorläufig.“

      „Ich hätte noch eine Frage?“

      Der Butler sah mich erschrocken an.

      „Und die wäre?“, fragte sie überrascht.

      „Wann lerne ich den Herrn des Hauses kennen?“

      Der Butler hätte fast das Glas fallen gelassen. Sie schmunzelte etwas.

      „Gar nicht!“, sagte sie und lächelte, „Es gibt nämlich keinen!“

      Daraufhin drehte sie sich um und ging zum Schreibtisch. Ich war immer auf viel gefasst und ließ mir auch nichts anmerken, doch diesmal fiel mir fast die Kinnlade runter. Gut, dass sie es nicht mehr sah. Rudolf ging mit einem Glas und einem Teller hinter ihr her, stellte es hin und sie nahm sofort die Tablette und trank Wasser nach. Er hatte wahrscheinlich erwartet, dass sie verärgert wäre. Aber mir wurde nichts gesagt, außer dass ich den Mandanten erst hier kennen lernen würde.

      ‚Kopfschmerzen?‘ dachte ich mir, ‚Gestern zu viel getrunken?‘

      Normalerweise hätte ich schon etwas gesagt, aber diesmal war ich in angestellter Position und nicht Chef. Ich musste mich sehr zusammenreißen, um nichts zu sagen. Das war noch Neuland für mich und schon etwas ungewohnt und gewöhnungsbedürftig. Dann nahm der Butler das Geschirr sofort wieder mit und sagte zu mir, etwas von oben herab: „Folgen Sie mir bitte!“

      Er stellte das Glas und den Teller auf einer Kommode ab und ging durch die Halle und einen langen Korridor entlang, bis zu einer versperrten Tür. Es war eine dicke Tür, ähnlich einer Brandschutztür.

      „Hier hängt immer der Schlüssel zum Aufsperren“,