Amelie sagte, das wäre doch lächerlich; ich hätte den lausigen Job doch nie gemocht, ich sollte mich doch daran erinnern, wie ich mich danach gesehnt hätte, endlich da wegzukommen, bevor dann der Ärger passierte, und außerdem könnte sie sich ein paar Monate allein um die Miete kümmern, wenn es sein müsste. Ich sollte es als Geschenk oder Darlehen auffassen, ganz wie ich wollte, und dass das alles doch nicht das Ende meiner Welt oder der Welt im Allgemeinen wäre. Sie sagte, es hätte keinen Zweck, die Dinge zu dramatisieren, und legte eine Hand auf meine Schulter, dann ging sie zum Küchenschrank und nahm eine Flasche Rotwein heraus, die sie zusammen mit einem Glas vor mich hinstellte. Sie sagte mir, ich sollte ruhig etwas trinken.
Es muss dieser Augenblick gewesen sein, dass ich zum ersten Mal in Amelie ein körperliches Wesen entdeckte. Sie war keine Abstraktion oder eine Freundin, die mir gegenüber saß, sondern eine Frau mit großen Brüsten, die sich gegen den engen Pullover drängten.
Sie gab mir ein Glas, während Sorge in ihrem Blick lag, und die feine weiße Haut ihres bloßen Armes leuchtete im Licht der Küchenlampe. Mir wurde bewusst - ohne an etwas Bestimmtes zu denken, das war ja das Verwirrende -, dass dies ein Körper war, auf den Männer mit sofortiger Lust ansprechen. Es war nur ein kleiner, vielleicht unbeabsichtigter Zufall der Biologie, der es unmöglich und ungesetzlich machte, dass ich genauso darauf ansprach.
Als ich mein Glas nehmen wollte, berührte meine Hand ihre ganz leicht, und ich fühlte etwas in mir arbeiten. Während eine Serie kleiner Schocks mich durchlief.
Ich nahm ihr das Glas ab und setzte es an meine Lippen, hob es hoch, atmete ein und spürte den würgenden Geruch, der mich zu ersticken drohte, bevor ich den Rotwein geschluckt hatte. Durch das Glas hindurch sah ich sie an. Sie drehte sich ein wenig zur Seite, dann wandelte sie sich in eine andere Form. Sie hatte sich völlig verändert. Nichts war, wie es war, nichts würde wieder so sein.
In dem Zeitraum, in dem ich das Glas nahm und wieder absetzte, war etwas mit mir geschehen, denn als ich den Rotwein das erste Mal gerochen hatte, hatte ich nur Verzweiflung und irgendwie das quälende Verlangen zur Flucht gefühlt.
Aber als ich es absetzte, verlangte ich nach Amelie, wollte ich ihre Brüste in meiner Hand fühlen, wollte wissen, wie sich ihr Bauch gegen meinen fühlte.
Jetzt, in dem Ausbruch dieses Verlangens, war mir, als hätte ich nie zuvor ihren nackten Körper gesehen, als hätte ich sie nicht schon hunderte Male im Zimmer sich an- und ausziehen gesehen.
Blindlings streckte ich meine Hand aus, um ihr Handgelenk zu umspannen, und obwohl es auch ein trostsuchendes Berühren sein konnte, obwohl sie es so hätte auffassen können, muss sie doch die Wahrheit gespürt haben, denn sie hielt meine Hand und blickte mich an, zwinkerte die Augen in erfahrener Vorsorge, während sie mit der anderen Hand die Flasche hochhob.
„Willst du mich?“, fragte sie. „Ja, Laura? Du brauchst dich nicht zu schämen.“
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