Saskia Pasión

Telefonsex mit Mona


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Woche kriege ich Geld. Brauchst du Arbeit?«

      »Ja, aber bezahlte und außerdem bin ich nicht Dein Schätzchen!«, erwiderte sie und knallte den Hörer auf!«

      Zu wütend, um mit Verstand die Stellenanzeigen zu durchforsten, blätterte sie lustlos in einem rosa Käseblättchen, wobei ihr sofort eine Anzeige auffiel:

      »Auf freiberuflicher Basis: Aufgeschlossene Damen fürs Telefon gesucht. Tel. ...«

      Freiberufliche Basis war ja ganz gut. Aber Telefon? Sie hasste Telefonieren! Doch informieren könnte man sich ja mal …

      Samstagnachmittag ... die Chancen, dass da jetzt niemand mehr am Telefon saß, waren recht groß. Vielleicht lief ja ein Band? Sie wählte ... nach der 3. Ziffer verließ sie der Mut.

      Ist garantiert Telefonsex, dachte sie. Prüde bin ich ja nicht gerade – und mit fast allen Wassern gewaschen ... aber Telefonsex? Ist eher nichts für mich. Außerdem hasse ich Telefonieren! Los jetzt! Denk an Gisela ...

      Sie hörte schon jetzt Giselas Kommentare dazu. Trotzig wählte sie ... es klingelte zweimal und ... verdammt ... eine ausgesprochen sympathische Männerstimme meldete sich.

      »TSA-Agentur, Neusing, guten Tag«.

      »Hallo Herr Neusing. Es geht um Ihre Anzeige in dem rosa Käseblättchen.«

      Am anderen Ende der Leitung Stille. Hatte sie sich verwählt?

      »Herr Neusing?«

      »Ja, tut mir leid ... aber Ihre Stimme ... Haben Sie »so was« schon mal gemacht?«

      Ob das ein erwachsener Mann ist? Oh Mann, dachte sie.

      »Hab ich was schon mal gemacht?«

      »Ach so, ja. Also ... wir suchen aufgeschlossene Damen, die Spaß am Telefonieren haben. Und wenn ich mir Ihre Stimme anhöre, sind Sie genau die Richtige!«

      Eigentlich hatte sie gar keinen Spaß am Telefonieren …

      Und wenn er jetzt nicht gleich sagt, was Sache ist, lege ich auf, beschloss sie.

      »Ob Sie mir jetzt vielleicht doch noch verraten, worum es geht?«

      »Erotische Gespräche!«

      »Aha! Telefonsex! Hab‘ ich es mir doch gedacht.«

      »Ja natürlich, aber das sieht man doch an der Anzeige, oder?«

      Sie konnte förmlich hören, wie er grinste.

      »Sie haben »so was« also noch nicht gemacht?«

      »Nein, nicht am Telefon. Ich hatte einmal einen Auftrag bei einer BTX-Agentur. Gleiches Thema ... nur per Computer, im Chat!«

      »Na ja, dann wissen Sie ja, wie »so was« geht. Kommen Sie doch einfach mal bei uns vorbei. Sie können auch gerne ein, zwei Stunden bei einer anderen Mitarbeiterin zuhören und sich überlegen, ob Sie für uns arbeiten wollen. Dann können wir uns auch über die genauen Konditionen unterhalten.«

      Aha! Am Telefon gab er wohl keine Auskunft.

      Mona fragte: »Wann passt es Ihnen denn am besten?«

      »In einer Stunde?«

      Das ist ja einer von der ganz schnellen Truppe. Aber was du kannst ..., dachte sie und antwortete: »Gut. Verraten Sie mir auch noch die Adresse?«

      War ja ein witziges Gespräch, dachte sie amüsiert. Dann überkamen sie aber doch Gewissensbisse. Kein Mensch wusste, wohin sie fuhr. Also rief sie Gisela an und gab ihr die Adresse. Das hätte sie besser nicht tun sollen, denn Gisela war wirklich noch schlimmer als ihre Mutter und wollte ihr die Geschichte wieder ausreden. Viel zu gefährlich! Aber ausreden ließ Mona sich überhaupt nichts, und nachdem Gisela sie für verrückt erklärt hatte – was aber nicht ungewöhnlich war – zog Mona los!

      Mittlerweile regnete es in Strömen und es war eine reine Freude, bei diesem Wetter nach Frankfurt zu fahren – bei Regen ging dort nichts mehr. Als hätten die Autofahrer von einer Sekunde auf die andere das Fahren verlernt. Aber zum Glück war samstags nachmittags nicht all zu viel los auf der Straße. In einem Hinterhof in Eschersheim fand sie sogar ein Namensschild der TSA-Agentur und begab sich todesmutig in die Höhle des Löwen. Herr Neusing war tatsächlich genauso sympathisch wie am Telefon, Ende dreißig und, wie sich später herausstellen sollte, Sternzeichen Zwillinge. Na denn! Er führte sie in ein Büro, das aus einem Schreibtisch, zwei Bürostühlen und unzähligen Kartons bestand. Ach ja, ein altes und wackeliges Regal, das wohl bald unter der Last der vielen Ordner zusammenbrechen würde, gab es auch noch. Auf der Arbeitsplatte tummelten sich zwei Computer und drei Telefone, ansonsten wurde er vom Chaos beherrscht. Neusing wurde ihr immer sympathischer. Sie liebte Computer und hätte Erfinder des Chaos sein können! Aber sie hasste Telefone! Ihren fragenden Blick in die Runde beantwortete er sofort:

      »Das ist nicht der einzige Raum! Nebenan gibt es noch drei Büros. Die zeige ich Ihnen später, wenn ich Ihnen eine meiner Mitarbeiterinnen vorstelle. Ihr können Sie dann auch zuhören, wenn Sie wollen!«

      Und ob sie wollte! Sie setzten sich und waren augenblicklich in ein amüsantes Gespräch vertieft. Über alles Mögliche. Gott (na ja, eher weniger) und die Welt. Und »so was«.

      Mona: »Sprechen Sie mir mal ganz langsam nach: T e l e f o n s e x !«

      Er erklärte Ihr lachend: »Die meisten Damen, die sich bei mir vorstellen, wollen dieses Wort nicht hören. Und wenn es ausgesprochen wird, sind sie weg.«

      Er fragte sie nach Strich und Faden aus. Ob ihr Partner damit einverstanden sei? Und wie das in der BTX-Agentur denn gelaufen sei, ob sie sonstige Erfahrungen in dieser Branche habe etc. Nachdem sie ihn dann über ihr glückliches Single-Dasein aufgeklärt und einiges über ihren Job in der BTX-Agentur erzählt hatte, warf Mona ihm noch einen Brocken zum Fraß vor, an dem er sich fast verschluckte:

      »Ich gehe ab und zu in Swingerclubs!«

      Zuerst Funkstille. Aber sein Gesicht spiegelte in Sekundenbruchteilen alles wider, was ihm so in den Sinn kam: Neugierde, Staunen, Neugierde, Peinlichkeit, Neugierde, Lust, Neugierde! In dieser Reihenfolge! Was blieb, war reine Neugierde. Er strahlte sie an:

      »Darüber müssen Sie mir mehr erzählen!«

      »Probieren Sie es selbst aus!«, antwortete sie grinsend. Nun gut. Neusing erklärte ihr, dass die TSA-Agentur nicht nur Telefonsex, sondern auch – ähnlich wie BTX – Sex im Internet anbot. Mit Live-Cam und Kommunikation über die Tastatur. Für die Damen, die sich dann vor der Kamera mehr oder weniger auszogen, gab es noch einen Bonus auf das miserable Honorar. Na ja, die Konditionen waren ziemlich schnell erklärt, eigentlich im wahrsten Sinne des Wortes nicht der Rede wert. Zumindest nicht für Mona! Bereits an dieser Stelle war ihre Entscheidung getroffen: Neusing war sehr sympathisch und witzig, aber ein Halsabschneider! Telefonsex? Sie war sich nicht sicher - mal sehen. Telefonsex für Neusing? Niemals!

      »Möchten Sie sich jetzt die anderen Büros noch anschauen?«

      Na klar! Und zuhören wollte sie!

      »Gern, bevor ich mich entscheide, möchte ich mir das Ganze aber etwas genauer ansehen bzw. -hören.«

      Kleine Notlügen sind ja nicht so schlimm, dachte Mona.

      Zuerst zeigte er ihr den Live-Cam-Raum: ein fast leeres Zimmer, kahle Wände. Eine Ecke war mit Satin und Kissen ausstaffiert, auf denen sich die Damen für Ihre Internet-Zuschauer räkelten. Die Kamera gegenüber schoss alle 10 Sekunden ein Bild. Mitten im Raum auf dem Boden lag eine Tastatur. Er sah Mona hoffnungsvoll an und erinnerte sie an ihre Hunde, kurz bevor sie Futter bekamen:

      »Na, wäre das was für Sie?«

      »Nee, tut mir leid! Nix für mich!«