Kristina Schwartz

Gefesselte Lust - Teil 1


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      Nicola schüttelte sich vor Lachen. »Oh, ist dir das jetzt unangenehm?«

      »Nein, überhaupt nicht«, schnellte Birgit hervor.

      Nicola versuchte ihr amüsiertes Lachen unter Kontrolle zu bringen.

      »Nein, wirklich«, begann Birgit »ich hab’ für meine Vernissage eine Performance ausprobiert und da ist es passiert«, meinte sie entschuldigend.

      »Ich bin nicht Gott, nicht der Papst und auch nicht deine Schwiegermutter. Vor mir brauchst du dich nicht zu rechtfertigen.«

      »Aber vor mir«, kam es spontan aus dem Telefonhörer.

      »Was sagt denn Tobias dazu?«

      »Der ... weiß natürlich nichts davon, was denkst du denn?« Nervös trat sie von einem Bein auf das andere.

      »Also, was hast du denn gemacht, du unanständiges Mädchen?«, mokierte sich Nicola mit gespielter Autorität.

      Birgits Gesicht leuchtete bereits in einem nachhaltigen Zinnober. »Gar nichts. Als ich gerade im Arbeitszimmer saß – ich hätte eigentlich eine Psychologiestunde vorbereiten sollen – ließ ich meinen Blick durch den Garten wandern. Die Obstbäume, der Grillplatz, der kleine Brunnen, das Jaccuzzi ... und beim Gemüsegarten bin ich dann zwischen den Gurken und Zucchinis hängengeblieben.«

      »Mit deinen Schamlippen?« Nicola quietschte vor Vergnügen.

      »Diese großen, fleischigen Dinger ... Jedenfalls, so hab’ ich mir gedacht, wäre es eine nette Idee für meine Ausstellungseröffnung und mal was ganz anderes. Also hab’ ich mir kurzerhand eine Gurke geholt, eins von Tobias’ Kondomen drübergezogen und hab’ sie mir reingeschoben, und der Rest ... der hat sich dann ergeben. Ich konnte nicht anders, es ist einfach passiert.«

      Die Fotografin krümmte sich vor Lachen. »Oh, du Arme!

      Jetzt werd’ ich dich gleich bedauern«, drang es schadenfroh an Birgits Ohr.

      »Ich kann nichts dafür, verdammt noch mal!«, schrie sie genervt. »Das Gemüse hat Tobias einfach ausgebremst.«

      »Ich kann nichts dafür, dass ich mir eine Gurke reingeschoben hab’«, äffte Nicola. Warum kann sie nicht zu dem stehen, was sie tut? Wenn’s ihr gefällt.

      »Als ich das Präservativ dann von der Gurke nahm, ist mir aufgefallen, dass auf Tobias’ Kondomen eine Aufschrift steht. Sind vermutlich Werbegeschenke von der Ärztekammer.«

      »Lass hören.«

      »›Ich bin Arzt, ich bin Profi‹, stand drauf.«

      »Haha, nicht schlecht. Profi bleibt eben Profi«, meinte Nicola, die vor Abschluss ihrer Befähigungsprüfung zur Fotografin selbst ewig schwarz fotografiert hatte. Nun durfte sie offiziell Geld für ihre Bilder verlangen, Profi – in mehr als einer Hinsicht – war sie auch schon früher gewesen. »Warum hast du eigentlich ein Kondom drübergezogen? Hattest du Angst, dass Tobias unangenehme Fragen stellt, wenn du von einer Gurke schwanger wirst? Was hätte er wohl zu einem Kind mit grüner Hautfarbe gesagt?« Nicola schüttelte sich und Tränen standen ihr in den Augen.

      »Haha, wirklich ausgesprochen witzig«, entgegnete Birgit, die das überhaupt nicht komisch fand.

      »Also, was ist denn jetzt, willst du auch dabei sein, wenn ich das Model einlade, oder nicht?«

      »Ich muss erst mit Tobias reden.«

      »Für was soll das denn gut sein? Der weiß ja nicht mal das von der Gurke, also wirst du ihm das andere schon gar nicht erzählen, schätz’ ich mal.«

      »Welches andere?«, fragte Birgit.

      »Na ja, das wird ja kein Kaffeekränzchen, zumindest nicht vorrangig.«

      »Nicht?«

      »Birgit, bist du wirklich so naiv oder spielst du das nur?«

      »Ich kann auch nichts machen, dass Tobias’ Pinsel nicht mit einer so riesigen Gurke konkurrieren kann!«, verteidigte sie sich.

      »Ich wusste gar nicht, dass dein Mann auch malt«, gab Nicola zurück. Der Schalk in ihrer Stimme war unüberhörbar.

      »Nein, du weißt genau, was ich meine.«

      »Ja, das weiß ich und du traust dich den ›Penis‹ nicht einmal in den Mund nehmen«, lachte sie.

      Das ferne Ende der Leitung schwieg.

      »Du kannst es dir ja noch überlegen. Ich muss ohnehin erst einen Termin mit meinem Model vereinbaren. Wünsch dir jedenfalls alles Gute für die Vorbereitung zu deiner Vernissage – hoffentlich kommst du zu einem befriedigenden Ergebnis.«

      »Danke«, sagte Birgit knapp und legte rasch auf, um sich nicht noch mehr von ihrer Freundin anhören zu müssen.

      3

      »Schön weit aufmachen«, versuchte seine angenehme Stimme zu beruhigen, wo es gar keiner Beruhigung bedurfte.

      Weit öffnete sie ihren von sinnlichen Lippen umrahmten Mund. So einen erotischen Mund hatte Tobias wirklich selten in seiner Praxis; aber diese Patientin war auch nicht wie all die anderen. Selbstbewusst, auf ihren schwindelerregenden Mega-Absätzen, war sie in die Ordination geschwebt. Dann trug sie noch diesen kurzen, engen Rock, der, wie sehr er sich auch bemühte, nicht einmal das nötigste zu bedecken vermochte. Als wäre das nicht schon genug Ablenkung gewesen, hatte sie noch ein hautenges Oberteil, das ihre Brüste perfekt zur Geltung brachte. Am gefährlichsten aber war der tiefe Ausschnitt, der das Tal dazwischen seinen interessierten Blicken preisgab.

      Wie soll ich unter den Umständen eine gute Arbeit leisten?, fragte er sich, und dabei hatte er ihre schier endlosen Beine, die etwas über die Liegefläche hinausragten, noch gar nicht berücksichtigt. Aus ihren vertrauenerweckenden braunen, von langen Wimpern gesäumten Augen sah sie ihn fordernd an. Mit einem Mal wurde ihm heiß. Das hatte es noch nie gegeben, dass eine Patientin ihn in Verlegenheit gebracht hatte. Tief und langsam durchatmen, dachte er, und versuchen, nicht mit dem spitzen Scaler ihren Busen zu perforieren.

      Mit ihrer Zunge strich sie entlang ihrer makellosen Zähne. Wollte sie ihm damit etwas sagen? Schau her, was ich alles kann, ich bin nicht nur zum Sprechen da, geisterte ein Gedanke spontan durch seinen Kopf. War das nicht der Beweis, dass sie nur wegen ihm kam? Laut ihrer Kartei kam sie zum ersten Mal zur Mundhygiene. Sie hatte die Prophylaxe eigentlich auch gar nicht nötig. Tupfer, Tupfer! Wo bleiben die Tupfer!

      Tobias tupfte den Schweiß von seiner Stirn. War in den letzten Sekunden die Raumtemperatur nochmals um fünf Grad gestiegen?

      »Sie müssen sich mehr Zeit für die Pflege mit der Zahnseide nehmen«, sagte er, um die beängstigende Stille zu durchbrechen. Ihre blonden Locken umschmeichelten den makellos weißen Teint ihres Gesichts und gaben ihrem Erscheinungsbild etwas Überirdisches. Was die wohl alles mit ihrem Mund und ihrer akrobatischen Zunge anstellen konnte? Ihre Lippen waren mit einem Mal noch voller als zuvor. Ein Knistern ging von ihren Beinen aus, als sie eines über das andere schlug. Ein Duft nach weiblichem Verlangen erfüllte die Ordination. Seine Fantasie war entfesselt. Wie gerne würde er sie einmal in seinem Zahnarztsessel behandeln, mit nichts als Strümpfen, Stilettos und ihrem Lippenstift bekleidet. Ihre Schenkel würde er weit spreizen, ihre Arme hinter der mächtigen Lehne fixieren, sie wäre ihm ausgeliefert und ...

      »Wann soll ich wiederkommen?«, wollte die erotische Stimme plötzlich wissen.

      »Es reicht, wenn Sie in einem halben Jahr wieder vorbeikommen.« Leider, setzte er gedanklich noch hinzu und hoffte, es nicht laut ausgesprochen zu haben.

      Sie lächelte ihr betörendes Lächeln und er fühlte sich winzig neben ihr.

      »Hätten Sie Lust, dass wir uns einmal privat treffen?«, platzte er ohne Vorwarnung heraus, bevor sie noch die Tür erreicht hatte.

      Sie drehte sich um, zeigte ihm noch einmal das strahlende Weiß ihrer Zähne und antwortete mit