seiner verletzten Würde und Zeichen seiner vermeintlichen Macht über mich. So lasse ich ihm seinen Sieg, gebe mich ganz meinen Gefühlen hin, in der Gewissheit, dass er mir in Wirklichkeit bereits hilflos verfallen ist.
Als er nach meinem Kopf verlangt, fürchte ich erneut den Versuch einer Enttarnung und versteife mich. Er hat es aber wiederum nur auf seine Lust und die Dominanz über meinen Körper abgesehen, schiebt mir sein hartes Glied tief zwischen meine Lippen und zwingt mir seinen Takt auf.
Zweimal ist er bereits in meinem Mund gekommen und wir haben von diesen Spielen immer noch nicht genug. Aus seinem Sperma versuche ich, seine Eigenschaften herauszuschmecken: Ehrgeiz, Kontrolle, Selbstbewusstsein, gepaart mit einer Spur von Leichtsinn. Es sind bewundernswerte Attribute für einen Mann, aber seine gehören ab heute mir. Je stärker Alexander mich körperlich beherrscht, ich mich ihm unterwerfe, desto größer wird seine Sucht nach mir werden.
Die Luft riecht nach unserem Schweiß, Ejakulat und allen anderen Körpersäften, Düfte unserer gegenseitigen Besessenheit.
Fünfmal „Gonnggg!“, die Stundenglocke der Collegiale de Poissy und das erste tief hängende Rot des drohenden Sonnenaufganges! Wenn er etwas gegen mich unternehmen wollte, dann müsste es jetzt sein. Aber dieser Alexander schaut nur fassungslos und ohne Worte zu, wie ich mein schwarzes Trikot überstreife, Gurte und Winde im Rucksack verstaue und mit dem Geldkoffer auf dem Sims des geöffneten Fensters stehe.
Gekonnt fängt er den Schlüssel eines Schließfachs am Hauptbahnhof von Poissy auf.
„Sehen wir uns wieder? Bitte schöne Jägerin, ich kann nicht mehr ohne dich sein!“, er kennt die Antwort. Ich brauche meinen Kopf nicht zu schütteln, ihn nur still anzusehen.
„Machs gut, schwarze Leopardin, ich werde immer an dich denken, dich niemals vergessen. Aber mein Leben wird ohne dich leer und sinnlos sein!“, es klingt schicksalsergeben und glaubhaft.
Niemals den gleichen Rückweg wie den Hinweg nehmen, immer nur das Unerwartete durchführen. Die Stadt und das Land werde ich noch heute verlassen!
Das Geräusch einer frühen Vespa erinnert an Italien ...
Ein letztes Mal seinen entspannten Körper betrachten, seine verlorene Seele inhalieren, dann schwinge ich mich in den Morgennebel.
***
Schwarze Leopardin 2: Bill
Der Genuss dieser Klänge, bevorzugt einer außergewöhnlichen Stundenglocke oder der ganz großen Kirchenglocken, das ist meine große Liebe. Um sie zu hören, werde ich nachts extra wach, zwölf Uhr Mitternacht, lausche erwartungsvoll in den dunklen Nachthimmel. Dann überzieht sich meine Haut mit dieser unvermeidlichen Körnung, meine Ohren berauschen sich am Kolorit dreier Töne aus unterschiedlichen Richtungen und meine Seele wird von dreimal zwölf Zauberschlägen besiegt.
Kann es etwas Schöneres geben auf der Welt ..., außer natürlich Männer zu demütigen, sexuell zu unterwerfen und abhängig zu machen, um so aus ihrer Mittäterschaft für meine kleinen Unternehmungen größtmöglichen Profit zu erzielen?
Aber diese Glocken sind mir jetzt eindeutig zu nah! Der große Glockenturm der russisch orthodoxen Kirche in Sanremo ist eine bemerkenswerte Sehenswürdigkeit, ebenso wie das Erscheinungsbild der gesamten Kirche überhaupt. Diese fünf Zwiebeltürmchen, der große, umsäumt von den vier kleineren, die hätte man hier am Mittelmeer niemals erwartet. Genau dies war von Anfang an die Faszination für mich und dann meine Entscheidung, mich hier niederzulassen. Auch der Klang ihrer Glocken ist einzigartig, jedenfalls, wenn man sie aus der Ferne hört.
Allerdings hänge ich im Moment an den Armen an der Decke genau dieses großen Glockenturmes, nackt, mit gerötetem Gesäß und geschwollenen Schamlippen, ein wenig frierend und eindeutig hilflos. Die Situation entbehrt nicht einer gewissen Komik: Es hätte mein Spiel sein können, mein Einfall! Die inszenierte Entwürdigung eines Mannes zum Beispiel, die hätte ihren entsprechenden optischen und emotionalen Reiz gehabt. Wie konnte mir das nur passieren? Ein Mann hätte hier eindeutig besser und vorteilhafter gehangen! Bill, Bill dieser Mistkerl, der hätte es sein sollen. Ganz vorn in meinen Erinnerungen schwebt jetzt sein Bild vor mir: buschige Augenbrauen, narbige Haut, zerklüftete Lippen. Ach, Bill ...!
„Donngggg, Donngggg, Donngggg, Donngggg, Donngggg“, fünf Uhr nachts, der letzte Schlag schwebt noch sekundenlang greifbar in der Luft, die Subharmonischen, dieser tiefe Infraschall unterhalb der Hörgrenze, den verspürt jetzt sogar mein Körper, weil er über die Gewölbedecke durch die Seile auf meine Handgelenke übertragen wurde. Sehe ich durch die leicht verstaubten Glasfenster bereits das erste Morgenrot? Um acht Uhr ist die Frühmesse, meiner Erinnerung nach läuten sie dann mindestens zwanzig Minuten alle Glocken gleichzeitig. Das wird für mein Wohlbefinden und die Unversehrtheit meines feinen Gehörs dann wohl das Ende bedeuten ...
William, heute nenne ich ihn Bill, ist Amerikaner und ich hatte ihn im Kasino kennengelernt. Sanremo ist einer meiner Orte, an denen ich mich bevorzugt im Frühjahr aufhalte, dann ist es weder zu heiß, noch touristisch überlaufen, aber die Zitronen- und Orangenbäume und die sonstige Blütenpracht dort haben es mir in dieser Jahreszeit angetan.
In das Kasino gehe ich immer erst sehr spät abends, dann, wenn die ersten Spieler schon abgenervt und seelisch ausgebrannt sind und sich deshalb meine Chancen vervielfachen.
Niemals spiele ich Roulette, ich kenne die Statistiken und weiß, dass im Endeffekt immer die Bank gewinnt. Poker ist mein Spiel, ich beherrsche es perfekt. In den Augen der Männer sehe ich, welches Blatt sie in den Händen halten, erkenne ihre Verunsicherung, wenn ich meine langen Beine andersherum schlage oder mich vorbeuge, um ihnen einen kleinen Einblick zu gewähren.
Bill hatte auch gedacht, mit mir leichtes Spiel zu haben. Eine Poker spielende Frau, die das gut kann, Pokerface aufsetzen, Profis überlisten, ausreichend bluffen ..., einfach undenkbar! Bei ihm hat es gereicht, dass ich sinnlich meinen Zeigefinger in den Mund führte und in seinen Pupillen sah, dass er nicht mehr als ein einfaches Paar haben konnte. An dem Abend verlor er an mich 22.000 Euro, zusätzlich noch sein glockendunkles Lachen und eine Einladung für den morgigen Abend auf seine Yacht.
Nicht protzig, sondern sportlich sieht sie aus, eine richtige Segelyacht, mit der er auch die lange Seereise von Miami bis Sanremo selbst zurückgelegt hatte. Den großen Salon ahnt man auch nicht, wenn man das Schiff von außen sieht, und dass er mit nur drei Leuten Besatzung auskommt, schon gar nicht. Obwohl, diese vollbusige Blondine Isabelle, die Stewardess, die darf man wohl nicht zur Segelbesatzung zählen, die ist eindeutig für etwas anderes zuständig! Das habe ich auch an ihrem vernichtenden Blick gesehen, als Bill die gesamte Besatzung, also auch sie, nach unserem Abendessen zum Landgang verdonnert hatte.
Hummer gab es, im Salon, weil es auf Deck dann doch zu frisch war und wir wurden von Isabelle und Mike aufs Vortrefflichste bedient. Es kehrte auch bald eine warme und knisternde Atmosphäre ein, insbesondere, als ich mein Bolerojäckchen dann noch ablegte und er, eindeutig beeindruckt, meine muskulösen Oberarme und mein tiefes Dekolleté bewundern konnte. Dafür kam dann der Champagner auf Eis und ich bemerkte, wie Isabelle sich eindeutig zu tief herunterbeugte, als sie Bill einschenkte, wohl, um ihm einen Vergleich zu bieten, hatte sie doch offensichtlich die größere Oberweite. Doch meine Eloquenz und meine historischen Kenntnisse beeindruckten ihn sichtlich mehr, konnte ich ihm doch eine 2000‑jährige spannende geschichtliche Abhandlung über Sanremo und Umgebung liefern, gespickt mit einigen amourösen Vorkommnissen in der höheren Gesellschaft, die ich genüsslich ausschmückte.
Natürlich war ich auch für den weiteren Verlauf des Abends bestens vorbereitet. Bill scherzte noch, als ich ihm in seinem beeindruckenden Schlafzimmer die Handschellen anlegte und ihn damit an die Bettpfosten kettete. Er hatte wohl ein amouröses Spielchen, verbunden mit ausdrucksstarker Erotik, erwartet. Als dann seine Fußgelenke eingeklinkt waren, war er schon wesentlich weniger zuversichtlich und nach dem folgenden Strammziehen zu einem richtigen symmetrischen „X“ kamen die ersten Protestlaute, aber da war es bereits zu spät für ihn.
Sein Körper