dickköpfig und vorlaut, aber mit großem Herzen, hilfsbereit und zupackend, wenn Not am Mann ist, dabei den eigenen Vorteil nie ganz aus dem Auge lassend. Nur der portugiesische Name ist ihren Landsleuten zu kompliziert, weshalb sie sich die Aussprache kurzerhand mundgerecht zurechtbiegen. Aus Emanuel wird »Maan« und aus »Kerído«, dem portugiesischen Wort für »Liebling«, wird »Kwérido«. Unter den deutschen Exilschriftstellern kursiert schließlich der Kosename »Queri«.
Der junge Verleger Fritz Landshoff kennt all diese Geschichten noch nicht, als er im April 1933 Emanuel Querido und Alice van Nahuys in die Verlagsräume in der Keizersgracht 333 folgt. Wie diese Räume aussehen, lässt sich in Bruno Franks Roman Die Tochter nachlesen, der 1943 in Mexiko erscheint. Durch eine Erbschaft zu Vermögen gekommen, eröffnet seine Protagonistin Elisabeth im galizischen Städtchen Dnestr eine Buchhandlung, wo sie auch deutsche Exilliteratur verkauft. »Aus Amsterdam gelangte die gehetzte Literatur auf Elisabeths Regale am Ringplatz. Sie setzte ihren Ehrgeiz darein, daß nichts davon fehlte.« Weil jedoch der Versand der Bücher von Holland nach Galizien umständlich ist und viel Korrespondenz erfordert, beschließt Elisabeth eines Tages, nach Amsterdam zu reisen, um den Verlag und die Verleger kennenzulernen, den Deutschen Herrn Auerbach und den Holländer van Lennep. Hier setzt die Beschreibung der Keizersgracht 333 ein: »Das Haus, ein hundertjähriger feiner Ziegelbau, blickte mit seiner hohen und schmalen Front nach der Gracht. Ulmen spiegelten ihr gezahntes Blattwerk im lautlosen Wasser. Droben das Zimmer im dritten Stock, zu dem man Elisabeth wies, schallte vor Tätigkeit. Die Arbeitenden waren beengt von Bücherstapeln und versandbereiten Paketen. Jemand diktierte. Zwei Schreibmaschinen klapperten durch die offenen Fenster in die Stille hinaus. Herr Auerbach kam aus seinem Privatkontor und streckte ihr die Hände entgegen. Dieses Kontor war ein Kämmerchen; ein Schreibtisch hätte nicht Platz gefunden. Statt dessen sah man neben dem Fenster ein altmodisches Stehpult, wirr mit Papieren bedeckt. Zwischen den Regalen und Büchertürmen blieb gerade Raum für zwei Stühle.«
Doch bevor Herr Auerbach alias Fritz Landshoff von diesem Kämmerchen aus Bücher zu verlegen beginnt, nimmt er erst einmal im weit geräumigeren Büro von Emanuel Querido Platz. Alice van Nahuys setzt sich mit Papier und Bleistift dazu, springt zwischen dem Niederländischen und Deutschen hin und her, vermittelt hier, erklärt dort und erweist sich schon beim ersten Gespräch als unersetzlich. Nach nur zwei Stunden herrscht Einigkeit, ein kurzes Schreiben wird aufgesetzt und dann ist er tatsächlich in der Welt, der Querido Verlag. Emanuel Querido reicht Fritz Landshoff zum Zeichen des Einverständnisses die Hand. Dann lädt er ihn und seine directrice zum Essen ein.
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