Lindsay!« rief ich aus.
»Well! Ah, wer sein? Oh – ah – Ihr seid es?!«
Er riß die Augen auf und den Mund noch viel mehr und staunte mich mit den genannten Organen wie einen Menschen an, der vom Tode erstanden ist.
»Wie kommt Ihr nach Spandareh, Sir?« fragte ich, beinahe ebenso erstaunt, wie er.
»Ich? Well! Geritten!«
»Natürlich! Aber was sucht Ihr hier?«
»Ich? Oh! Hm! Euch und Fowling-bulls!«
»Mich?«
»Yes! Werde erzählen. Vorher aber zanken!«
»Mit wem?«
»Mit Mayor, mit Bürgermeister vom Dorf. Schauderhafter Kerl!«
»Warum?«
»Will nicht haben Englishman, will haben Araber! Miserabel! Wo ist Kerl, he?!«
»Hier steht er,« antwortete ich, auf den Aeltesten zeigend, der unterdessen herbeigetreten war.
»Ihm zanken, räsonnieren!« gebot Lindsay dem Dolmetscher, welcher neben ihm stand. »Mach Quarrel, mach Scold, sehr laut, viel!«
»Erlaubt, Sir, daß ich dies übernehme,« meinte ich. »Die beiden Araber, über welche Ihr Euch ärgert, werden Euch nicht im Wege sein. Sie sind Eure besten Freunde.«
»Ah! Wo sind?«
»Der eine bin ich, und der andere ist Mohammed Emin.«
»Moh – — – ah! Emin – — ah! Wo ist?«
»Droben. Kommt mit herauf!«
»Well! Ah, ganz außerordentlich, immense, unbegreiflich!« Ich schob ihn ohne Umstände die schmale Stiege empor und wies sowohl den Dolmetscher als auch den Arnauten, die uns folgen wollten, zurück. Bei den kurdischen Damen erregte das Erscheinen der langen, graukarierten Gestalt ein gelindes Entsetzen; sie zogen sich in die entfernteste Ecke zurück. Mohammed Emin aber, der sonst so ernsthafte Mann, lachte laut, als er den dunklen Krater erblickte, den der offene Mund des erstaunten Engländers bildete.
»Ah! Good day, Master Mohammed! How do you do – wie befinden Sie sich?«
»Maschallah! Wie kommt der Inglis hierher?« fragte dieser.
»Wir werden es erfahren.«
»Kennst du diesen Mann?« fragte mich der Herr des Hauses.
»Ich kenne ihn. Er ist derselbe Fremdling, welcher seinen Khawaß vorhin sandte, um bei dir zu bleiben. Er ist mein Freund. Hast du eine Wohnung für ihn besorgt?«
»Wenn er dein Freund ist, so soll er in meinem Hause bleiben,« lautete die Antwort.
»Hast du Raum für so viele Leute?«
»Für Gäste, welche willkommen sind, ist immer Raum vorhanden. Er mag Platz nehmen und ein Mahl genießen!«
»Setzt euch, Sir,« sagte ich also zu Lindsay, »Und laßt uns wissen, was Euch auf den Gedanken gebracht hat, die Weidegründe der Haddedihn zu verlassen und nach Spandareh zu kommen!«
»Well! Aber erst versorgen.«
»Was?«
»Diener.«
»Die mögen für sich selbst sorgen, denn dazu sind sie da.«
»Pferde.«
»Die werden von den Dienern versorgt. Also, Master?«
»Hm! War tedious, fürchterlich langweilig!«
»Habt Ihr nicht gegraben?«
»Viel, sehr viel.«
»Und etwas gefunden?«
»Nothing, nichts, gar nichts! Fürchterlich!«
»Weiter!«
»Sehnsucht, schreckliche Sehnsucht!«
»Wonach?«
»Hm! Euch, Sir!«
Ich lachte.
»Also aus Sehnsucht nach mir!«
»Well, very well, yes! Fowling-bulls nicht finden, Ihr nicht da – ich fort.«
»Aber, Sir, wir hatten doch bestimmt, daß Ihr bis nach unserer Rückkehr bleiben solltet!«
»Keine Geduld, nicht aushalten!«
»Es gab doch Unterhaltung genug!«
»Mit Arabern? Pshaw! Mich nicht verstehen!«
»Ihr hattet einen Dolmetscher!«
»Fort, weg, ausgerissen.«
»Ah! Der Grieche, dieser Kolettis ist entflohen? Er war doch verwundet!«
»Loch im Bein, wieder gewachsen. Halunke frühmorgens weg!«
»Dann allerdings konntet Ihr Euch nicht gut verständlich machen. Wie aber habt Ihr mich gefunden?«
»Wußte, daß Ihr nach Amadijah wolltet. Ging nach Mossul. Konsul gab Paß; Gouverneur unterschrieb Paß, gab Dolmetscher mit und Khawaß. Ging nach Dohuk.«
»Nach Dohuk? Warum diesen Umweg?«
»War Krieg mit Teufelsmännern; konnte nicht durch. Von Dohuk nach Duliah und von Duliah nach Mungayschi. Dann hierher. Well! Euch finden. Sehr gut, prachtvoll!«
»Aber nun?«
»Zusammenbleiben, Abenteuer machen, ausgraben! Fowling-bulls schicken, Traveller-Klub, London, yes!«
»Schön, Master Lindsay! Aber wir haben jetzt andere Dinge zu tun.«
»Was?«
»Ihr kennt doch den Grund, welcher uns nach Amadijah führt!«
»Kenne ihn. Schöner Grund, tapferer Grund, Abenteuer! Master Amad el Ghandur holen. Werde ihn mit holen!«
»Ich glaube, daß Ihr uns nicht viel Nutzen bringen würdet.«
»Nicht! Warum?«
»Ihr versteht ja nur englisch.«
»Habe Dolmetscher!«
»Wollt Ihr ihn mit in das Geheimnis ziehen? Oder habt Ihr vielleicht gar bereits davon gesprochen?«
»Kein Wort!«
»Das ist gut, Sir, sonst wären wir ungemein gefährdet. Ich muß Euch offen gestehen, daß ich gewünscht habe, Euch erst später wiederzusehen.«
»Ihr? Mich? Well, ab! Habe geglaubt, daß Ihr Freund von mir! Das aber nicht, folglich ab! Reise nach – nach – nach – — —«
»Ins Pfefferland, sonst nirgends wo anders hin! Es versteht sich ganz von selbst, daß Ihr mein Freund seid, und ebenso bin ich der Eurige; aber Ihr müßt doch einsehen, daß Ihr uns Schaden bringt!«
»Schaden? Warum?«
»Ihr fallt zu sehr auf!«
»Well, nicht mehr auffallen! Was muß ich tun?«
»Hm, das ist eine höchst unangenehme Affaire! Zurück schicken kann ich Euch nicht; hier lassen kann ich Euch nicht; ich muß Euch mitnehmen; wahrhaftig, es geht nicht anders!«
»Schön, sehr schön!«
»Aber Ihr müßt Euch nach uns richten.«
»Richten? Well, werde es!«
»Ihr jagt Euern Dolmetscher und auch den Khawaß fort.«
»Müssen fort, zum Teufel, yes!«
»Auch diese Kleidung muß fort!«
»Fort? Ah! Wohin?«
»Weg, ganz weg. Ihr müßt wie ein Türke oder wie ein Kurde gehen.«
Er sah mich mit einem unbeschreiblichen Blicke an, grad so, als ob ich ihm zugemutet hätte, sich selbst aufzuspeisen. Seine Mundstellung wäre dazu wohl nicht ungeeignet gewesen.
»Wie ein Türke? Wie ein Kurde! Horribel, schauderhaft.«
»Es