Wohnzimmer liegt unmittelbar am Haupteingang des Palais. Das ganze Areal des die Häuser umgebenden Gartens ist von einer 8 Fuss hohen Steinmauer umgeben (Korallenstein), durch die an jeder Windseite sehr primitive Pforten nebst zwei Seitenthüren, die stets unter Wache eines patrouillirenden Postens sich befinden, führen. Westlich von diesem Häusercomplex soll das neue Palais erbaut werden, welches bei 140′ Länge und 120′ Breite 4 Stock hoch werden soll. Die 4 Ecken desselben werden Thürme bilden und das Zentrum des fast viereckigen Gebäudes bei 80′ Höhe ein Gewölbe fassen. Zum Bau dieses Gebäudes hat die legislative Versammlung 65,000 Dollar bewilligt. —
In der unmittelbaren Nähe des Palastes liegt die 200 Mann fassende Kaserne, ein kleines, rothes, höchst originelles, nicht geschmackloses Gebäude.
Sehr sehenswerth ist das auf der Landzunge Lelcó gelegene, aus weissem Korallenstein erbaute Gefängniss. Frei liegend, umgeben von schattigen Bäumen, unter dem directen Einflusse der gesunden Luft der See und der Winde, prangt dieses 1857 im italienischen Stile erbaute Gebäude als Zierde der Stadt. Die Disziplin, so auch die Gesundheitsmassregeln der Anstalt sollen, wie es die zur Arbeit oft erscheinenden Inwohner ihrem Aussehen nach beweisen, eine bemerkenswerthe sein. Man gelangt zum Gefängniss, die südliche Richtung der „Kings-street“, bis zur schmucken Brücke über den „Nu-u-anú“ – Bach einschlagend, und die Stadt alsdann verlassend, der „Ewa“ – Landstrasse folgend, bei diversen Schildkrötenteichen vorbei, erblickt man das links frei auf der Landzunge liegende stattliche Gebäude. In seiner Nähe auf Riffen erbaut, liegt die Quarantaine, die bisher nur zur Accommodation der Einwanderer benutzt worden ist.
Sehr sehenswerth ist die in der Umgegend von Honolulu, circa 1½ Meilen von der Stadt gelegene Schule von Púnahu, die im Mai 1853 unter dem Namen „Oahú-College“ im vergrösserten Massstabe eröffnet worden ist. Bis 1853 war die Schule seit ihrer Gründung unter Kamehámehá III. 1842 nur für die Erziehung der Kinder protestantischer und zwar amerikanischer Missionäre benutzt worden. Allmählig nahm der Zudrang anderer Kinder derart zu, dass die Anstalt zum, wie schon bemerkt, „Oahú-College“ vergrössert werden musste, und ist dieselbe augenblicklich die bedeutendste Erziehungsanstalt des Reiches. Die Anstalt empfängt ohne Ausnahme Externe und Interne. Die Zöglinge sind Knaben und Mädchen zusammen; der Unterricht ist ein höchst gründlicher. Das Gebäude ohne architektonischen Stil und Zierde liegt circa ½ Meile vom Meere entfernt, enthält die Wohnungen des Directors und der Directrice, desgleichen die der in der Anstalt lebenden Lehrer und Lehrerinnen, so auch die Klassen und den Speisesaal. Diesem Zentralgebäude angeschlossen sind zwei Flügel, der rechte für Mädchen, der linke für Knaben. Der Raum zwischen den beiden Flügeln ist durch zierliche Anpflanzungen ohne jegliche trennende Umzäunung ausgefüllt. Jeder Zögling hat sein Zimmer für sich allein, welches klein, aber auffallend sauber gehalten ist. Der Unterricht in der Anstalt ist ein gemeinschaftlicher für Mädchen und Knaben, desgleichen der Speisesaal und der Tummelplatz.
Trotz der dem Kanaken eigenthümlich sinnlichen Tendenz ist oder soll seit Errichtung der Anstalt kein Fall von Seduction oder leichtfertiger, sinnlicher Handlung vorgekommen sein. Erzogen unter dem Prinzip der amerikanisch-protestantischen Kirche, d. h. in dem der persönlichen moralischen Verantwortung – einem Prinzip, welches, wenn es richtig gehandhabt wird, im Zögling eine ernste moralische Willenskraft erweckt. Diese von Jugend auf erweckte Kraft der Überwindung des Sichselbstbemeistern ist meiner Ansicht nach die Ursache zu der jeden Fremden in Erstaunen setzenden Gabe der Männer und Frauen dieser Nation, jedem Fremden Respect einzuflössen. Obgleich frei in Rede und Bewegung, obgleich in Folge traditioneller Gewohnheiten, klimatischen Zwanges und national-körperlicher Erfordernisse sehr leicht bekleidet, steht demungeachtet dem muthigen europäischen Frauen-Belagerer, dem europäisch Eingebildeten, dem nach europäischem Begriffe sog. Unwiderstehlichen kein weites Feld ihnen gegenüber offen, um über die Grenzen des Anstandes zu schreiten. Dieses ist das Resultat einer gut überwachten, gemeinschaftlichen Erziehung unter den Kanaken, während bei uns eine solche bei bester Überwachung nie und nimmer ein gleiches Resultat liefern würde.
Durch diese gemeinschaftliche Erziehung lernen die Geschlechter genau untereinander sich kennen, lernen ihre gegenseitigen Fehler, Gewohnheiten und Eigenthümlichkeiten erkennen, und es entstehen oft jugendliche Inclinationen, Anhänglichkeiten reiner Natur, die sie sehr oft, später reifend, zusammenbringen, was hier leicht, da die Kinder völlig frei in der Wahl ihres Herzens, ihrer Gefühle und ihres Willens sind. Von unglücklichen Ehen, wie bei uns so oft, ist mir noch kein authentisch bewiesener Fall hier zu Ohren gekommen. Eine Eigenthümlichkeit des Landes ist, dass bei Heirathen die Eltern nicht wie bei uns eine Aussteuer den Töchtern geben.
Das amerikanische Prinzip der Erziehung ist im Reiche das herrschende. Die Mädchen machen gleich den Knaben denselben und den vollen Cursus durch. Ausser den Wissenschaften, als: Geschichte, Geographie, Mathematik, Naturwissenschaft u. s. w. wird auch Musik, Gesang und Zeichnen betrieben. Den Mädchen werden Handarbeiten gelehrt, werden theoretische Anweisungen zum Haushalte gegeben, sowie auch praktische, indem abwechselnd für je 14 Tage Mädchen der Anstalt unter der Leitung der Directrice den Haushalt der Anstalt in allen Branchen versehen, sogar die für die Anstalt erforderlichen Markteinkäufe bewerkstelligen. Jeder Zögling ist angehalten, sein Zimmer selbst zu reinigen und zu betten.
Jährlich findet eine öffentliche Prüfung statt; zu der alle Eltern und Verwandte der Zöglinge erscheinen. Die Prüfung dauert drei Tage, während denen sämmtliche Eingeladenen auf das glanzvollste bewirthet werden. Die Prüfung findet von 10 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends vor einem zahlreichen Auditorium statt, was die Unbefangenheit und Selbstständigkeit der Zöglinge überaus entwickelt. – Höchst anmuthig ist das mit Blumenkränzen und verschiedenen Verzierungen festlich geschmückte Versammlungslokal, desgleichen das mit Blumenkränzen geschmückte Auditorium, wie es überhaupt dieses sinnreiche, der Poesie so zugängliche Volk prächtig versteht, mit der ihr zur Disposition stehenden, so mannigfaltigen und rastlos blühenden Flora des Landes sich und ihre Umgebung zierlich und geschmackvoll zu schmücken.
Die Pflege der Gärten, die Zucht und Pflege der Blumen etc. bewerkstelligen die Jünglinge. Manche bedeutende Erdarbeiten; Wasserleitungen der Anstalt, sind von denselben gemacht worden und das im progressiv sich vergrössernden Massstabe, da jährlich das zur Cultur bestimmte Areal vergrössert und mit acclimatisirten Gewächsen bepflanzt wird, die in spätern Jahren durch ihr gedeihliches Wachsen die Freude ihrer jugendlichen Erzeuger und Gründer bilden und angenehme Erinnerungen ihrer Thatkraft hinterlassen. Kurz gesagt, mein Auge traf das Modell einer Erziehungsanstalt, in der mir namentlich der wohlaussehende, vergnügte, sittlich-zufriedene Ausdruck der Zöglinge auffiel, aus welchem die günstigen Resultate dieser theoretisch-praktischen Erziehung klar hervortraten.
Auch muss ich zur Ehre des Landes und seiner Regierung hervorheben, dass beide ihr Möglichstes thun, um die Schulen des Landes zu heben, was ihnen denn auch mit Dank gelingt, da dieses Bestreben mit erstaunlich unbeschränkten Bewilligungen der legislativen Versammlung unterstützt wird. – Die Tendenz der Überanstrengung der Jugend existirt hier im Lande noch nicht, da die gesunde Überzeugung hier noch herrscht, dass für die Zukunft des Landes eine unnöthige Gelehrsamkeit von keinem Nutzen sei. Die bestehende Tendenz ist: der Jugend einen religiösen Sinn und die erforderlichen Kenntnisse eines civilisirten, in der Civilisation allmählig fortschreitenden Bürgers beizubringen – eine Tendenz, aus der sicher eine gesunde kernige und vernünftige Nation sich zum Wohle des Landes entwickeln wird, wenn nicht der Eindrang schädlicher europäischer Beeinflussungen diesen gesunden Keim erstickt.
An der „Ewa“ – Landstrasse, an der nördlichen Seite derselben, von der „King-street“ kommend, liegt das „Asyl für Geisteskranke“ im Stadttheile Kapaláma, hoch, in luftiger, gesunder Lage. Die Anstalt besteht aus mehreren einstöckigen Steinhäusern für die Kranken und dem Gebäude des Superintendenten Mr. Wright.
In der Nähe dieses Asyles, circa ¾ Meilen von der Stadt, ist das 1864 gegründete „Industrielle Reformatorium,“ eine Verbesserungsanstalt für Knaben und Mädchen. Die Lage ist gesund. Das Areal der Anstalt bilden 6 Acker, von denen die Hälfte mit Bananen und andern Gewächsen bepflanzt und von den Zöglingen gepflegt werden; die andere Hälfte nehmen die Gebäude und die Tummelplätze der Jugend ein. Das Zentralgebäude ist zweistöckig. Im Grundstock befinden sich die Schulräume und der Speisesaal und den zweiten Stock bildet