wir die Kirche ruhn
Und reden mal von andern Dingen,
Man hat nicht gern damit zu tun,
Vergnügen kann es auch nicht bringen.
Die Menschen, die mit Sorgen ringen,
Gebrauchen Worte leicht, die kränken,
Und wenn sie schon den Mund bezwingen,
Verhindert nichts sie, hart zu denken.
Wir, die von armen Leuten stammen,
Wir können nur von Not erzählen,
Mein Vater brachte nichts zusammen,
Und auch sein Vater mußt sich quälen.
Es tat an allem stets uns fehlen,
Und auf den Gräbern meiner Ahnen
– Der Herr erbarm sich ihrer Seelen —
Erblickt man weder Helm noch Fahnen.
Ließ mir der Hunger keine Ruh,
Hat oft mein armes Herz gesagt:
Weshalb, o Menschlein, jammerst du?
Verachte, was dich quält und plagt!
Jacques Coeur1 hat alle überragt
An Reichtum und litt niemals Not,
Wenn auch dein Los dir nicht behagt,
So lebst du doch, und er ist tot.
Jacques Coeur hat alle überragt,
Ein Herr …! jetzt ein erloschnes Licht.
Es gilt von ihm, was David sagt:
„Ich suchte ihn und fand ihn nicht.“
Im übrigen hat mein Gedicht
Für eine Predigt keinen Raum,
Ich leiste gern darauf Verzicht,
Nur Pfaffen schlagen solchen Schaum.
Nie habe ich, sagt’s allen Leuten,
Für einen Engel mich gehalten,
Ich wollte niemals was bedeuten,
Nie konnt ich aus dem vollen schalten.
Still in der Erde, in der kalten,
Ruht längst mein Vater, und Freund Hain
Naht schon dem Mütterlein, dem alten,
Der Sohn wird auch zu finden sein.
Ich habe Toren, habe Weise,
Hab Priester, Laien wohl gekannt,
Hofleute, Bürger, Kinder, Greise,
Geringe, große Herrn im Land,
Und Damen auch im Prachtgewand,
Geschmückt mit Halsgeschmeid und Ring,
Jedwede Art und jeden Stand,
Dem Tode keiner noch entging.
Der Tod fand Paris und Helenen,
Er packt uns unter Qual und Schmerz,
Wenn wir zum letzten Schlaf uns dehnen,
Steigt uns die Galle in das Herz.
Der Atem stockt, im Busen zerrt’s,
Der Schweiß bricht aus, da hilft kein Beten,
O Gott, das Sterben ist kein Scherz,
Kein Bürge kann uns da vertreten.
Der Tod macht alle bleich und gleich,
Das Auge bricht, die Sinne schwinden,
Der Hals schwillt an, das Fleisch wird weich,
Die Bänder wollen nicht mehr binden.
Die Frauen selbst, die zarten, linden,
Ihr süßer, liebenswerter Schoß,
Er wird zu Staub, ein Spiel den Winden,
Denn allen fällt das gleiche Los.
Clément Marot
Lied
Willst du dein Herz erquicken,
Mußt einen einzigen Blick
Du meiner Liebsten schicken,
Gott schenk ihr Gunst und Glück!
So hold wirst du sie finden,
Daß dir zur selben Stund
Wohl tausend Schmerzen schwinden,
Ihr Gruß macht dich gesund.
Die Gaben meiner Schönen
Erfreuen Herz und Sinn,
Die Sehnsucht läßt mich stöhnen,
Wenn ich nicht bei ihr bin.
Ihr Liebreiz macht mich beben,
Bleich werd ich, wie der Tod,
Doch ihre Huld schenkt Leben,
Verscheucht, was mich bedroht.
An den König, als ich bestohlen wurde
Ein Unglück, Sire, alleine, das kommt selten!
Euch, Herr, wird dieses Wort als Wahrheit gelten;
Es kommt zu zweit, zu dritt, in ganzen Scharen,
Ihr habt es leider selber ja erfahren.
Und ich, ich bin kein Fürst, bin überhaupt
Vor Euch ein Nichts. Doch wenn Ihr es erlaubt,
Erzähle ich die schönste der Geschichten.
Von meinem Diener will ich Euch berichten
Aus der Gascogne, ein Lügner und ein Dieb,
Er soff und fraß und wußte, wo er blieb,
Ein Lümmel, wie vom Galgen abgeschnitten,
Im übrigen bei allen wohl gelitten,
Ein Bursch, in den die Dirnen sich vernarrten,
Ein flotter Kerl bei Kegeln und bei Karten.
Der ehrenwerte Herr bekam nun Wind
Von jener Summe, die Ihr mild gesinnt
Mir jüngst gemacht zur gnädigen Verehrung,
Von meines Beutels plötzlicher Beschwerung.
Des Nachts – er pflegte länger sonst zu liegen —
Ist er in meine Kammer eingestiegen
Und nahm das schöne Geld noch vor dem Morgen.
Ich glaube kaum, er wollte es nur borgen,
Denn keinem hat er was davon gesagt.
Um wenig hat er sich grad nicht geplagt,
Mein Hut, mein Wams, mein Gurt fiel ihm zum Raube,
Die Stiefel und der Mantel und die Schaube;
Das beste, was ich nur bei Hofe trug,
War diesem Kenner grade gut genug.
Ihr hättet ihn, es fehlte wohl nur wenig,
Für mich genommen, hoher Herr und König.
Zum Schluß begab sich dann mein Seneschall
Des graden Wegs in seines Herren Stall.
Das schlechte Pferd mißfiel dem guten Jungen,
Flugs hat er auf das bessere sich geschwungen,
Den Sattel nahm er und das Terzerol
Und nichts vergaß er als das Lebewohl.
Er spürte um den Hals vielleicht ein Würgen,
Doch war der Held beritten wie Sankt Jürgen.
Den