Ältesten entfernen sich schweigend, die Hand auf der Brust.
Sie winkt einem alten Diener, der zurückbleibt.)
Zweiter Auftritt
Isabella. Diego.
Diego!
Was gebietet meine Fürstin?
Bewährter Diener! Redlich Herz! Tritt näher!
Mein Leiden hast du, meinen Schmerz getheilt,
So theil' auch jetzt das Glück der Glücklichen.
Verpfändet hab' ich deiner treuen Brust
Mein schmerzlich süßes, heiliges Geheimniß.
Der Augenblick ist da, wo es ans Licht
Des Tages soll hervorgezogen werden.
Zu lange schon erstickt' ich der Natur
Gewalt'ge Regung, weil noch über mich
Ein fremder Wille herrisch waltete.
Jetzt darf sich ihre Stimme frei erheben,
Noch heute soll dies Herz befriedigt sein,
Und dieses Haus, das lang verödet war,
Versammle Alles, was mir theuer ist.
So lenke denn die alterschweren Tritte
Nach jenem wohlbekannten Kloster hin,
Das einen theuren Schatz mir aufbewahrt.
Du warst es, treue Seele, der ihn mir
Dorthin geflüchtet hat auf beßre Tage,
Den traur'gen Dienst der Traurigen erzeigend.
Du bringe fröhlich jetzt der Glücklichen
Das theure Pfand zurück.
(Man hört in der Ferne blasen.)
O eile, eile
Und laß die Freude deinen Schritt verjüngen!
Ich höre kriegerischer Hörner Schall,
Der meiner Söhne Einzug mir verkündigt.
(Diego geht ab. Die Musik läßt sich noch von einer entgegengesetzten
Seite immer näher und näher hören.)
Erregt ist ganz Messina – Horch! ein Strom
Verworrner Stimmen wälzt sich brausend her —
Sie sind's! Das Herz der Mutter, mächtig schlagend,
Empfindet ihrer Nähe Kraft und Zug.
Sie sind's! O meine Kinder, meine Kinder! (Sie eilt hinaus.)
Dritter Auftritt
Chor tritt auf.
Er besteht aus zwei Halbchören, welche zu gleicher Zeit, von zwei entgegengesetzten Seiten, der eine aus der Tiefe, der andere aus dem Vordergrund eintreten, rund um die Bühne gehen und sich alsdann auf derselben Seite, wo jeder eingetreten, in eine Reihe stellen. Den einen Halbchor bilden die ältern, den andern die jüngern Ritter; beide sind durch Farbe und Abzeichen verschieden. Wenn beide Chöre einander gegenüber stehen, schweigt der Marsch, und die beiden Chorführer reden.2
Dich begrüß' ich in Ehrfurcht,
Prangende Halle,
Dich, meiner Herrscher
Fürstliche Wiege,
Säulengetragenes herrliches Dach.
Tief in der Scheide
Ruhe das Schwert,
Vor den Thoren gefesselt
Liege des Streits schlangenhaarigtes Scheusal.
Denn des gastlichen Hauses
Unverletzliche Schwelle
Hütet der Eid, der Erinyen Sohn,
Der furchtbarste unter den Göttern der Hölle!
Zürnend ergrimmt mir das Herz im Busen,
Zu dem Kampf ist die Faust geballt,
Denn ich sehe das Haupt der Medusen,
Meines Feindes verhaßte Gestalt.
Kaum gebiet' ich dem kochenden Blute.
Gönn' ich ihm die Ehre des Worts?
Oder gehorch' ich dem zürnenden Muthe?
Aber mich schreckt die Eumenide,
Die Beschirmerin dieses Orts,
Und der waltende Gottesfriede.
Weisere Fassung
Ziemet dem Alter,
Ich, der Vernünftige, grüße zuerst. (Zu dem zweiten Chor.)
Sei mir willkommen,
Der du mit mir
Gleiche Gefühle
Brüderlich theilend,
Dieses Palastes
Schützende Götter
Fürchtend verehrst!
Weil sich die Fürsten gütlich besprechen,
Wollen auch wir jetzt Worte des Friedens
Harmlos wechseln mit ruhigem Blut,
Denn auch das Wort ist, das heilende, gut.
Aber treff' ich dich draußen im Freien,
Da mag der blutige Kampf sich erneuen,
Da erprobe das Eisen den Muth.
Aber treff ich dich draußen im Freien,
Da mag der blutige Kampf sich erneuen,
Da erprobe das Eisen den Muth.
Dich nicht hass' ich! Nicht du bist mein Feind!
Eine Stadt ja hat uns geboren,
Jene sind ein fremdes Geschlecht.
Aber wenn sich die Fürsten befehden,
Müssen die Diener sich morden und tödten,
Das ist die Ordnung, so will es das Recht.
Mögen sie's wissen,
Warum sie sich blutig
Hassend bekämpfen! Mich ficht es nicht an.
Aber wir fechten ihre Schlachten;
Der ist kein Tapfrer, kein Ehrenmann,
Der den Gebieter läßt verachten.
Aber wir fechten ihre Schlachten;
Der ist kein Tapfrer, kein Ehrenmann,
Der den Gebieter läßt verachten.