Friedrich von Schiller

Turandot, Prinzessin von China


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muß heraus.

      – Brigella, die versteht's! Die hat's gefunden,

      Wie man die Narren sich vom Leibe hält!

      Brigella. 's kann Einer ein rechtschaffner Kavalier

      Und Ehmann sein und doch die spitz'gen Dinger,

      Die Räthsel, just nicht handzuhaben wissen.

      Truffaldin. Da siehst du, Kamerad, wie gut und ehrlich

      Es die Prinzeß mit ihrem Freier meint,

      Daß sie die Räthsel vor der Hochzeit aufgibt.

      Nachher war's noch viel schlimmer. Löst er sie

      Jetzt nicht, ei nun, so kommt er schnell und kurz

      Mit einem frischen Gnadenhieb davon.

      Doch, wer die stachelichten Räthsel nicht

      Auflöst, die seine Frau ihm in der Eh'

      Aufgibt, der ist verlesen und verloren!

      Brigella. Ihr seid ein Narr, mit Euch ist nicht zu reden.

      – So mögen's denn meintwegen Räthsel sein,

      Wenn sie einmal die Wuth hat, ihren Witz

      Zu zeigen – Aber muß sie denn die Prinzen

      Just köpfen lassen, die nicht sinnreich gnug

      Für ihre Räthsel sind – Das ist ja ganz

      Barbarisch, rasend toll und unvernünftig.

      Wo hat man je gehört, daß man den Leuten

      Den Hals abschneidet, weil sie schwer begreifen?

      Truffaldin. Und wie, du Schafskopf, will sie sich der Narren

      Erwehren, die sich klug zu sein bedünken,

      Wenn weiter nichts dabei zu wagen ist,

      Als einmal sich im Divan zu beschimpfen?

      Auf die Gefahr hin, sich zu prostituieren

      Mit heiler Haut, läuft Jeder auf dem Eis.

      Wer fürchtet sich vor Räthseln? Räthsel sind's

      Gerad, was man fürs Leben gern mag hören.

      Das hieß' den Köder statt des Popanz's brauchen.

      Und wäre man auch wegen der Prinzessin

      Und ihres vielen Gelds daheim geblieben,

      So würde man der Räthsel wegen kommen.

      Denn Jedem ist sein Scharfsinn und sein Witz

      Am Ende lieber, als die schönste Frau!

      Brigella. Was aber kommt bei diesem ganzen Spiel

      Heraus, als daß sie sitzen bleibt? Kein Mann,

      Der seine Ruh liebt und bei Sinnen ist,

      Wird so ein spitz'ges Nadelkissen nehmen.

      Truffaldin. Das große Unglück, keinen Mann zu kriegen!

      (Man hört einen Marsch in der Ferne.)

      Brigella. Der Kaiser kommt.

      Truffaldin. Marsch ihr in eure Küche!

      Ich gehe, meine Hoheit herzuholen. (Gehen ab zu verschiedenen Seiten.)

      Zweiter Auftritt.

      Ein Zug von Soldaten und Spielleuten. Darauf acht Doctoren, pedantisch herausstaffiert; alsdann Pantalon und Tartaglia, beide in Charaktermasken. Zuletzt der Großkhan Altoum in chinesischem Geschmack mit einiger Übertreibung gekleidet. Pantalon und Tartaglia stellen sich dem kaiserlichen Thron gegenüber, die acht Doctoren in den Hintergrund, das übrige Gefolge auf die Seite, wo der kaiserliche Thron ist. Beim Eintritt des Kaisers werfen sich alle mit ihren Stirnen auf die Erde und verharren in dieser Stellung bis er den Thron bestiegen hat. Die Doktoren nehmen auf ihren Stühlen Platz. Auf einen Wink, den Pantalon gibt, schweigt der Marsch.

      Altoum. Wann, treue Diener, wird mein Jammer enden?

      Kaum ist der edle Prinz von Samarcand

      Begraben, unsre Thränen fließen noch,

      Und schon ein neues Todesopfer naht,

      Mein blutend Herz von neuem zu verwunden.

      Grausame Tochter! Mir zur Qual geboren!

      Was hilft's, daß ich den Augenblick verfluche,

      Da ich auf das barbarische Gesetz

      Dem furchtbaren Fohi den Schwur gethan.

      Nicht brechen darf ich meinen Schwur, nicht rühren

      Läßt sich die Tochter, nicht zu schrecken sind

      Die Freier! Nirgends Rath in meinem Unglück!

      Pantalon. Rath, Majestät? Hat sich da was zu rathen!

      Bei mir zu Hause, in der Christen Land,

      In meiner lieben Vaterstadt Venedig,

      Schwört man auf solche Mordgesetze nicht,

      Man weiß nichts von so närrischen Mandaten.

      Da hat man gar kein Beispiel und Exempel,

      Daß sich die Herrn in Bilderchen vergafft

      Und ihren Hals gewagt für ihre Mädchen.

      Kein Frauensmensch bei uns geboren wird,

      Wie Dame Kieselstein, die alle Männer

      Verschworen hätte – Gott soll uns bewahren!

      Das fiel uns auch im Traum nicht ein. Als ich

      Daheim noch war, in meinen jungen Jahren,

      Eh mich die Ehrensache, wie Ihr wißt,

      Von Hause trieb und meine guten Sterne

      An meines Kaisers Hof hieher geführt,

      Wo ich als Kanzler mich jetzt wohl befinde,

      Da wußt' ich nichts von China, als es sei

      Ein trefflichs Pulver gegen's kalte Fieber.

      Und jetzt erstaun' ich über alle Maßen,

      Daß ich so curiöse Bräuche hier

      Vorfinde, so curjose Schwüre und Gesetze

      Und so curjose Fraun und Herrn.

      Erzählt' ich in Europa diese Sachen,

      Sie würden mir unter die Nase lachen.

      Altoum. Tartaglia, habt Ihr den neuen Wagehals

      Besucht?

      Tartaglia. Ja, Majestät. Er hat den Flügel

      Des Kaiserschlosses inn', den man gewöhnlich

      Den fremden Prinzen anzuweisen pflegt.

      Ich bin entzückt von seiner angenehmen

      Gestalt und seinen prinzlichen Manieren.

      's ist Jammerschade um das junge Blut,

      Daß man es auf die Schlachtbank führen soll.

      's Herz bricht mir! Ein so angenehmes Prinzchen!

      Ich bin verliebt in ihn. Weiß Gott! Ich sah

      In meinem Leben keinen hübschern Buben!

      Altoum. Unseliges Gesetz! Verhaßter Schwur!

      – Die Opfer sind dem Fohi doch gebracht,

      Daß er dem Unglückseligen sein Licht

      Verleihe, diese Räthsel zu ergründen!

      Ach, nimmer geb' ich dieser Hoffnung Raum!

      Pantalon. An Opfern, Majestät, ward nichts gespart.

      Dreihundert fette Ochsen haben wir

      Dem Tien dargebracht, dreihundert Pferde

      Der Sonne und dem Mond dreihundert Schweine.

      Altoum. So ruft ihn denn vor unser Angesicht!

      (Ein Theil des