seine Ausbildung bezahlen?
Nein, das alles war wirklich das Beste für sie alle.
Jilly und April hielten das Geplauder am Laufen und fragten das Paar über deren schon erwachsene Kinder aus.
In der Zwischenzeit füllte sich Rileys Kopf mit Sorgen.
Sie hatte das Gefühl Liam in der kurzen Zeit schon so gut kennengelernt zu haben. Was wussten diese Leute überhaupt nach Jahren der Entfremdung von ihm und von seinem Vater? Sie wusste, dass Scott der Inhaber eines erfolgreichen Fahrradladens war. Er war außerdem in erstaunlich guter Form für sein Alter.
Würde er es verstehen, dass Liam von Natur aus tollpatschig und unsportlich war?
Liam war alles andere als eine Sportskanone und liebte es zu lesen und sich seinen Schulaufgaben zu widmen. Er war außerdem der Kaptein des Schachklubs seiner Schule.
Würden Scott und Melinda sich auf ihn einlassen können und in der Lage sein eine gute Beziehung zu ihm aufzubauen? Würden sie sich genauso gerne mit ihm unterhalten, wie Riley es tat? Würden sie seine Interessen teilen?
Oder würde er sich einsam und fehl am Platz fühlen?
Doch Riley musste sich selbst daran erinnern, dass sie gar nicht in der Position war sich über diese Dinge Sorgen zu machen.
Das ist wirklich alles das Beste für alle, sagte sie sich erneut vor.
Bald –– viel schneller als es Riley lieb gewesen wäre –– hatten Scott und Melinda ihre Kekse gegessen und den Kaffee getrunken und dankten Gabriela für die köstliche Stärkung. Es war Zeit für sie aufzubrechen. Schließlich war es eine lange Fahrt zurück bis nach Omaha.
Scott griff nach Liams Koffern und machte sich auf den Weg zum Auto.
Melinda ergriff herzlich Rileys Hand.
Sie sprach: „Noch einmal, wir können ihnen wirklich nicht genug danken dafür, dass sie sich um Liam kümmerten als er dies am meisten brauchte.“
Riley nickte nur und Melinda folgte ihrem Mann nach draußen.
Jetzt befand sich Riley Angesicht zu Angesicht mit Liam.
Er schaute sie mit weit offenen Augen an, so als hätte er jetzt erst verstanden, dass er sie alle verließ.
„Riley“, sagte er mit seiner charmanten, etwas quietschenden Teenagerstimme, „wir hatten keine Möglichkeit einmal zusammen Schach zu spielen.“
Riley überkam ein Gefühl von Reue. Liam hatte April beigebracht zu spielen, aber irgendwie hatte Riley es nie geschafft selber eine Partie mit ihm zu spielen.
Jetzt hatte sie auf einmal das Gefühl, dass es zu viele Dinge gab, für die sie es nicht geschafft hatte Zeit zu finden.
„Keine Sorge“, sagte sie. „Wir können online spielen. Ich meine, Du wirst doch in Kontakt bleiben, oder? Wir erwarten alle, von Dir zu hören. Oft. Wenn wir nichts hören komme ich nach Omaha. Ich denke nicht, dass Du das FBI vor Deiner Tür stehen haben willst.“
Liam lachte.
“Keine Sorge”, sagte er. “Ich bleib in Kontakt. Und wir werden unbedingt mal Schach spielen.”
Dann fügte er mit einem Grinsen hinzu: „Ich werde Dich im Schach total fertig machen, das weißt Du doch, oder?“
Riley lachte und umarmte ihn.
„Ja, in Deinen Träumen vielleicht“, sagte sie.
Natürlich wusste sie, dass er Recht hatte. Sie war eine ziemlich gute Schachspielerin aber nicht einmal annähernd gut genug um gegen so einen herausragenden Jungen wie Liam zu gewinnen.
Liam sah aus, als wäre er den Tränen nahe und stürzte zur Tür hinaus. Er stieg zu Scott und Melinda ins Auto und die drei fuhren davon.
Während Riley am Fenster stand und ihnen nachsah hörte sie wie Jilly und Gabriela in der Küche aufräumten.
Dann fühlte sie wie jemand ihre Hand drückte. Sie drehte sich um und sah, dass es April war und dass sie sie besorgt ansah.
„Alles ok, Mom?“
Riley konnte es kaum glauben, dass ausgerechnet April ihr in diesem Moment Mitgefühl entgegenbrachte. Schließlich was Liam ihr Freund gewesen, als er hier eingezogen war. Jedoch hatten sie seit diesem Zeitpunkt eine Pause in ihrer romantischen Beziehung eingelegt. Sie mussten unter diesen Umständen „hermanos solamente“ bleiben, wie Gabriela es bezeichnete –– Bruder und Schwester, sonst nichts.
April war dieser Veränderung mit Anmut und Reife begegnet.
„Alles in Ordnung“, antwortete Riley. „Wie geht es Dir?“
April blinzelte ein wenig, aber sie schien eine bemerkenswerte Kontrolle über ihre Emotionen zu haben.
„Ich bin ok“, erwiderte sie.
Riley erinnerte sich an den Plan, den April und Liam für die Sommerferien hatten.
Sie fragte: „Hast Du immer noch vor den Sommer im Schachcamp zu verbringen?“
April schüttelte den Kopf.
„Es wäre einfach nicht dasselbe ohne Liam.“
„Verstehe ich“, sagte Riley.
April drückte Rileys Hand ein wenig fester und sagte: „Wir haben wirklich etwas Gutes getan, oder? Ich meine, dass wir Liam geholfen haben“.
„Das haben wir auf jeden Fall“, antwortete Riley und erwiderte Aprils Händedruck.
Dann stand sie einen Moment da und betrachtete ihre Tochter. Sie schien so unglaublich erwachsen in diesem Augenblick und Riley war zutiefst stolz auf sie.
Natürlich, wie alle Mütter dies tun, machte sie sich Gedanken um Aprils Zukunft.
In letzter Zeit war sie besonders besorgt, nachdem April ihr mitgeteilt hatte, dass sie eine FBI Agentin werden wollte.
War dies das Leben, dass Riley sich für ihre Tochter wünschte?
Abermals ermahnte sie sich…
Was ich mir wünsche ist in diesem Fall bedeutungslos.
Ihr Job als Mutter war es alles dafür zu geben die Träume ihrer Tochter möglich zu machen.
April begann ein wenig unruhig beim liebenden Anblick ihrer Mutter zu werden.
„Ähm, stimmt was nicht, Mom?“ fragte April.
Riley lächelte nur. Sie hatte auf den richtigen Moment gewartet um etwas Wichtiges anzusprechen. Und wenn dies nicht der richtige Augenblick war, dann wusste sie es auch nicht.
„Komm mal mit hoch“, bat Riley April. „Ich habe eine Überraschung für Dich.“
KAPITEL ZWEI
Als Riley April die Treppe hinaufführte, fragte sie sich, ob sie wirklich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Sie konnte aber fühlen, dass April aufgeregt und gespannt auf die „Überraschung“ war.
Sie meinte, dass April auch ein bisschen nervös schien.
Bestimmt nicht nervöser als ich es bin, dachte Riley. Aber jetzt war es zu spät sich es noch einmal anders zu überlegen.
Sie betraten Rileys Schlafzimmer.
Riley warf nur einen Blick auf den Gesichtsausdruck ihrer Tochter und entschied sich dafür keine Erklärungen im Vorab zu geben. Sie ging zu ihrem Schrank hinüber, in dem sich ein kleiner neuer schwarzer Safe auf einem der Regalbretter befand. Sie tippte den Code in des Tastenfeld ein, entnahm etwas aus dem kleinen Kasten und legte es auf das Bett.
April riss die Augen weit auf beim Anblick des Gegenstandes.
„Eine