Sophie Love

Für Immer und Ewig


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scherzte er. Dann drückte er einen Kuss in ihren Nacken, doch Emily schob ihn weg und löste sich aus seinen Armen.

      „Daniel, hör auf, Scherze zu machen!“, schrie sie. „Das ist eine ernste Angelegenheit. Er ist mein allererster Gast und ich war nicht rechtzeitig wach, um ihm das Frühstück zu richten.“

      Daniel schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen zugleich voller Liebe und Schalk.

      „Das ist doch keine große Sache. Jetzt isst er sein Frühstück stattdessen unten am Meer. Er ist schließlich im Urlaub, nicht wahr?“

      „Aber von meiner Veranda aus hat man auch Meerblick“, stammelte Emily mit dünner werdender Stimme. Sie ließ sich auf die unterste Stufe niedersinken und fühlte sich klein, wie ein Kind, das man dazu verdonnert hatte, auf der stillen Treppe zu sitzen. Dann legte sie ihren Kopf in die Hände. „Ich bin eine schreckliche Gastgeberin.“

      Daniel rieb ihre Schultern. „Das stimmt nicht. Du bist einfach noch nicht so sicher auf den Beinen. Alles ist fremd und neu. Aber du machst das gut. Okay?“

      Das letzte Wort sprach er mit einer gewissen, fast schon väterlichen Strenge aus, die Emily sofort tröstete. Sie schaute zu ihm auf.

      „Soll ich dir wenigstens ein Ei kochen?“, fragte sie.

      „Das wäre wunderbar.“ Daniel lächelte. Er legte seine Hände an ihre Wangen und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen.

      Zusammen gingen sie in die Küche. Das Geräusch der sich öffnenden Eingangstür weckte die Hündin Mogsy und ihren Welpen Rain, die im Handwerksraum auf der anderen Seite der Stalltür schliefen, auf. Emily wusste, dass sie die Hunde nicht in die Küche oder die anderen Bereiche des Hauses lassen durfte, die sie für ihre Pension brauchte. Bei diesem Punkt ließ sich nicht verhandeln, wenn sie nicht umgehend aus Gesundheits- und Sicherheitsgründen schließen wollte, doch trotzdem hatte sie ein schlechtes Gewissen, die Hunde in einem so kleinen Teil des Hauses einzusperren. Sie erinnerte sich daran, dass es nur eine Zwischenlösung war. Sie hatte es geschafft, unter ihren Freunden in der Stadt für vier von Mogsys fünf Welpen ein Zuhause zu finden, doch Rain, das schwache Nesthäkchen, ließ sich nicht so einfach verkaufen und niemand schien auch nur das geringste Interesse daran zu haben, die Mutter bei sich aufzunehmen, die, um ehrlich zu sein, ganz schön hässlich war.

      Sobald die Hunde rausgelassen und gefüttert worden waren, ging Emily zurück in die Küche. In der Zwischenzeit war Daniel in den Garten gegangen, um frische Eier von den beiden Hennen Lola und Lolly zu holen, und hatte bereits eine Kanne Kaffee gekocht. Emily nahm dankbar eine Tasse entgegen und sog das Aroma ein. Anschließend ging sie zu dem großen Aga-Herd – ein weiteres Relikt ihres Vaters, das sie restauriert hatte – und machte sich daran, die Eier zu pochieren.

      Unter allen Zimmern im Haus mochte Emily die Küche am liebsten. Bei ihrer Ankunft war der arme Raum von der Zeit und der Vernachlässigung schwer gezeichnet gewesen, dann war ein Sturm hindurchgefegt und hatte weiteren Schaden verursacht, und anschließend war der Toaster explodiert und hatte ein Feuer ausgelöst. Der Schaden, der durch den Rauch entstanden war, hatte eine größere Zerstörungskraft besessen als das eigentliche Feuer, welches lediglich ein Regal beschädigt und mehrere Kochbücher zerfressen hatte, wohingegen der Rauch in jeden Spalt gedrungen war und schwarze Schlieren sowie den Geruch verbrannten Plastiks zurückgelassen hatte.

      In gerade einmal sechs Monaten war dem Raum alles, was nur schiefgehen konnte, zugestoßen. Doch sie hatte sich ein paar zermürbende Nächte lang abgerackert, um alles zu erneuern, und nun strahlte die Küche mit ihrem Retro-Kühlschrank und dem originalgetreuen, weißen, im Viktorianisch-Belfast Stil gehaltenen Spülbecken sowie den marmornen Arbeitsflächen einen gewissen Charme aus.

      „Anscheinend“, bemerkte Emily, während sie ihren fünften Versuch eines pochierten Eies auf Daniels Teller plumpsen ließ, „bin ich wohl doch keine so abgrundtief schlechte Köchin.“

      „Siehst du?“, entgegnete Daniel, als er in die weiße Haut eines Eies stach, wodurch sich das goldene Eigelb auf seinem Toast verteilte. „Ich habe es dir doch gesagt. Du solltest mir öfter zuhören.“

      Emily seufzte und genoss Daniels sanften Humor. Ihr Exfreund Ben hatte sie nie auf die gleiche Weise zum Lachen gebracht wie Daniel. Er hatte sie in panischen Momenten auch nicht beruhigen können. Mit Daniel erschien es ihr, als ob sie alles schaffen könnte. Egal, ob es sich um einen Sturm oder ein Feuer handelte, er gab ihr immer das Gefühl, dass alles in Ordnung und kontrollierbar war. Seine Standfestigkeit war einer der Gründe, warum sie sich so zu ihm hinzogen fühlte. Er konnte sie auf die gleiche Weise beruhigen und trösten wie es ein Blick auf das Meer vermochte. Ihr kam ihre Beziehung wie eine reißende Flut vor, die sie nicht kontrollieren konnten, selbst wenn sie es wollten.

      „Also“, sagte Daniel, während er fröhlich sein Frühstück verdrückte, „wenn wir hier fertig sind, sollten wir uns wohl besser fertigmachen.“

      „Für was denn?“, fragte Emily, die an ihrer zweiten Tasse dampfend heißem, schwarzem Kaffee nippte.

      „Heute findet die Memorial Day Parade statt“, erklärte Daniel.

      Emily erinnerte sich vage daran, sich als Kind die Parade angesehen zu haben und wollte sie sich eigentlich wieder anschauen, doch sie hatte heute schon genug vermasselt, um sich einen Ausflug zu gönnen.

      „Ich habe hier zu viel zu tun. Ich muss das Gästezimmer richten.“

      „Das ist bereits erledigt“, erwiderte Daniel. „Ich habe den Raum aufgeräumt, während du bei den Hunden warst.“

      „Wirklich?“, hakte Emily argwöhnisch nach. „Hast du auch die Handtücher gewechselt?“

      Daniel nickte.

      „Und die Mini-Shampoo-Fläschchen?“

      „Jap.“

      „Was ist mit den kleinen Beutelchen Kaffee und Zucker?“

      Daniel zog eine Augenbraue hoch. „Ich habe alles ausgetauscht, was ausgetauscht werden musste. Ich habe das Bett gemacht – und bevor du fragst, ja, ich weiß, wie man ein Bett macht, immerhin habe ich jahrelang alleine gelebt. Alles ist bereit für deinen Gast, wenn er zurückkommt. Gehst du nun also mit zu der Parade?“

      Emily schüttelte den Kopf. „Ich muss hier sein, wenn Mr. Kapowski zurückkommt.“

      „Du musst nicht wie eine Nanny auf ihn aufpassen.“

      Emily kaute auf ihrer Lippe herum. Sie war nervös wegen ihres ersten Gastes und wollte unbedingt gute Arbeit leisten. Wenn das hier nicht funktionierte, dann müsste sie mit eingezogenem Schwanz nach New York zurückkehren, wo sie wahrscheinlich auf Amys Couch, oder sogar noch schlimmer, im Gästezimmer ihrer Mutter schlafen würde.

      „Aber was ist, wenn er etwas braucht? Mehr Kissen? Oder – “

      „ – mehr Bananen?“, unterbrach Daniel sie mit einem Grinsen.

      Emily seufzte und gab sich geschlagen. Daniel hatte Recht. Mr. Kapowski würde nicht von ihr erwarten, dass sie ihn auf Schritt und Tritt bediente. Wenn überhaupt, dann würde er es wahrscheinlich vorziehen, dass sie sich nicht zu sehr einmischte. Immerhin war er ja im Urlaub. Die meisten Menschen wollten in solchen Momenten einfach nur ihre Ruhe.

      „Komm schon“, drängte Daniel. „Es wird bestimmt lustig.“

      „Na gut“, sagte Emily schließlich. „Ich werde mitkommen.“

      *

      Emily sah Flaggen der USA so weit das Auge reichte. Ihr Blick war zu einer Art Kaleidoskop aus Sternen und Streifen geworden, was sie in Erstaunen versetzte. Die Flaggen hingen in jedem Schaufenster und in Form von gestrickten Girlanden von jedem Laternenmast. Es waren sogar welche an der Rückseite von Bänken befestigt. Doch all das war nichts im Vergleich zu der Anzahl an Flaggen, die von vorbeilaufenden Passanten geschwungen wurden.