Sophie Love

Wenn es Doch Nur Für Immer Wäre


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scherzte Daniel, doch Emily fand die ganze Sache nicht witzig. Das ging ihr alles ein bisschen zu nah. Warum hatten sie das eigentlich noch nicht getan? Warum hatten sie noch gar nichts festgelegt? Wenn sie darüber nachdachte, dann stellte sie fest, dass sie sich nach dem Ausmachen des Termins nicht mehr zusammengesetzt und über die Hochzeit gesprochen hatten.

      „Nun ja, das ist in Ordnung für den Moment“, erwiderte Laura, die ihnen ein professionelles, leeres Lächeln schenkte. „Es braucht Zeit, all diese Dinge durchzusprechen. Ich schätze, Sie wissen dann auch nicht, wie viele Gäste ungefähr kommen werden? Hier können wir bis zu zweihundert Menschen unterbringen.“

      „Oh, äh…“ Emily kratzte sich im Nacken. Wenn sie nicht einmal wussten, ob ihre eigenen Mütter kamen, woher sollten sie dann bitte wissen, wie es um die anderen Gäste stand! „Wir sind gerade dabei, die Liste fertig zu stellen.“

      „Kein Problem“, antwortete Laura, deren Blick zu ihrem Ringbuch huschte, auf dem glänzende Fotos von Speisen, Blumen und Dekorationen sowie eine Preisliste und Anpassungsvorschläge standen.

      Auf ihrem Gesicht lag immer noch das roboterhafte, professionelle Lächeln, doch Emily konnte in ihren Augen eine wachsende Verzweiflung lesen. Sie musste sich wohl fragen, wie sie ihnen beim Organisieren helfen konnte, wenn noch nicht einmal die grundlegenden Dinge feststanden.

      „Wir schlagen üblicherweise vor, den Haupttisch dort drüben zu platzieren“, erklärte Laura mit einer Geste in den hinteren Teil des Raumes in der Nähe der Bühne. „Dort sitzt normalerweise die zentrale Hochzeitsgesellschaft, das heißt, die Brautjungfern, Trauzeugen und die Familie. Sie haben die Wahl zwischen einem kleinen Tisch für sechs oder einem großen Tisch für bis zu sechzehn Leute. Können Sie mir eine grobe Anzahl an Gästen nennen?“

      Emily spürte, wie sich ihre Brust zusammenzog. Das was ein Desaster. Und Daniel schien sogar noch nervöser zu sein als sie. Um ehrlich zu sein sah man ihm direkt an, wie unwohl er sich fühlte.

      „Das ist etwas kompliziert“, erklärte Emily. „Mit unseren Familien. Vielleicht sollten wir zu einem anderen Thema wechseln und später darauf zurückkommen.“

      Sie konnte die Spannung kaum noch aushalten. Laura machte ebenfalls einen nervösen Eindruck, denn so langsam wurde ihr klar, dass dies kein normales Beratungsgespräch war.

      „Ja, natürlich.“ Schnell blätterte sie mehrere Seiten in ihrem Heft weiter. „Also, hier drüben sind die großen Doppeltüren. Bei gutem Wetter können sie geöffnet werden. Bevorzugen Sie ehr eine Hochzeit im Frühjahr oder Sommer oder ist Ihnen Herbst beziehungsweise Winter lieber? Für nächsten Frühling und Sommer sind wir schon komplett ausgebucht, Sie müssten also warten, aber wir haben noch Termine im Herbst und Winter frei.“

      Emily achtete auf Daniels Reaktion darauf, dass ihre Hochzeit sogar schon nächsten September stattfinden konnte. Sein Gesicht verlor alle Farbe, was wiederum Emily noch nervöser machte.

      Chantelle schien die Spannung zu bemerken, denn ihr verzücktes Grinsen wich so langsam von ihrem Gesicht. Sie sah zwischen Emily und Daniel hin und her, wobei ihre Begeisterung mit jeder verstreichenden Sekunde nachließ.

      „Vielleicht sollten wir erst einmal nur Ihre Karte mitnehmen“, sagte Emily zu Laura, „und einen neuen Termin ausmachen, wenn mehr Details geklärt sind.“ Dann stand sie abrupt auf.

      „Oh, oh, okay“, erwiderte Laura bestürzt. In ihrer Eile, aufzustehen und Emilys Hand zu schütteln, ließ sie ihr Ringbuch fallen.

      Emily schüttelte ihre Hand nur kurz, bevor sie aus dem Gebäude stürzte. Hinter ihr folgten Daniel und Chantelle ihrem Beispiel und gaben der Planerin nur kurz ihre Hand. Als Emily durch die Türen nach draußen stürmte und die Stufen hinabsprang, hörte sie, wie Daniel Laura erklärte, dass er mit ihr in Kontakt bleiben würde.

      Draußen in der Kälte musste Emily ihre Tränen zurückhalten. Sie war erschüttert. Und zwar nicht nur von ihren fehlenden Plänen oder von Daniels Schweigen in den vergangenen Tagen, sondern auch von seiner Mikro-Mimik und dem, was sie daraus geschlossen hatte. Wollte Daniel sie wirklich heiraten oder war sein Antrag nichts weiter als ein impulsiver Moment, in den er sich hatte verwickeln lassen? Hatte er schon kalte Füße bei dem Gedanken, einen Termin in nicht allzu ferner Zukunft auszuwählen? Was, wenn er die feige Nummer spielte, und ihre Hochzeit jahrelang hinausschob und die Verlobung so lange wie möglich verlängerte, genau, wie Jayne es ihr gesagt hatte?

      „Emily“, versuchte Daniel zu ihr durchzudringen, als er und Chantelle zu ihr traten.

      Sie spürte, wie er mit seinen Fingern über ihre Hand strich, doch sie zog sich von ihm zurück, denn sie wollte nicht, dass er sie jetzt berührte.

      Daniel versuchte es nicht wieder. Sie hörte ihn seufzen. Dann stiegen alle still in den Pickup-Truck.

      Die Stimmung auf der Heimfahrt hätte sich nicht mehr von der auf der Hinfahrt unterscheiden können. Es schien fast so, als ob die Luft mit Unbehagen durchdrungen wäre. Plötzlich wirkte Chantelles putziges Outfit wie eine Fassade, so als ob Emily und Daniel es ihr nur angezogen hätten, um Laura den Eindruck einer glücklichen, unkomplizierten Familie zu vermitteln, obwohl die Wirklichkeit ganz anders aussah. Ihre Vergangenheiten – ihre eigene, die von Daniel und sogar die von Chantelle – verkomplizierten alles. Und das schlimmste war, dass ihre Vergangenheiten ihre Wesen, Persönlichkeiten und Fähigkeiten mit Druck und Stress umzugehen und sich in andere hineinzuversetzen verkomplizierte.

      Zum gefühlt hundertsten Mal seit seinem Antrag fragte sich Emily, was wohl in Daniels Kopf vorging.

      KAPITEL SECHS

      Als Emily Daniel erzählt hatte, dass sie Chantelle adoptieren wollte, hatten sie ihren Freund Richard Goldsmith, ein Sorgerechtsanwalt aus der Stadt, kontaktiert. Anschließend hatten sie sich in der Pension bei Kaffee und Kuchen mit ihm ganz informell unterhalten. Doch diesmal fand das Treffen in seinem Büro in der Stadt statt. Diesmal fühlte es sich ernst und sehr real an.

      Emily strich sich ihren Rock nervös glatt, als sie und Daniel das vornehme Büro betraten, das mit seinem roten Backstein, an dem Efeu nach oben kletterte, so aussah, als käme es direkt aus einem Buch. Unwillkürlich stieg in Emily eine gewisse Furcht hoch. Was, wenn Richard schlechte Neuigkeiten hatte? Was, wenn sie niemals Chantelles echte, legale Mutter sein würde, obwohl es sich das kleine Mädchen genauso sehr wünschte wie Emily selbst?

      Die Rezeptionistin, eine junge Frau mit feurig rotem Haar, hieß sie mit einem süßen, aufmunternden Lächeln willkommen.

      „Mr. Goldsmith wird sofort bei Ihnen sein“, sagte sie, ohne, dass sie sich hätten vorstellen müssen. „Er ist gerade noch bei einem anderen Klienten.“

      Emily rutschte nervös umher und kaute auf ihrer Lippe. Klient. Es fühlte sich seltsam an, sich selbst solch einen Namen zu geben. Doch das war sie nun einmal und das war es, was sie sein musste, um ihr Ziel zu erreichen. Das Sorgerecht für Chantelle zu erwirken bestand nicht mehr aus einer freundlichen Unterhaltung auf ihrer Veranda bei einer Tasse Kaffee. Nun würden Anwälte und Gerichte, Richter und offizielle Papiere dazugehören. Das war die Wirklichkeit und sie musste sich daran gewöhnen.

      Emily riss sich zusammen. Sie konnte das schaffen. Sie musste es schaffen, denn sie liebte Chantelle viel zu sehr, als dass sie sie verlieren und unter dem Druck nachgeben könnte. Doch es gab auch noch einen anderen Teil in Emily, der immer noch mit dem katastrophalen Besuch des Hochzeitsortes und dem offensichtlichen Unwohlsein von Daniel zu kämpfen hatte, als es darum ging, sich für eine Jahreszeit zu entscheiden, in der ihre Hochzeit stattfinden sollte. Wenn er seine Meinung über diese Sache hier änderte, dann musste er den Mut haben und es ihr sagen, bevor die Dinge ernst wurden, Verträge unterschrieben waren und ihr Herz komplett investiert war. Die Worte ihrer Familie und Freunde, dass Daniel sie nur benutzte, weil er wollte, dass sie Chantelle für ihn großzog, und dass Emily es ihm zu einfach machte, hallten immer noch in ihrem Kopf wider. Sie hatte ihn auf dem Grundstück leben zu lassen, ohne Miete zu verlangen. Sie