Александр Дюма

Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2


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hat sich gestern Abend verrenkt; es blieb nur noch Bélus und Bélus ist schwierig.«

      »Oh! für mich, Ihr wißt das, Weber,« erwiderte die ältere der zwei Damen, »für mich ist das ohne Belang; ich habe eine kräftige Hand und bin an das Fahren gewöhnt.«

      »Ich weiß, daß Madame sehr gut fährt, aber die Wege sind äußerst schlecht. Wohin fährt Madame?«

      »Nach Versailles.«

      »Ueber die Boulevards also?«

      »Nein, Weber, es gefriert und die Boulevards werden voll Glatteis sein. Die Straßen müssen, da Tausende von Fußgängern den Schnee erwärmen, weniger Widerstand bieten. Geschwind, Weber, geschwind!«

      Weber hielt das Pferd, während die Damen behend in das Cabriolet stiegen; dann schwang er sich hinten auf und meldete, daß er seinen Sitz eingenommen.

      Die ältere der beiden Damen wandte sich nun an ihre Gefährtin und sagte:

      »Was denken Sie von dieser Gräfin, Andrée?«

      Und während sie so sprach, ließ sie dem Pferd die Zügel schießen, und dieses jagte wie ein Blitz um die Ecke der Rue Saint-Louis.

      Es war dieß der Augenblick, wo Frau von La Mothe das Fenster öffnete, um die beiden Damen zurückzurufen.

      »Madame,« erwiderte diejenige von den zwei Frauen, welche man Andrée nannte, »ich denke, Frau von La Mothe ist arm und unglücklich.«

      »Gut erzogen, nicht wahr?«

      »Ja, ohne Zweifel.«

      »Sie sind kalt in Bezug auf diese Frau, Andrée.«

      »Sie hat, wenn ich es Ihnen gestehen soll, etwas Verschmitztes in ihrer Physiognomie, was mir mißfällt.«

      »Oh! ich weiß, Sie sind mißtrauisch, Andrée, und um Ihnen zu gefallen, muß man Alles vereinigen. Ich, ich finde diese kleine Gräfin interessant und einfach in ihrem Stolz, wie in ihrer Demuth.«

      »Es ist sehr erfreulich für sie, Madame, daß sie das Glück gehabt hat, Ihnen zu gefallen.«

      »Aufgepaßt!« rief die Dame lebhaft, indem sie ihr Pferd, das einen Lastträger umzuwerfen im Begriff war, auf die Seite zog.

      »Aufgepaßt!« schrie Weber mit einer Stentorsstimme.

      Und das Cabriolet fuhr weiter.

      Nun hörte man die Verwünschungen des Menschen, der den Rädern entgangen war, und mehrere echoartig brummende Stimmen erhoben sogleich ein gegen das Cabriolet äußerst feindseliges Geschrei.

      Doch in wenigen Secunden brachte Bélus zwischen seine Gebieterin und den Lästerer den ganzen Raum, der sich von der Rue Sainte-Catherine bis zur Place Baudoyer erstreckt.

      Hier bildet der Weg bekanntlich eine Gabel, aber die geschickte Führerin warf sich entschlossen in die Rue de la Tixeranderie, eine volkreiche, schmale und sehr wenig aristocratische Straße.

      Trotz der sehr wiederholten »Aufgepaßt!« die sie von sich gab, trotz des Brüllens von Weber, hörte man daher nichts als wüthende Ausrufungen der Fußgänger.

      »Oh! das Cabriolet! … Nieder mit dem Cabriolet!«

      Bélus blieb unaufhaltsam, und seine Führerin ließ ihn trotz ihrer kindlich zarten Hand rasch und ausnehmend geschickt in den Lachen flüssigen Schnees oder auf den noch gefährlicheren Eisanhäufungen laufen, welche Gossen und Schlaglöcher bildeten.

      Es geschah indessen wider alles Erwarten kein Unglück; eine glänzende Laterne sandte ihre Strahlen voraus, und dieß war ein Luxus der Vorsicht, den die Polizei den Cabriolets jener Zeit nicht vorgeschrieben hatte.

      Es geschah also kein Unglück, sagen wir. Kein Wagen wurde angehakt, kein Meilenstein gestreift, kein Vorübergehender berührt; es war dieß ein Wunder, und dennoch folgten sich die Schreie und Drohungen unablässig.

      Das Cabriolet fuhr mit derselben Geschwindigkeit und demselben Glück durch die Rue Médéric, die Rue Saint-Martin und die Rue Aubry-le-Boucher.

      Unsere Leser denken vielleicht, als sich das aristocratische Gefährt den civilisirten Quartieren genähert, werde der Haß gegen dasselbe minder heftig geworden sein. Aber im Gegentheil; kaum kam Bélus in die Rue de la Feronnerie, als Weber, beständig durch das Geschrei des Pöbels verfolgt, Gruppen auf dem Wege des Cabriolets erblickte. Mehrere Personen machten sogar Miene, ihm nachzulaufen, um es einzuholen.

      Weber wollte indessen seine Gebieterin nicht beunruhigen. Er bemerkte, wie viel Kaltblütigkeit und Gewandtheit sie entwickelte, wie geschickt sie durch alle diese träge oder lebendige Hindernisse durchschlüpfte, die dem Pariser Kutscher zugleich zur Verzweiflung und zum Triumph gereichen.

      Fest auf seinen stählernen Haxen war Bélus nicht einmal ausgeglitscht, so sehr wußte die Hand, die ihn führte, die Abhänge und Gefährlichkeiten des Terrains für ihn vorherzusehen.

      Man murrte nicht mehr um das Cabriolet her, man schrie: die Dame, welche die Zügel hielt, bemerkte es, und da sie diese Feindseligkeit einer alltäglichen Ursache, wie der Strenge der Zeiten oder auch der Mißstimmung zuschrieb, so beschloß sie, die Prüfung abzukürzen.

      Sie schnalzte mit der Zunge, und bei dieser Aufmunterung allein bebte Bélus und ging vom kurzen Trab in den gestreckten über.

      Die Buben flohen, die Fußgänger warfen sich auf die Seite.

      Das: »Aufgepaßt! aufgepaßt! hörte nicht auf.

      Das Cabriolet berührte beinahe das Palais-Royal und war an der Rue du Coq-Saint-Honoré vorübergefahren, vor welcher der schönste Schneeobelisk noch ziemlich stolz seinen durch das Aufthauen verminderten Gipfel, einer Stange Gerstenzucker ähnlich, welche die Kinder durch Saugen in Spitzen verwandeln, emporstreckte.

      Ueber diesem Obelisk prangte ein Büschel von allerdings etwas verwitterten Bändern, welche eine Tafel hielten, auf die der öffentliche Schreiber des Quartiers mit großen Buchstaben folgende Strophe gezeichnet hatte, die zwischen zwei Laternen gaukelte:

      Reine dont la beauté surpasse les appas,

      Près d'un roi bienfaisant occupe ici ta place:

      Si ce frêle édifice est de neige et de glace,

      Nos coeurs pour toi ne le sont pas.3

      Hier stieß Bélus zum ersten Mal auf ernstliche Schwierigkeiten. Das Monument, das man eben beleuchtete, hatte eine Menge von Neugierigen herbeigelockt; die Neugierigen bildeten eine Masse und man konnte im Trab nicht durch diese Masse kommen.

      Bélus war also genöthigt, im Schritt zu gehen.

      Aber man hatte Bélus wie der Blitz herbeischießen sehen, man hörte das Geschrei, das ihn verfolgte, und das Cabriolet schien, obgleich es beim Anblick des Hindernisses angehalten hatte, die schlimmste Wirkung hervorzubringen.

      Die Menge öffnete sich indessen abermals.

      Aber hinter dem Obelisk kam eine andere Ursache der Zusammenschaarung.

      Die Gitter des Palais-Royal waren offen, und im Hofe erwärmten ungeheure Gluthpfannen ein ganzes Heer von Bettlern, unter welche die Bedienten des Herrn Herzogs von Orléans Suppen in irdenen Näpfen austheilten.

      Doch die Leute, welche aßen und sich wärmten, waren immer noch weniger zahlreich, als diejenigen, welche ihnen beim Essen und Trinken zuschauten. In Paris ist es eine Gewohnheit: für einen Schauspieler, was er auch thun mag, gibt es immer einen Zuschauer.

      Das Cabriolet, nachdem es das erste Hinderniß überwunden, war daher genöthigt, beim zweiten anzuhalten, wie ein Schiff mitten in der Brandung.

      Sogleich gelangten die Schreie, welche die beiden Frauen bisher nur wie ein unbestimmtes, verworrenes Geschrei gehört hatten, deutlich aus der Menge zu ihren Ohren.

      Man rief:

      »Nieder mit dem Cabriolet! nieder mit den Zerquetschern!«

      »Ist dieses Geschrei auf uns gemünzt?« fragte die ältere Dame ihre Gefährtin.

      »Ich