Александр Дюма

Der Arzt auf Java


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dem erhabenen Troste, daß meine Erinnerung unerlöschlich in dem Herzen meiner Gefährtin leben wird.«

      Es lag eine solche Aufrichtigkeit, ein solcher Enthusiasmus, in dem Tone, mit welchem Eusebius diese Worte sprach, daß der Doctor sich dem Eindrucke derselben nicht zu entziehen vermochte, und statt ihm mit seinem gewöhnlichen höhnischen Lachen zu antworten, verschwand der spöttische Ausdruck, der auf seinem Gesichte stereotyp zu sein schien, für einen Augenblick »Nun wohl,« sagte er, Esther ist nicht todt und wird auch nicht sterben.«

      Eusebius unterbrach ihn durch eine Bewegung, die vielleicht eben so sehr eine Drohung, wie seine Freude aussprach, denn der arme zwischen Schmerz und Hoffnung hin- und hergeworfene Geist schwebte in der That an den Grenzen des Wahnsinns.

      »Aber,« fuhr der Doctor fort« »vielleicht wäre es für sie und für Dich besser gewesen, wenn ich nicht zu rechter Zeit gekommen wäre, um ihr den Trank zu reichen, der nach der Krisis, in der sie augenblicklich liegt, nach meinem Willen dazu dienen wird, sie entweder für immer in den Sarg zu legen oder ihr Leben und Gesundheit zurückzugeben.«

      »Also,« rief Eusebius athemlos, »hängt es noch immer von Ihnen ab, ob meine Esther lebe oder sterbe?«

      »Ja und Du siehst daher, daß ich wohlgethan habe, zurückzukehren und Dich an Deinem Selbstmord zu verhindern.«

      »Dann wird also weder sie noch ich sterben.«

      »Vielleicht.«

      »Ach,« rief der junge Mann, indem er sich wieder auf das Bett Esther’s warf, »meine Esther, ich kann Dich also noch glücklich sehen!«

      »Ja,« sagte der Doctor; »aber ich mache Dich auf Eines aufmerksam, und zwar, daß Ihr Beide eine noch viel schwerere Prüfung zu bestehen haben werdet, als die war, welche Ihr soeben bestanden habt. Wir werden sehen, Freund Eusebius, ob die Zärtlichkeit für Deine Frau, eine Zärtlichkeit, welche so groß war, daß sie Dich dem Tode trotzen ließ, auch der Zeit und der Sättigung widerstehen wird.«

      »Ach, Doctor, können Sie glauben —?«

      »Ich glaube, daß eine einzige Liebe einer menschlichen Existenz nicht genügen kann; ich glaube, daß die Worte: Ich liebe Dich! nicht lange aus demselben Munde in dasselbe Ohrtönen; ich glaube endlich, wie ich Dir vorhin sagte, daß diese junge Frau in dem Glanze ihrer Schönheit und ihrer Jugend sterbend, das Herz von Glauben erfüllt, in der That glücklicher gewesen wäre und beneidenswerther, als lebend und durch Dich betrogen.«

      »Betrogen durch mich! Ich meine Esther betrügen!« rief Eusebius« die Hände zum Himmel erhebend. »Ach, wenn Sie in dem Herzen lesen könnten, das Esther ganz erfüllt, dann würden Sie sehen, daß kein Gedanke, der sich nicht auf sie bezieht, darin Platz finden kann.«

      »Blicke um Dich, junger Mann,« sagte der Doctor, »und Du wirst sehen, daß Alles in der Natur sich ändert, verwandelt; das Menschenherz allein kann daher nicht unwandelbar bleiben.«

      »Ach, wenn ich nur einen Augenblick glauben könnte, daß Sie Recht haben, Doctor, wenn wirklich eine Zeit kommen sollte, wo ich Esther nicht mehr liebte, oder sie so vergäße, daß ich im Stande wäre, sie zu betrügen, sollte es auch wegen des schönsten Geschöpfes der Erde sein, Doctor, Doctor, dann würde ich diesen Dolch aufraffen und ihn mir in das Herz stoßen, nicht mehr, um sie nicht zu überleben, auch nicht, daß sie mich nicht überlebte, sondern um mich zu bestrafen. Aber nein, das ist ganz unmöglich!«

      »Es freut mich, daß Du diese Ueberzeugung hegst, Eusebius, denn, da es von mir allein abhängt, ob Esther wieder auflebe oder nicht, und da ich sie nur unter gewissen Bedingungen in das Leben zurückrufen wollte, fürchtete ich, Du würdest diese Bedingungen verweigern, wenn Du sie kenntest.«

      »Nennen Sie dieselben, Doctor, und ich bewillige sie im voraus, welcher Art sie auch sein mögen – sollte ich auch selbst meine Seele verpfänden!« fügte er mit finsterer Stimme hinzu.

      »He, he, he, he!« sagte der Doctor, »was Teufel sollte ich denn mit Deiner Seele machen? Habe ich selbst eine, so ist sie unsterblich, und in diesem Falle bedarf ich der Deinigen nicht; habe ich keine, so hast Du auch keine,« denn ich bin ein Mensch, wie Du, nur ein wenig älter und ein wenig häßlicher; Du kannst mir daher nicht verkaufen, was Du nicht hast.«

      »Was wollen Sie denn aber von mir? Sprechen Sie; ich bin bereit, den Vertrag zu unterzeichnen.«

      »Einen Vertrag, Unsinniger? Ich habe soeben an Gott gezweifelt und Du hältst mich nun für unlogisch genug, an den Teufel zu glauben. – Es ist hier weder von einem Pact noch von Zauberei die Rede, sondern nur von einem Manne, der von den Mysterien der Seele, den Springfedern und dem Mechanismus des menschlichen Körpers mehr weiß, als Du, und dieser Mann sagt Dir: Dieses Weib kann leben; liebst Du sie aber wirklich, wie Du behauptest, dann hüte Dich wohl, ihre Auferstehung zu wünschen.«

      »Eine Auferstehung, die mir meine Esther zurückgäbe, die es mir möglich machte, ihre Stimme wieder zu hören! Ach, Sie lästern!«

      »Mag sein, daß ich lästere. – Aber laß uns die Geschäfte als Geschäfte behandeln. Es ist kein Pact, den ich Dir vorschlagen will, sondern ein einfacher Handel, Wenn Du jemals bereust, was ich heute für Esther gethan haben werde, wenn es Dir begegnete, den abscheulichen Doctor Basilius zu verwünschen, weil er diese Frau in das Leben zurückrief, dann gehört Dein Leben mir; das ist Alles. Bemerke, daß ich sage: Dein Leben, ohne mich um Deine Seele zu kümmern, wenn Du eine hast. Es ist Deine Fleischhülle, die ich gegen die Ewigkeit des Gefühls, welche Du behauptest, auf das Spiel setze, weder mehr, noch weniger.«

      »Das Wunder« welches mir meine Esther zurückgäbe, beklagen – Den verwünschen, der sie dem Tode entriß? Ach Doctor, das glauben Sie selbst nicht.«

      »Ich glaube es, so fest, daß hier eine Art von einem kleinen Contract ist, den ich aufgesetzt habe, um die Vollziehung unseres Uebereinkommens zu sichern.«

      »Geben Sie, Doctor; ich unterzeichne.«

      »Oho« man unterzeichnet dergleichen nicht, ohne zu lesen. Später würdest Du mich beschuldigen, Dich in eine Falle gelockt zu haben.

      Er zog aus der, Tasche eine Schreibtafel und aus dieser ein beschriebenes Blatt Papier.

      »Du siehst,« sagte er, »daß diese Schrift ganz in der Ordnung ist. Hier ist der Stempel der ehrenwerthen niederländischen Compagnie, die, wenigstens offen, nichts mit Lucifer gemein hat. Du kannst Dich auch überzeugen, daß das Papier nicht nach Schwefel riecht,« sagte der Doctor, indem er dem jungen Manne das Blatt reichte. Eusebius nahm es und las:

      »Des Lebens überdrüssig, verheiratet an eine Frau, die ich nicht mehr liebe, dahin gelangt, den Tag zu verwünschen, an welchem der Doctor Basilius Die in das Leben zurückrief, mit welcher ein verhängnißvolles Geschick mich auf ewig verbunden hat, gebe ich mir freiwillig den Tod und will, daß man Niemand wegen meines Selbstmordes belästige.

      »Ich hinterlasse mein Vermögen meinen natürlichen Erben, aber ich will, daß mein Körper dem Doctor Basilius überantwortet werde, oder Dem den er, wenn er selbst todt sein sollte«, zu der Besitznahme beauftragt hat und der dann über meine Leiche verfügen kann, wie ihm gut dünkt.«

»Freitag den 13. November 1847.«

      »Eine Feder und Tinte, Doctor,« sagte Eusebius, nachdem er gelesen hatte. Der Doctor legte seine Hand auf den Arm des jungen Mannes und sagte: »Ich habe Dich schon darauf aufmerksam gemacht, daß Du zu eilig bist. Bedenke also, daß ich Dich zu nichts zwinge; es waltet bei unserm Vertrage weder Ueberredung, noch Betrug, noch Zwang, und an Geist und Körper gesund und aus freiem Willen unterzeichnest Du daher dieses Papier.« »Bei gesundem Geiste und Körper und aus freiem Willen,« wiederholte Eusebius. »Ich mache Dich nur auf das Eine aufmerksam, welche Gerüchte man auch über mich verbreiten mag, hast Du dies Blatt einmal unterzeichnet, so ist Dein Herz für mich ein offenes Buch, in welchem ich Deine geheimsten Gedanken lesen kann, mag ich Dir nun nahe oder fern sein, lebend oder todt; durch das, was vorging, und besonders durch das, was sogleich vorgehen wird, mußt Du erkennen, daß meine Macht, so weit die Wissenschaft im Jahre der Gnade 1847 geht, für diese Welt sehr groß ist. Gehst Du aber diesen Vertrag ein, so kann ich Dein Leben nehmen, Dich tödten, wenn es mir gut dünkt und Dein Tod würde