sogar, daß sie noch an dem Ort ist, wo Ihr sie gelassen habt?«
»Sie ist noch dort, zweifelt nicht daran.«
»Das ist eine Frage; doch die andere . . . Ich fragte Euch, war die Summe so stark, daß Ihr Euch deshalb solchen Gefahren aussetzen mußtet?«
»Sie ist wirklich stark, ja, Mylord, und es ist eine Million, die ich in zwei Tonnen eingeschlossen habe.«
»Ein Million!« rief Monk, den diesmal Athos ebenfalls fest und lang anschaute.
Monk bemerkte es; da regte sich sein Mißtrauen wieder.
»Das ist ein Mensch,« sagte er, »der mir eine Falle stellt. Mein Herr,« fuhr er laut fort, »Ihr möchtet gern diese Summe zurücknehmen, so viel ich begreife?«
»Wenn es Euch beliebt, Mylord.«
»Heute?«
»Noch diesen Abend, und zwar wegen der Umstände, die ich Euch erklärt habe.«
»Aber, mein Herr,« entgegnete Monk, »der General Lambert ist ebenso nahe bei der Abtei, wo Ihr zu thun habt, als ich. Warum habt Ihr Euch nicht an ihn gewendet?«
Mylord, wenn man in wichtigen Verhältnissen handelt, muß man vor Allem mit seinem Instinct zu Rathe gehen: der General Lambert flößt mir aber nicht das vertrauen ein, das Ihr mir einflößt.«
»Es sei, mein Herr, Ich werde machen, daß Ihr Euer Geld wieder auffindet, wenn es überhaupt noch da ist, denn es kann am Ende nicht mehr da sein. Seit 1643 sind zwölf Jahre abgelaufen und viele Ereignisse vorgefallen.«
Monk hob diesen Punkt hervor, um zu sehen, ob der französische Edelmann den Ausweg ergreifen würde, der ihm geöffnet war, aber Athos verzog keine Miene.
»Ich versichere Euch, Mylord,« erwiederte er ruhig, »ich bin hinsichtlich meiner zwei Tonnen fest überzeugt, daß sie weder den Platz, noch den Herrn verändert haben.«
Diese Antwort benahm Monk einen Verdacht, gab ihm aber einen andern ein.
Ohne Zweifel war der Franzose ein Emissär, den man abgesandt hatte, um den Beschützer des Parlaments zu einem Fehler zu verleiten; das Gold war nur ein Köder; mit Hilfe dieses Köders wollte man ohne Zweifel die Habgier des Generals rege machen. Dieses Gold sollte gar nicht bestehen. Es handelte sich für Monk darum, den französischen Cavalier auf einer Lüge und einer List zu ertappen, und gerade aus der Falle, in. der ihn seine Feinde fangen wollten, einen Triumph für seinen Ruf zu ziehen. Sobald sich Monk über das, was zu thun war, entschieden hatte, sagte er zu Athos:
»Mein Herr, Ihr werdet mir ohne Zweifel die Ehre erweisen, mein Abendbrod mit mir zu theilen?«
»Ja Mylord.« antwortete Athos sich verbeugend, »denn Ihr erweist mir eine Ehre, der ich mich durch die Neigung, die mich zu Euch hinzieht, würdig fühle.«
»Es ist um so freundlicher von Euch, daß Ihr meine Einladung so bereitwillig annehmt, als meine Köche durchaus nicht zahlreich und geübt, und als meine Proviantmeister diesen Abend mit leeren Händen zurückgekommen sind, so daß, wenn sich nicht ein Fischer Eurer Nation in mein Lager verirrt hätte, der General Monk sich heute ohne Abendbrod niederlegen müßte. Ich habe also frische Fische, wie mir der Verkäufer sagte.«
»Mylord, ich entspreche hauptsächlich Eurer Einladung, um die Ehre zu haben, einige Augenblicke länger in Eurer Gesellschaft zuzubringen.«
Nach diesem Austausch von Höflichkeiten, in dessen Verlauf Monk nichts von seiner Umsicht verlor, wurde das Abendbrod, oder das, was dessen.Stelle einnehmen sollte, auf einen Tisch von Tannenholz aufgetragen.
Monk bedeutete dem Grafen de la Fère durch ein Zeichen, er möge sich an diesen Tisch setzen/und nahm ihm gegenüber Platz: eine einzige Platte mit gesottenem Fisch bedeckt entsprach, den zwei erhabenen Gästen geboten, mehr ausgehungerten Magen, als schmierigen Gaumen.
Während er zu Nacht speiste, nämlich den mit schlechtem Ale besprengten Fisch aß, ließ sich Monk die letzten Ereignisse der Fronde, die Aussöhnung von Herrn von Condé mit dem König, die wahrscheinliche Vermählung Seiner Majestät mit der Infantin Maria Theresia erzählen, doch er vermied, wie es Athos selbst vermied, jede Anspielung auf die politischen Interessen, welche in diesem Augenblick England, Frankreich und Holland einigten, oder vielmehr veruneinigten.
Monk überzeugte sich bei diesem Gespräch von einer Sache, die er schon bei dem Austausch der ersten Worte bemerkte, daß er es nämlich mit einem Mann von hoher Distinction zu thun hatte.
Dieser Mann konnte kein Mörder sein, und es widerstrebte Monk, ihn für einen Spion zu halten, doch an Athos war genug Feinheit und zugleich Festigkeit bemerkbar, daß Monk in ihm einen Verschwörer zu erkennen glaubte.
Als sie vom Tische aufstanden, fragte Monk:
»Ihr glaubt also an Euren Schatz, mein Herr?«
»Ja, Mylord.«
»Im Ernst?«
»In vollem Ernst.«
»Und Ihr glaubt, Ihr werdet den Platz wieder finden, wo er vergraben ist?«
»Bei der ersten Einsicht.«
»Wohl, mein Herr,« sagte Monk, »aus Neugierde werde ich Euch begleiten. Und ich muß Euch um so mehr begleiten, als Ihr die größten Schwierigkeiten finden würdet, wenn Ihr ohne mich oder ohne einen meiner Lieutenants im Lager umhergehen wolltet.«
»General, ich winde es nicht dulden, daß Ihr Euch stören ließet, bedürfte ich nicht in der That Eurer Gesellschaft; doch da ich erkenne, daß diese Gesellschaft nicht nur ehrenvoll, sondern nothwendig für mich ist, so nehme ich Euer Anerbieten an.«
»Wünscht Ihr, daß wir Leute mitnehmen?« sagte Monk.
»General, ich glaube, es ist unnöthig, wenn Ihr es nicht selbst etwa für nothwendig erachtet. Zwei Männer und ein Pferd werden genügen, um die zwei Tonnen auf die Felucke zu schaffen, die mich gebracht hat.«
»Aber man wird hacken, graben, die Erde umwühlen, die Steine spalten müssen, und Ihr gedenkt doch wohl dieses Geschäft nicht allein abzumachen?«
»General, man braucht weder zu hacken, noch die Erde zu umwühlen. Der Schatz ist in der Gruft des Klosters begraben; unter einem Stein, in welchem ein dicker, eiserner Ring eingelöthet ist, öffnet sich eine kleine Staffel von vier Stufen, Dort sind die zwei Tonnen, Ende an Ende und mit Gyps übertüncht, so daß das Ganze die Form eines Sarges hat. Dabei ist eine Inschrift, die mir zu Erkennung des Steines dienen muß, und da ich in einer Angelegenheit von so zarter Natur, bei einer Vertrauenssache kein Geheimniß vor Eurer Herrlichkeit haben will, so nenne ich Euch diese Inschrift:
»Hic jacet venerabilis Petrus Guilelmus Scott. Canon. Honorab. Conventius novi castelli. Obiit quarta et decima die Febr. ann, dom. CIƆIƆCVIII.
Monk verlor kein Wort. Er staunte entweder über die wunderbare Doppelheit dieses Mannes und über die ausgezeichnete Weise, wie er seine Rolle spielte, oder über die Treuherzigkeit, über den guten Glauben, womit er sein Gesuch in einer Lage vorbrachte, wo es sich um eine Million handelte, die gegen einen Dolchstoß mitten unter einer Armee gewagt wurde, welche den Raub wie eine Wiedererstattung betrachtet hätte.
»Es ist gut,« sagte er, »ich begleite Euch, und das Abenteuer kommt mir so wunderbar vor, daß ich selbst die Fackel tragen will.«
Während er diese Worte sprach, schnallte er ein kurzes Schwert um, steckte er eine Pistole in seinen Gürtel und entblößte bei dieser Bewegung, die sein Wamms ein wenig öffnete, die seinen Ringe eines Panzerhemdes, das bestimmt war, ihn vor dem ersten Dolchstoß eines Mörders zu schützen.
Nachdem er dies gethan, nahm er einen schottischen Dirk in seine linke Hand, wandte sich gegen Athos um und sagte:
»Seid Ihr bereit, mein Herr? ich bin es.«
Athos nahm im Gegensatz zu dem, was Monk gethan, seinen Dolch und legte ihn auf den Tisch, schnallte die Kuppel seines Degens los, legte diesen neben seinen Dolch, öffnete ohne Affectation die Agraffen seines Wammses, als wollte er sein Sacktuch suchen, und zeigte unter seinem seinen