entwerfen würde; was ich auch pünktlich vollzog . . .
»Beruhigen Sie sich, mein lieber Edmond, wir sind dem Ende nahe . . .
»Im Jahre 1807, einen Monat vor meiner Verhaftung, und vierzehn Tage nach dem Tode des Grafen von Spada, am 25. December (Sie werden sogleich begreifen, warum mir das Datum dieses merkwürdigen Tages im Gedächtnis geblieben ist), las ich zum tausendsten Male diese Papiere, welche ich zusammenordnete, denn da der Palast nunmehr einem Fremden gehörte war ich im Begriff, von Rom zu scheiden, um mich in Florenz niederzulassen, wohin ich ein Dutzend tausend Bücher, die ich besaß, meine Bibliothek und mein berühmtes Brevier mitnehmen wollte, als ich erkundet durch dieses anhaltende Studieren, mißstimmt durch ein unverdauliches Mittagsbrot meinen Kopf in meine beiden Hände fallen ließ und entschlummerte; es war drei Uhr Nachmittags. Ich erwachte, als die Uhr sechs Uhr schlug: sobald ich den Kopf emporhob, sah ich daß ich mich in der tiefsten Finsternis befand. Ich klingelte, damit man mir Licht brächte, Niemand kam. Nun beschloß ich, mich selbst zu bedienen, nahm mit einer Hand die Kerze, welche bereit stand, und suchte mit der andern, in Ermanglung von Schwefelhölzchen, ein Papier, das ich mit einem Reste im Herde glimmenden Feuers anzuzünden gedachte; aber aus Furcht in der Dunkelheit ein kostbares Papier statt eines unnützen zu nehmen, zögerte ich, als es mir einfiel, daß ich in dem berühmten Brevier, das auf einem Tische neben mir lag, ein altes oben vergilbtes Papier gesehen hatte, welches ohne Zweifel als Zeichen gebraucht und Jahrhunderte hindurch aus Ehrfurcht vor den Erben an seinem Platze erhalten worden war. Ich suchte tastend dieses unnütze Papier, fand dasselbe, wickelte es zusammen, streckte es nach der Flamme aus und zündete es an; doch unter meinen Fingern sah ich, je mehr das Feuer zunahm, wie durch einen Zauber gelbliche Charaktere aus dem weißen Papier hervorkommen und auf dem Blatte erscheinen. Da erfaßte mich der Schrecken; ich drückte in meinen Händen das Papier zusammen, erstickte das Feuer, und zündete sodann die Kerze unmittelbar am Herde an; mit einer nicht zu schildernden Bewegung öffnete ich das zerknitterte Schreiben und erkannte, daß mit einer geheimnisvollen, sympathetischen Tinte die Buchstaben welche erst bei der Berührung der lebendigen Wärme zum Vorschein kamen, gezeichnet worden waren; etwas über ein Drittel dieses Papieres hatte die Flamme verzehrt. Es ist das Papier, welches Sie diesen Morgen gelesen haben; Dantes; lesen Sie es noch einmal, und ich werde ihnen dann die unterbrochenen Sätze vervollständigen.«
Und triumphierend bot Faria das Papier Dantes, der diesmal gierig die mit einer röthlichen, rostähnlichen Tinte geschriebenen Worte las:
»Heute den 25. April 1498 zum
Alexander VI. und befürchtend, nicht zu
ließ, wolle sie von mir erben und be-
und Bentivoglio, welche an Gift
meinem Universalerben, daß ich vergr
mit mir besucht hat, nämlich in
Insel Monte Christo, Alles was ich
Diamanten, Juwelen bef
dieses Schatzes, der sich auf zwei Mil
allein bekannt ist und daß er ihn find
zwanzigsten Stein vom Krek öst.
Zwei Öffnungen sind in diesen Grott
Der Schatz liegt in der entfernt
und diesen Schatz vermache ich ihm und trete
einzigen Erben
»Nun lesen Sie das andere Papier, »sprach der Abbé und reichte Dantes ein zweites Blatt mit Bruchstücken von Zeilen.
»Und nun halten Sie die zwei Bruchstücke an einander und urteilen Sie selbst,« fügte er bei, als er sah daß Dantes zu der letzten Zeile gelangt war:
Dantes gehorchte; an einander gehalten, gaben die beiden Bruchstücke Folgendes:
»Heute den 25, April 1498 zum Mittagessen eingeladen von Seiner Heiligkeit Alexander VI. Und befürchtend, nicht zu . . . frieden damit, daß sie mich meinen Hut bezahlen ließ, wolle sie von mir erben und be . . . reite mit das Schicksal der Cardinäle Caprara und Bentivoglio, welche an Gift . . . starben, erkläre ich meinem Neffen Guido Spada, meinem Universallegatar, daß ich vergr . . . aben habe, an einem Orte, den er kennt, weil er ihn mit mir besucht hat, nämlich in . . . den Grotten der kleinen Insel Monte Christo, Alles, was ich . . . an Goldstangen, gemünztem Golde, Edelsteinen, Diamanten, Juwelen bes . . . aß, daß das Vorhandensein dieses Schatzes, der sich auf zwei Mil . . . lionen röm. Thaler beläuft mir allein bekannt ist, und daß er ihn find . . . en wird, wenn er den zwanzigsten Stein vom Krek öst . . . lich angefangen weggehoben hat. Zwei Öffnungen sind in diesen Grott . . . en angebracht worden. Der Schatz liegt in der entfernt . . . esten Ecke der zweiten; und diesen Schatz vermache ich ihm und trete . . . ich ihm in das volle Eigentum ab, als meinen einzigen Erben.
»Nun! begreifen Sie endlich?« fragte Faria.
»Das war die Erklärung des Cardinal Spada und das Testament, welches man so lange suchte,« sprach Edmond, immer noch ungläubig,
»Ja, tausend Mal ja.«
»Wer hat es so wiederhergestellt?«
»Ich der ich mit Hilfe des übriggebliebenen Bruchstückes den Rest erriet, indem ich die Länge der Zeilen nach der des Papieres maß, und in den verborgenen Sinn mittelst des sichtbaren Sinnes eindrang, wie man sich in einem unterirdischen Gange einen Rest von Licht, welcher von oben kommt, führen läßt.«
»Und was thaten Sie, als Sie diese Überzeugung erlangt zu haben glaubten?«
»Ich wollte abreisen, und reiste auch sogleich ab, wobei ich den Anfang meiner großen Arbeit über die Einheit eines Königreiches Italien mit mir nahm: aber die kaiserliche Polizei, welche damals, im Widerspruch mit dem, was Napoleon gewollt hat, seitdem ihm ein Sohn geboren worden ist, die Teilung der Provinzen wollte, hatte seit langer Zeit die Augen auf mich gerichtet; meine eilige Abreise, deren Ursache sie entfernt nicht ahnte, erregte Verdacht bei ihr, und ich wurde in dem Augenblicke, wo ich mich in Piombino einschiffte, verhaftet. Nun, mein Freund,« fuhr Faria fort, indem er Dantes mit einem beinahe väterlichen Ausdrucke anschaute, »nun wissen Sie so viel als ich. Wenn wir uns je mit einander flüchten, so gehört die Hälfte meines Schatzes Ihnen; sterbe ich hier und Sie fliehen allein, so gehört er Ihnen ganz.«
»Aber,« fragte Dantes zögernd, »ist in der Welt nicht irgend Jemand, der mehr rechtlichen Anspruch auf diesen Schatz hättet als, wir?«
»Nein, nein, beruhigen Sie sich, die Familie ist völlig ausgestorben. Der letzte Graf von Spada hat mich überdies zu seinem Erden eingesetzt; indem er mir dieses symbolische Brevier vermachte, vermachte er mir auch, was es enthielt. Nein, nein, seien Sie unbesorgt, wenn wir von diesem Vermögen Besitz ergreifen, können wir es ohne Gewissensbisse genießen.«
»Und Sie sagen, dieser Schatz belaufe sich . . . ?«
»Auf zwei Millionen römische Thaler, ungefähr dreizehn Millionen unseres Geldes.«
»Unmöglich!« rief Dantes erschrocken über diese ungeheure Summe.
»Unmöglich! Und warum?« versetzte der Greis. »Die Familie Spada war eine der ältesten und mächtigsten Familien des fünfzehnten Jahrhunderts. Überdies sind in Zeiten, wo es gänzlich an Speculation und Gewerbsfleiß gebricht, solche Anhäufungen von Gold und Juwelen nicht selten, noch heutigen Tages gibt es römische Familien, welche Hungers sterben, und gegen eine Million in Diamanten und Edelsteinen besitzen, die sich durch Majorat vererbt haben und von ihnen nicht veräußert werden dürfen.«
Edmond glaubte zu träumen; er schwebte zwischen der Ungläubigkeit und der Freude.
»Ich habe die Sache nur so lange vor Ihnen geheim gehalten,« fuhr Faria fort, »einmal um Sie zu prüfen, und dann um Sie zu überraschen. Wären wir vor meinem Starrsuchtanfall geflohen, so hatte ich Sie nach Monte Christo geführt; nun aber,« fügte er mit einem Seufzer bei, »werden Sie mich führen. Wie, Dantes, Sie danken mir nicht?«
»Dieser