Александр Дюма

Der Pastor von Ashbourn


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Sohn des ehrenwerthen Herrn Bemrode, ehemaligen Pastors von Beeston, dem der Herr Rector eine Pfarrstelle verweigert hat, und der jetzt, da er keine andere Aussicht des Gelingens mehr hat, durch sein eigenes Verdienst seinen Zweck erreichen möchte.

      Indem er sich hierauf von Neuem an mich sandte, sagte er zu mir:

      – Setzen Sie Madame Snart das selbst auseinander, Herr Bemrode, was sich zwischen Ihnen und dem Herrn Rector zugetragen hat, so wie auch das Verlangen, das Sie tragen, sich dem kirchlichen Berufe zu widmen, auf der Ihnen Ihr Vater einen so schönen und so heiligen Weg vorgeschrieben hat.

      Ich habe Ihnen bereits gesagt, mein lieber Petrus, in welchem Grade ich bei Personen von geringerem, und selbst dem meinigen gleichen Stande die Rednergabe besitze. Ich folgte daher auch auf der Stelle der Aufforderung meines Wirthes, des Kupferschmieds, und nachdem ich Madame Snart meine Unterredung mit dem Rector so ungefähr erzählt hatte, entwarf ich ihr ein Bild so voller christlicher Liebe, Frömmigkeit und Salbung über die Art und Weise, wie ich das Leben eines Dorfpastors in seinen Beziehungen mit seinen Pfarrkindern, die nur eine Ausdehnung seiner eigenen Familie sein dürften, auffaßte, daß die Augen der würdigen Frau sich mit Thränen füllten, während meine Wirthin schluchzte, und ihr fast eben so sehr als sie gerührter Gatte ausrief, wobei er seine Augen mit der Rückseite seiner geschwärzten Hand abtrocknete:

      – He! was sagte ich Dir, Frau? . . He! Madame Snart, was sagte ich Ihnen? . . .

      Und indem ich den Eindruck sah, den ich auf diese wackeren Leute hervorbrachte, indem ich die natürliche Beredtsamkeit bewunderte, welche diese Wirkung herbeiführte, fragte ich Euch, ohne diese Frage beantworten zu können, warum ich nicht eine Stunde vorher so mit dem Rector gesprochen hätte; was mich um so mehr in der Idee bestärkte, daß bei den Unglücksfällen wie der, welchen ich soeben erlitten hatte, immer ein Verhängniß obwaltete, das gegen mein Genie kämpfte.

      Nun that sich bei der würdigen Madame Snart jene Richtigkeit des Verstandes und des Urtheiles kund, von welcher mir mein Wirth, der Kupferschmied, gesprochen hatte.

      – Mein lieber Herr Bemrode, sagte sie zu mir mit noch von Thränen feuchten Augen und mit einem Ausdrucke der Stimme, welcher bewies, daß diese Thränen aus dem Herzen kämen, mein lieber Herr Bemrode, der Entschluß, den Sie gefaßt haben, sich allein, ohne Protection und ohne Ränke empor zu schwingen, ist edel, erhaben, großmüthig, und ich für mein Theil zolle ihm von ganzer Seele Beifall. Wie jetzt auf diese Weise Ihren Zweck erreichen? Ich will Ihnen das Mittel dazu angeben . . .

      – Ach! meine liebe Dame, rief ich aus, wie viel Dank wäre ich Ihnen schuldig, wenn Sie mir eine Laufbahn eröffneten, welche, indem sie mir Sicherheit für die Gegenwart und Zukunft verleihet, mir erlaubt, meinen Namen berühmt zu machen und meine Zeitgenossen durch das große Werk in Erstaunen zu versetzen, das ich vorhabe, und für welches ich zugleich der Einsamkeit, der Stille und der Ruhe bedarf . . . Meine liebe Madame Snart, ich gebe das feierliche Versprechen, Ihnen dieses Werk zu widmen, und auf diese Weise im Angesichte der Nachwelt alle die Dankbarkeit anzuerkennen, die ich ihnen schuldig sein werdet,

      Die gute Frau lächelte mit schwermüthiger Miene.

      – Herr Bemrode, sagte sie, was Sie mir da als Belohnung für den kleinen Dienst anbieten, den ich Ihnen erwiesen haben werde, vorausgesetzt, daß ich Ihnen denselben erweise, gehört zu den Eitelkeiten dieser Welt, Eitelkeiten, auf welche ich seit langer Zeit verzichtet habe. Beschäftigen wir uns daher, wenn es Ihnen gefällig ist, damit, Ihnen zuvörderst diese Einsamkeit, diese Stille und diese Ruhe zu verschaffen, die Sie nothwendig haben, um das in Rede stehende große Werk zu schreiben, und sobald dieses Werk einmal geschrieben ist, so werden Sie, sein Sie überzeugt davon, weit Verdienstvollere als mich finden, um es diesen zu widmen.

      – Niemals, Madame Snart! niemals! rief ich aus; durch Ihre Hilfe wird das Werk geschrieben worden sein, Ihnen wird es daher angehören; aber, wie Sie mit jener Richtigkeit des Verstandes sagen, welche meine Bewunderung erregt, denken wir zuvörderst an das Dringendste, das heißt an die Mittel, mich bekannt zu machen, und demzufolge mich allein emporzuschwingen.

      Es ist sehr einfach, Herr Bemrode, und es wird kein großes Verdienst für mich sein, es gefunden zu haben. Bitten Sie die Pastoren der Umgegend, die alle Ihren Herrn Vater gekannt haben, und Ihnen zuverlässig diese Bitte nicht ausschlagen werden, um die Erlaubniß, eines Tages an ihrer Stelle vor ihren Gemeinden zu predigen. Nehmen Sie zum Thema Ihrer Predigten die Texte entweder aus dem alten Testamente, oder aus dem neuen, die sich am besten für Ihre Beredtsamkeit eignen; machen Sie sich einen Ruf in den Dörfern und in den Flecken, die zu der Grafschaft Nottingham gehören, und ich zweifle nicht, daß bei der ersten erledigten Pfarrstelle die Bewohner eines dieser Flecken oder eines dieser Dörfer Sie von selbst zum Pastor verlangen werden. Bei einem solchen Verlangen wird der Herr Rector, welches Vorurtheil er auch gegen Sie haben möge, wohl gezwungen sein, sich zu fügen. Sie werden Ihre Pfarrstelle haben, und zugleich die edle Genugthuung, sie nur Ihrem eigenen Verdienste zu verdanken.

      – Oh! liebe Madame Snart! rief ich nochmals aus, mein Wirth hat es mir wohl gesagt, daß Sie eine Frau von gutem Rathe waren!… Ja, ich werde die Kanzel besteigen; ja, ich werde predigen; ja, ich werde Gott preisen und die Boshaften von der Höhe meiner Beredtsamkeit vernichten. . . Ich fühle mich bereits bei dem bloßen Gedanken begeistert, vor diesen Menschen zu sprechen, die ich so lange studirt habe und die ich so genau kenne! Nur eine Gelegenheit!. . . Sie, die Sie bereits so viel für mich gethan haben, liebe Madame Snart, bieten Sie mir diese Gelegenheit, und es ist nicht allein mein erstes Werk, das ich Ihnen widmen werde, sondern auch noch mein zweites Werk, mein drittes Werk! alle Werke, die ich schreiben werde!

      – Ach! Herr Bemrode, antwortete mir Madame Snart, unglücklicher Weise für mich bietet sich diese Gelegenheit von selbst, und ich werde nicht die Mühe haben, sie weit zu suchen: mein Gatte, der seit länger als einem Jahre krank ist, hütet seit drei Wochen das Bett. Seine Gemeinde, welche er an das Wort Gottes gewöhnt, hat nöthig, daß irgend Jemand seine Stelle vertritt. Ich kehre noch heute Abend zu ihm zurück; ich werde ihn von Ihrem Wunsche benachrichtigen, und sobald von dem Pastor Snart einmal das Beispiel gegeben ist, Ihnen seine Kanzel zu leihen, so werden Ihnen alle Kanzeln der Umgegend offen stehen.

      – Oh! meine gute Madame Snart! äußerte ich immer dankbarer gegen die würdige Frau, bei meiner Seele, Sie retten mir das Leben!

      – Nun denn! wann wünschen Sie zu predigen?

      – Sobald als möglich auf der Stelle morgen, wenn der Herr Pastor darein willigt.

      – Morgen, das ist ein wenig zu früh, antwortete die gute Frau mit ihrem sanften und schwermüthigen Lächeln; die Feierlichkeit Ihres ersten Auftretens würde nicht die Zeit gehabt haben, bekannt gemacht zu werden.

      – Dann nächsten Sonntag, meine liebe Frau; nicht später, ich bitte Sie inständigst darum ich brenne vor Verlangen, meinen Anfang in der Laufbahn zu machen! Nächsten Sonntag, nicht wahr?

      – Bedenken Sie, daß es heute Dienstag ist. . .

      – Nun denn! ich habe vier Tage vor mir, ohne die Morgenstunden des fünften zu rechnen; das ist Alles, was ich nöthig habe, liebe Madame Snart, es ist sogar mehr, als ich nöthig habe.

      – Sie kennen die Hilfsquellen Ihres Verstandes und und den Reichthum Ihrer Gelehrsamkeit besser als ich, Herr Bemrode; der Tag, den Sie wählen, wird also unser Tag sein.

      – Aber. . . Herr Snart? fragte ich mit Besorgniß.

      – Herr Snart wird Ihnen morgen durch einen Brief für den Dienst danken, den Sie ihm erzeigen.

      – Also auf nächsten Sonntag! rief ich auf dem Gipfel der Freude aus.

      Nehmen Sie am Sonnabend Abend das Bett an, Herr Bemrode, das ich Ihnen in meinem Hause anbiete, und am Sonntag Morgen stehen die Kirche, die Kanzel und das Dorf Ashbourn zu Ihren Diensten.

      Ich stand im Begriffe, mich zu den Füßen der guten Madame Snart zu werfen und Ihre Kniee zu küssen, als man meldete, daß das Mittagessen angerichtet wäre.

      – Nun denn! nun denn! mein lieber Herr Bemrode, geben Sie Madame Snart die Hand, und zu Tische! . . . Denn es giebt nur eine Sache auf der Welt, welche schlimmer ist als eine schlechte Predigt, –