Александр Дюма

Die Mohicaner von Paris


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ich den Luftzug nicht liebe,« antwortete Jean Taureau.«

      »Weil Du trunken warst, wie es Dir diese Herren gesagt haben; weil Du Streit mit Jemand suchen wolltest und die Gelegenheit bei den Haaren ergriffen hast; weil Du abermals Händel zu Hause gehabt hast und dann sollten Dir Unschuldige die Launen oder die Untreuen bezahlen von Mademoiselle . . . ‹

      »Schweigen Sie, Herr Salvator! sprechen Sie ihren Namen nicht aus,« unterbrach rasch der Zimmermann; »die Unglückliche, sie wird mir noch den Tod bringen!«

      »Ah! Du siehst, daß ich den rechten Fleck berührt habe,« sprach der Fremde.

      Und die Stirne faltend, fügte er bei:

      »Diese Herren haben wohl daran gethan, daß sie das Fenster öffneten; die Luft, die man hier athmet, ist verpestete; und da es nicht zu viel ist an zwei offenen Fenstern für vierzig Personen, so wirst Du auf der Stelle ein zweites öffnen.«

      »Ich?« versetzte der Zimmermann, der sich, so zusagen. mit den Füßen am Boden anklammerte; »ich ein Fenster öffnen. während ich verlange, daß man das andere schließe? Ich. Barthélemy Lelong, der Sohn meines Vaters?«

      »Du. Barthélemy Lelong, ein Trunkenbold und Zänker, der Du den Namen Deines Vaters entehrst und darum wohl daran gethan hast, einen Uebernamen anzunehmen, – ich sage Dir, daß Du sogleich dieses Fenster öffnen wirst, um Dich dafür zu bestrafen. daß Du die drei Herren herausgefordert hast.«

      »Und sollte der Donner über meinem Haupte rollen, ich würde nicht gehorchen, erwiderte Barthélemy Lelong, indem er seine Faust gegen die Stubendecke erhob.

      »Dann kenne ich Dich unter keinem Namen mehr; Du bist für mich nur ein grober, händelsüchtiger Arbeiter und ich jage Dich von da, wo ich bin, fort.«

      Und die Hand mit der Geberde eines Kaisers ausstreckend:

      »Gehe!«

      »Ich werde nicht gehen!« brüllte der Zimmermann schäumend vor Wuth.

      »Im Namen Deines Vaters, den Du so eben angerufen, befehle ich Dir, zu gehen.«

      »Nein. Donnerwetter! nein. ich werde nicht gehen!« rief Barthélemy Lelong, indem er sich rittlings auf eine Bank setzte und die Bank mit seinen beiden Händen ergriff, als wollte er sich eine Waffe für den Fall der Noth daraus machen.

      »Du willst mich also aufs Aeußerste treiben?« sagte Salvator mit einer so ruhigen Stimme, daß man nie hätte denken können, sie enthalte eine schwere Drohung.

      Und er ging zu gleicher Zeit auf den Zimmermann zu.

      »Nähern Sie sich nicht, Herr Salvator, nähern Sie sich nicht! rief der Zimmermann«

      Und er wich die ganze Länge der Bank zurück, so wie der junge Mann verrückte.

      Willst Du hinausgehen?« fragte Salvator.

      Der Zimmermann nahm die Bank und hob sie auf, als wollte er den jungen Mann damit schlagen. Dann warf er sie aber fern von sich und sagte:

      »Sie wissen wohl. daß Sie Alles mit mir machen können, was Sie wollen, und daß ich mir eher die Hand abhauen, als Sie schlagen würde . . . Doch freiwillig werde ich nicht gehen, nein! nein! nein!«

      »Elender Starrkopf!« rief Salvator. indem er Jean Taureau zugleich bei der Halsbinde und beim Hosengurt packte.«

      Jean Taureau stieß ein Gebrülle der Wuth aus und rief:

      »Sie können mich wegtragen; ich werde mit mir machen lassen, doch ich gehe nicht freiwillig.«

      »Es soll nach Deinem Wunsche geschehen,« erwiderte Salvator.

      Und er gab dem trägen Colossen einen heftigen Stoß, entwurzelte ihn. so zu sagen, vom Boden, wie er eine Eiche von der Erde entwurzelt hätte, trug ihn bis auf die Treppe, schaukelte ihn darüber und fragte:

      »Willst Du die Treppe Stufe um Stufe hinabgehen oder auf einmal hinabkommen?«

      »Ich bin in Ihren Händen, machen Sie mit mir, was Sie wollen; doch freiwillig gehen . . . nein, das werde ich nicht thun!«

      »Also wirst Du mit Gewalt gehen. Elender!«

      Und er schleuderte ihn wie einen Ballen vom vierten Stock in den dritten hinab.

      Man hörte den Körper von Jean Taureau oder von Barthélemy Lelong, mag nun der Leser den Zimmermann lieber nach seinem Familiennamen oder nach dem Uebernamen, den er sich selbst gegeben, nennen, hinabrollen und von Stufe zu Stufe aufprallen.

      Die Menge gab keinen Schrei von sich, that den Mund nicht auf: sie war befriedigt; – sie bewunderte.

      Die drei jungen Leute allein waren tief bewegt. Petrus, der Lacher. war düster geworden; Ludovic, der Phlegmatiker, fühlte sein Herz heftig schlagen; Jean Robert, der empfindsame Dichten war scheinbar der Einzige, der seine Kaltblütigkeit behalten.

      Nur als er Salvator ohne den Zimmermann zurückkommen sah, steckte er seinen Degen in die Scheide und fuhr mit seinem Taschentuch über seine schweißbedeckte Stirne.

      Dann ging er gerade auf Salvator zu, reichte ihm die Hand und sprach:

      »Mein Herr, ich danke Ihnen, daß Sie meine Freunde und mich von diesem verteufelten Trunkenbold befreit haben; ich befürchte aber sehr für ihn die Folgen dieses Sturzes.«

      »Befürchten Sie nichts für ihn, mein Herr!« erwiderte Salvator, indem er seine weiße, aristokratische Hand. diese Hand, welche ein so wunderbares Kraftstück vollbracht hatte, in die Hand legte, die man ihm bot; »er wird höchstens vierzehn Tage bis drei Wochen das Bett hüten, und während dieser vierzehn Tage oder drei Wochen wird er bitterlich die vorgefallene Scene beweinen.«

      »Wie! dieser unbändige Mensch wird weinen?« fragte Jean Robert mit Verwunderung.

      »Er wird bittere Thränen, blutige Thränen weinen, sage ich Ihnen . . . Er ist das beste Herz und der redlichste Mensch, den ich kenne. . . . Bekümmern Sie sich nicht um ihn, sondern um Sie.«

      »Wie, um mich?«

      »Ja . . . Wollen Sie mir erlauben. daß ich Ihnen einen Freundesrath gebe?«

      »Sprechen Sie, mein Herr.«

      »Nun wohl,« sagte Salvator die Stimme dämpfend, so daß ihn kein Anderer, als der, an welchen er sich wandte, hören konnte, »nun wohl, wenn Sie mir glauben wollen, betreten Sie nie mehr dieses Haus, Herr Jean Robert.«

      »Sie kennen mich?« rief Jean Robert erstaunt.

      »Ei! ich kenne Sie wie Jedermann,« antwortete Salvator mit ausgezeichneter Höflichkeit; »sind Sie nicht einer unserer berühmten Dichter?«

      Robert erröthete bis unter die Augen.

      »Und nun,« sprach Salvator, indem er sich an die Menge wandte und Ton und Manieren völlig veränderte, »Ihr müßt zufrieden sein, Ihr Leute! ich denke, Ihr habt für Euer Geld genug gehabt! Erweist mir also die Freundschaft und macht Euch so schnell als möglich aus dem Staube; es ist hier nur Luft für vier: damit sage ich Euch; meine lieben Freunde, daß ich mit diesen drei Herren allein zu bleiben wünsche.«

      Die Menge gehorchte. wie es ein Schwarm Schüler auf die Stimme des Lehrers thut; sie ging in Ordnung hinab, nachdem sie mit der Stimme, dem Kopfe und der Hand den jungen Mann gegrüßt. der zu befehlen schien, und dessen Gesicht nach der stürmischen Scene, welche vorgefallen, nicht mehr bewegt war, als das Angesicht des Firmaments nach dem Sturme.

      Die vier Kameraden den Jean Taureau, den Aufwühler einbegriffen,. dem seine Wunde den Rausch vertrieben hatte, defilierten mit gesenktem Kopfe vor Salvator, und Jeder, als er an ihm vorbeikam, verbeugte sich so ehrerbietig, wie es ein Militär var seinem Obern gethan hätte.

      Als sieh der Letzte entfernt hatte, erschien der Kellner auf der Thürschwelle.

      »Soll ich immer noch die Herren bedienen?« fragte er.

      »Mehr als je,«antwortete Jean Robert.

      Er wandte sich sodann an Salvator und fragte:

      »Werden Sie uns das Vergnügen machen mit uns zu Nacht