Александр Дюма

Die Mohicaner von Paris


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acht Uhr hörte er Geräusch über seinem Kopfe.

      Es waren die zwei Mädchen, welche aufstanden.

      Wenn wir sagen die zwei Mädchen, so nehmen wir die Mitte des Alters von Mina und von Céleste.

      Mina zählte sechzehn Jahre, Céleste sechsundzwanzig.

      Das war eine Mitte von einundzwanzig Jahren.

      Nachdem Mina erwacht, sollten die ihr für diesen feierlichen Tag vorbehaltenen Ueberraschungen beginnen.

      Während das Mädchen seine erste Toilette machte, ging Schwester Céleste hinaus und holte aus dem Zimmer des zukünftigen Ehepaars den ganzen weißen Putz mit Ausnahme des Kranzes von Orangentblüthen.

      Plötzlich, als sie sich umwandte sah Mina auf ihrem Bette ausgebreitet den Unterrock von weißem Taffet, das Mousselinkleid mit Spitzen und die seidenen Strümpfe.

      Am Fuße des Bettes standen weiße Atlaßschuhe.

      Mina schaute alle diese Gegenstände mit Erstaunen an.«

      »Für wen das?« fragte sie.

      »Ei, für Dich, Schwesterchen.«

      »Sammle ich zufällig heute Almosen?« sagte Mina lächelnd.

      »Nein, Du bist bei der Hochzeit.«

      Mina schaute Schwester Céleste ganz verwundert an.

      »Wer heirathet denn?« fragte sie.

      »Das ist ein Geheimnis!«

      »Ein Geheimnis?«

      »Ja.«

      »Ah! sage es mir!« verfehle das Kind. mit seinen hübschen Händen die Wangen der alten Jungfer streichelnd.

      »Du wirst das Justin fragen,« erwiderte diese.

      »Oh! Justin!« rief Mina, »wie lange habe ich ihn nicht gesehen! Wo ist er denn?«

      »Er wartet, bis Du angekleidet bist.«

      »Ah! dann will ich mich rasch ankleiden.«

      Und von Céleste unterstützt, kleidete sich Mina in einem Nu an.

      Was in der Regel am meisten Zeit bei der Toilette der Frauen braucht, ist der Kopfputz.

      Doch ihre Haare kräuselten sich von Natur.

      Ein Kammstrich genügte, um sie in dicken Locken um ihre Finger zu rollen.

      Fünf bis sechs Locken fielen so auf jeder Seite ihrer Wangen herab, rollten auf ihre Schultern, verloren sich in ihrer Brust und Alles war geschehen.

      »Nun bin ich angekleidet, Schwester Céleste,« sagte Mina. »Wo ist Justin?«

      »Komm!« erwiderte Céleste.

      Um aus der kleinen Wohnung wegzugehen, mußte man das Zimmer von Madame Corby durchschreiten.

      Die Blinde erkannte den Tritt von Mina.

      Madame Corby, während sie Mina küßte, griff mit der Hand nach ihrem Kopfe; es war, als suchte sie Etwas

      Dieses Etwas fehlte.

      »Sie hat Justin noch nicht gesehen?« fragte die Mutter.

      »Nein, Justin erwartet sie.«

      »So gehe,« sprach Madame Corby; »es gibt Augenblicke, wo einem das Warten so lange dünkt.«

      Schwester Céleste öffnete die Thüre; Mina wollte hinabgehen.

      »Nein,« sagte Schwester Céleste, »hier!«

      »Sie öffnete die Thüre gegenüber.«

      Es war die des von uns geschilderten hübschen Brautgemachs.

      Justin stand mitten im Zimmer und hielt in der Hand, was dem Putze von Mina fehlte, was Madame Corby auf der Stirne der Waise gesucht hatte: den Orangenblüthenkranz.

      Mina begriff Alles.

      Sie gab einen Freudenschrei von sich, erbleichte und streckte die Hände aus als wollte sie eine Stütze suchen.

      Die Stütze war da.

      Justin machte nur einen Sprung und empfing, sie in seinen Armen.

      Sodann, während er seine Lippen auf die von Mina drückte, setzte er ihr den Orangenblüthenkranz auf die Stirne.

      So, in einem kleinen erstickten Schrei, warb Justin um die Hand von Mina, und antwortete Mina, sie willige ein, Justin zu heirathen.

      Fünf Minuten nachher war Mina zu den Füßen von Madame Corby, welche, nachdem sie den Kopf des Kindes betastet und das, was sie zehn Minuten vorher vergebens gesucht, darauf gefunden hatte, ihre zitternde Hand emporhob und sprach:

      »Im Namen alles Glückes, das ich Dir verdanke, segne ich Dich, mein Kind!«

      In diesem Augenblick erschienen drei Personen an der Thüre.

      Das waren einmal Madame Desmarets und Susanne von Valgeneuse; sodann, hinter diesen Damen, erblickte man den Kopf des Professors, der sich auf den Fußspitzen erhob, um zu sehen, wie die Sache stand.

      Plötzlich fühlte sich der gute Professor um den Leib gefaßt, beinahe erstickt.

      Es war Justin, der ihn umarmte.

      »Nun?« fragte der brave Mann.

      »Sie liebt mich!« rief Justin

      »Als Schwester!« sagte Müller lachend.

      »Als Schwester, als Braut, als Frau, als Gattin!

      Sie liebt mich, theurer Herr Müller! oh! ich bin der Glücklichste der Menschen!«

      Justin hatte Recht. in diesem Augenblick berührte er jenen Culminationspunkt, welchen zu erreichen so wenig Menschen gestattet ist.

      Er berührte den Gipfel des Glücks.

      Es bahnte sich indessen ein kleiner Groom, bekleidet mit einem schwarzen Rock und einer weißen Hose, Umschlagstiefel an den Beinen und einen Hut mit Borte und schwarzer Cocarde auf dem Kopfe, einen Weg zwischen den Personen dieser Scene durch und kam bis zu Susanne von Valgeneuse, der er ein zusammengerolltes Papierchen und einen Bleistift überreichte.

      »Von Herrn Loredan,« sagte englisch der Groom; »er bittet um Antwort.«

      Susanne entrollte das Papierchen und sah nichts als ein ungeheures Fragezeichen.

      Sie begriff und schrieb unter dieses Fragezeichen folgende paar Zeilen:

      »Mina heirathet! Sie nimmt ihren großen Einfaltspinsel von einem Schulmeister zum Manne.

      »Bezahle Deiner Liebe den Lohn und gib ihr den Abschied . . . mit dem Vorbehalte, sie später wieder in Deinen Dienst zu nehmen.

»S. von V.«

      »Hier Dick. Bring dies Deinem Herrn,« sagte sie;«es ist die Antwort.«

      Justin hatte Alles gesehen, doch ohne Etwas zu errathen.

      Es durchzog indessen eine Art von Ahnung einen unbekannten Unglücks wie ein Schauer seine Adern.

      Er ging ans Fenster um zu schauen, wem dieses Billet übergeben würde.

      Ein schöner, eleganter junger Mann wartete vor der Thüre in einer Caleche.

      Das war ohne Zweifel Herr Loredan von Valgeneuse.

      Als er den Tritt des Groom hörte, wandte er sich um; Justin konnte sein Gefecht sehen.

      Es war derselbe junge Mann, der am Fronleichnamsfeste Mina auf eine so seltsame Weise angeschaut hatte, daß der Schulmeister die erste Schlange der Eifersucht in sein Herz beißen gefühlt.

      Der kleine Groom übergab das Billet dem jungen Manne; er las es und winkte ihm, wieder seinen Platz neben dem Kutscher einzunehmen.

      Der Knabe saß noch nicht auf dem Bock, als der Wagen im Galopp abging.

       XXVIII

      Der Pfarrer der Bouille

      Während diese Dinge im kleinen Hause der Rue du Faubourg Saint-Jacques vorgingen,