machen.«
»Was würde es Ihnen machen?«
»Wir müßten das Etablissement schließen und hätten dadurch den Kummer, Sie nicht mehr empfangen zu können.«
»Ei! wenn man nicht spielt, was sollen wir denn hier thun?«
»Man zwingt Sie nicht, zu bleiben«
»Höre, Du kommst mir vor wie ein unhöfliches Bürschchen, weißt Du? und man wird den Herrn davon unterrichten.«
»Oh! Unterrichten Sie den Papst, wenn Sie wollen!«
»Und Du glaubst wir werden hiermit zufrieden sein?«
»Sie müssen wohl«
»Und wenn wir nicht zufrieden sind?«
»Nun,« erwiderte der Kellner mit dem spöttischen Gelächter, das gewöhnlich die Scherze der Leute aus dem Volke begleitet, »wenn Sie nicht zufrieden sind, wissen Sie, was Sie thun werden?«
»Nein.«
»Sie werden Karten nehmen.«
»Tausend Donner! ich glaube, Du machst Dich lustig über mich?« schrie der Trinker, indem er aufstand und auf den Tisch einen Faustschlag that, der die Flaschen, die Gläser und die Teller sechs Zoll hoch aufspringen machte.«Karten! das ist es gerade, was wir verlangen.«
Doch der Kellner war schon auf der halben Treppe; der Trinker sah sich genötigt, wieder niederzusitzen, und wartete aller Wahrscheinlichkeit nach, nur auf eine Gelegenheit, seine schlimme Laune ausbrechen zu lassen.
»Ah!« murmelte er, es scheint, der Bursche hat vergessen, daß ich Jean Taureau heiße und einen Ochsen mit einem Faustschlage töte. Ich werde ihn daran erinnern müssen.
Und er nahm vom Tische eine halbvolle Flasche, setzte den Hals an seinen Mund und leerte sie auf einen Zug.
»Jean Taureau hat Verdruß,« flüsterte einer von den fünf Tischgenossen seinem Nachbar ins Ohr, »und ich kenne ihn, das muß auf irgend Einen zurückfallen!«
»Dann mögen sich die Muscadins4 in Acht nehmen,« erwiderte derjenige, welchem diese vertrauliche Mittheilung gemacht werden war.
IV
Jean Taureau
Wir haben gesagt, derjenige den den fünf Trinkern, welcher Karten verlangt und sich selbst mit dem Namen Taureau5 getauft, – welcher Name übrigens äußerst passend für seinen Körperbau zu sein schien, habe nur auf eine günstige Gelegenheit. um seinen Zorn anbrechen zu lassen, gewartet.
Die Gelegenheit bot sich bald.
Wir hoffen, der Leser folgt uns aufmerksam genug, um die Bemerkung, welche Ludovic in Betreff der Atmosphäre der Stube gemacht, nicht vergessen zu haben.
Der Speisendampf, der Weingeruch, der Tabaksrauch, die Ausdünstungen der Gäste hatten in der That die Luft in dieser Art den Speicher völlig unathembar für die Brust an eine reinere Luft gewöhnter Menschen gemacht. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte man das Fenster seit dem letzten Sonnenstrahle des letzten Herbstes nicht geöffnet; eine Folge hiervon war, daß derselbe Erhaltungsinstinct die drei Freunde zu dem einzigen Fenster trieb, das diesem unsaubern Winkel Licht und in den äußersten Fällen. wie der, in welchem man sich nun befand, Luft gab.
Petrus kam zuerst dahin; er hob den unteren Theil auf und hing den Ring an den Nagel, der zum Festhalten dieses unteren Theiles bestimmt war.
Jean Taureau hatte die Gelegenheit, die er suchte, gefunden.
Er stand den seinem Schenkel auf stemmte seine beiden Fäuste auf den Tisch und sagte indem er sich collectiv an die drei jungen Leute, besonders aber an Petrus wandte:
»Diese Herren öffnen das Fenster, wie es scheint?«
»Wie Sie sehen, mein Freund,« erwiderte Petrus.
»Ich bin nicht Ihr Freund,« entgegnete Jean Taureau; »schließen Sie das Fenster.
»Herr Jean Taureau,« versetzte Petrus mit einer ironischen Höflichkeit »hier ist mein Freund Ludovic ein, ausgezeichneter Physiker, der Ihnen in zwei Secunden erklären wird, aus welchen Elementen die Luft bestehen muß, um athembar zu sein.«
»Was singt denn der da mit seinen Elementen?«
»Herr Jean Taureau . . . « antwortete Ludovic in einem Tone der Höflichkeit der in keiner Hinsicht dem von Petrus nachgab. Nicht einmal in der Nuance des Spottes, die dieser angenommen, »er sagt, die Atmosphäre, um nicht schädlich für die Lunge eines ehrlichen Mannes zu sein, müsse bestehen aus fünfundsechzig bis sechsundsechzig Theilen Stickstoff, aus zweiundzwanzig bis dreiundzwanzig Theilen Sauerstoff und zwei Theilen Wasser, – etwas mehr, etwas weniger . . . ‹
»Sage doch,« unterbrach einer den den vier Männern in Blouse, »ich glaube, er spricht Lateinisch mit Dir?«
»Gut! dann will ich Französisch mit ihm reden.«
»Und wenn er es nicht versteht?«
»Dann wird er durchgebläut!« rief Jean Taureau.
Und er zeigte ein Paar Fäuste, welche an Größe dem Kopfe eines Kindes gleich kamen
Hernach sprach er mit einer Stimme, die, hätte er es mit Leuten von seiner Klasse zu thun gehabt, würde keine Opposition zugelassen haben:
»Vorwärts . . . schließen wir das Fenster, und zwar auf der Stelle!«
»Das ist vielleicht Ihre Meinung, Meister Jean Taureau,« erwiderte ruhig Petrus, indem er die Arme vor dem offenen Fenster kreuzte, »doch es ist nicht die meine.«
»Wie, es ist nicht die Deine? Du hast also eine Meinung, Du?«
»Warum solle ein Mensch nicht seine Meinung haben, wenn ein Thier eine zu haben sich anmaßt.«
»Sage doch Croc-en-Jambe,« sprach Jean Taureau. die Stirne faltend, indem er sich an einen seiner Tischgenossen wandte, der leicht als ein Lumpensammler zu erkennen gewesen wäre, wäre er auch nicht durch den bezeichnenden Namen, den ihm sein Kamerad gab, verrathen worden, »ich glaube, dieser Unglücksmuscadin nennt mich Thier?«
»Das scheint mir auch.« entwertete Croc-en-Jambe.
»Nun. was ist da zu thun?«
»Man muß ihn zuerst das Fenster schließen lassen, da dies Deine Idee ist, und ihn sodann niederschlagen.«
»Gut! das heiße ich sprechen!«
Hierauf rief er, als ob er eine dritte Aufforderung an Empörer richtete:
»Vorwärts, Donner! schließt das Fenster!«
»Oh!« erwiderte ruhig Petrus, »es gibt weder Donner, noch Blitze; das Fenster wird offen bleiben.«
Jean Taureau füllte so ungestüm seine Brust mit der Luft, welche den jungen Leuten völlig unathembar zu sein schien. daß diese Aspiration dem Brüllen des Thieres glich, dessen Namen er angenommen.«
Robert roch den Streit und wollte ihn verhindern, obgleich er einsah, daß es scheu beinahe unmöglich war. Konnte übrigens Einer zu diesem Resultate gelangen, so war er es sicherlich, das heißt, der Einzige, der kalten Blutes.
Er ging mit ruhiger Miene auf Jean Taureau zu und sagte, um zu beschwichtigen:
»Mein Herr, wir kommen von Außen, und als wir in diese Stube eintreten, erstickten wir beinahe.«
»Ich glaube wohl,« bemerkte Ludovic »man athmet hier nur Kohlensäure ein.«
»Erlauben Sie also, das Fenster nur einen Augenblick zu öffnen um eine andere Luft einzulassen; wir werden es sodann wieder schließen.«
»Sie haben das Fenster ohne meine Erlaubniß geöffnet,« sagte Jean Taureau.
»Was weiter?« versetzte Petrus.
»Sie mußten darum bitten, und man hätte Ihnen vielleicht die Erlaubniß gegeben.«
»Gutes genug!« erwiderte