Александр Дюма

Die Prinzen von Orleans


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denn wir müssen uns feiner entledigen

      Und so geschah es. Leroi ging, ehe er sich nach dem Parlamente verfügte, in ein Kaffeehaus. Dort umringten ihn einige Repräsentanten der orleanistischen Partei, die ihn den ganzen Morgen nicht aus den Augen verloren hatten;. . . sie bedauerten ihn, versicherten ihn, er werde auf dem Grève-Platze hingerichtet werden, wenn er das Decret seiner Verhaftung, welches nicht ausbleiben könne, abwarte,. . . er verließ dies Kaffeehaus. . . er erschien nicht vor dem Parlamente. Man hat ihn nicht wieder gesehen. . .

      Kurze Zeit nach dieser Begebenheit ließ Louis Philipp v. Orleans falsche Papiere machen und dieselben durch einen gewissen Leguerre an der Disconto-Casse präsentieren, es waren für fünfzigtausend Thaler. Diese Bons waren Necker unterzeichnet und wurden bezahlt. Als sie Necker vorgelegt wurden, erkannte derselbe die Unterschrift nicht als die seinige an; doch eine Gleichgültigkeit, welche beleidigenden Argwohn gegen ihn erweckte, ließ ihn die Sache unbeachtet lassen und keine Untersuchung gegen die Fälscher veranlassen.

      Endlich wurden die General-Staaten eröffnet: Louis Philipp erschien daselbst mit den Deputirten des dritten Standes und weigerte sich, seinen Platz an der Spitze der Prinzen von Geblüt einzunehmen. Als Ludwig XVI. ihm darüber bittere Vorwürfe machte, antwortete der Herzog:

      »Sire, meine Geburt giebt mir immer das Recht, mich an die Seite Ew. Majestät zu setzen; aber in diesem Augenblick glaube ich mich zu Denen halten zu müssen, die mich zum Deputirten erwählt haben.«

      Der Plan dieses Werks gestattet mir nicht, die Sitzungen der General-Staaten zu beschreiben und mich bei Thatsachen aufzuhalten, die sich nicht auf die Orleans beziehen. Das Betragen desjenigen von ihrer Familie, von dem hier die Rede ist, erregte eine dumpfe Sympathie. Ein Prinz von Geblüt entsagte den Vorrechten seiner Geburt, um sich zwischen die Abgeordneten der Bürgerschaft zu setzen! Das war etwas Unerhörtes. Seine Popularität gewann dadurch: er hatte das Talent, den Enthusiasmus des großen Haufens zu erregen; er legte dem Glauben des Publikums Schlingen, in denen es sich einen Augenblick fangen ließ. In einer der Adelskammern hielt Orleans eine Rede, als einer der Anwesenden, von der Hitze belästigt, laut ausrief:

      »Oeffnet das Fenster!«

      Orleans, glaubend, daß man ihn hinauswerfen wolle, erschrak, erbleichte und sank ohnmächtig um. Man brachte ihn in einen Nebensaal, ließ ihn Salze und Wohlgerüche einathmen, und knöpfte seine Kleider auf, um das Athemholen zu erleichtern; aber wie groß war das allgemeine Erstaunen, als man sah, daß er einen Brustharnisch trug.5 Dessen ungeachtet hatte er eine bedeutende Majorität; er hatte eine unbeugsame Beharrlichkeit und es gelang ihm, in einer Versammlung folgende Beschlüsse zu veranlassen:

      »1) Montag, den 13. Juli 1789, allgemeiner Aufstand in der Hauptstadt und den Provinzen, und dann wird man die so Gelegenheit benutzen, um den Herzog von Orleans als General-Lieutenant, oder Regenten des Königreichs zu proclamiren.

      »2) Wird vorläufig Alles aufgeboten werden, um die Noth allgemein zu machen, damit die Bürgerschaft gezwungen wird, zu den Waffen zu greifen.

      »3) Ermordung des Flesselles, Stadtschultheißen von Paris; Berthier’s, Intendanten von Paris; Foulon’s, seines Schwiegervaters; Durocher’s, Oberbefehlshabers der Marechaussée; Pinet’s, Wechselagenten des Baron von Besenvas, des Baron von Breteuil, des Grafen Artois, des Prinzen Condé, des Prinzen Conti, des Marschall von Broglie, des Prinzen von Lambes, des Abbé Maury, des Herrn von Aligre, ehemaligen ersten Präsidenten des Parlamentes von Paris; und der Herren von Eprémesnil und von Lefebre d’Ammécourt, Parlamentsräthe.

      »4) Tod Jedem, der dem Aufkauf des Getreides Hindernisse in den Weg legt, namentlich dem Müller Sauvage zu St.-Germain en Laye; dem Pächter Thomasin in der Nähe desselben Ortes, dem Cuveau, Mairie-Adjunkt zu Mans; dem Chatal, Maire zu St. Denis; dem Manssion, Intendanten von Rouen; dem Belboeuf, General-Procurator des Parlaments von Rouen.

      »5) Plünderung und Anzündung aller Schlösser von Aristokraten, wo man hin gelangen kann.

      »6) Niedermetzlung aller Royalisten, die Frankreich nicht verlassen werden.« –

      Man wird sich vielleicht wundern, auf dieser Proscriptionsliste auch den Namen Pinet’s, eines der Mitschuldigen Orleans, zu finden. Das kam daher, daß Pinet sehr reich geworden war: Philipp-Egalité wollte ihn beerben. Uebrigens erklärte Pinet öffentlich, der Herzog sei ein ehrloser Ränkemacher und Mörder. Unter den über Philipp Egalité gefällten Urtheilen ist besonders anzuführen, was Mirabeau von ihm sagt:

      »– Er ist feige und niederträchtig wie ein Laquai er ist nicht werth, daß man sich um ihn bekümmert! Er ist ein Elender, der zu nichts taugt, als Prinz zu sein!«

      Talleyrand, selbst so verächtlich, schonte doch Orleans auch nicht, und sagte von ihm:

      »– Er ist ein niedriger, gemeiner Intriguant; er bedarf nur Geld, um zufrieden zu sein. Für Geld würde er seine Seele verkaufen, und thäte recht daran, denn er vertauschte einen Misthaufen gegen Gold.«

      Es ist merkwürdig zu sehen, wie Ein Nichtswürdiger den Andern beurtheilt. Der Herzog von Orleans ließ eine Vertheidigungsschrift drucken und vertheilen, die wörtlich so anfing:

      »Hätte man jemals erwarten können, daß ein Fürst, dessen Jugend (gewiß ein großes Unrecht) fast ganz in den Frivolitäten und Freuden, die das Leben und die Empfindungen der Personen seines Ranges zu erfüllen pflegen, verging, einst den muthvollsten und edelsten Eifer für die Wiederherstellung des allgemeinen Wohlstandes und des Glückes der Nation an den Tag legen werde? Man würde diese Wahrnehmung noch bezweifeln, wenn nicht vielfache Beweise uns in dem Herrn Herzog von Orleans einen würdigen Sprößling Heinrich IV, den Feind der Verbündeten und der Aristokratie, die Stütze der Sache des Volks und des allgemeinen Rechts, welches älter als Reiche und Könige ist, erkennen ließen.«

      Im Schooße der allgemeinen Gährung war die Haltung des Hofes schlaff und kraftlos. Der König, ein Theil des Adels und fast der ganze Clerus wendeten das Jahr 1789 an, um gegen die Gewalt der großherzigen Ansichten, von denen die Orleans Vortheil ziehen wollten, einen übermüthigen Kampf zu unternehmen. Was die Deputierten der Gemeinden anbetraf, so gaben sie diesen Grundsätzen der Regeneration ihren vollen Beifall und erhöhten somit den Aufschwung derselben. Auf einer Seite war der König, allem Entsetzen eines in seiner Schwäche noch hartnäckigen Geistes Preis gegeben; auf der andern Seite bemühte sich die Nationalversammlung, die Schwierigkeiten zu überwinden, die es machte, dem Lande eine Constitution zu geben.

      Unterdessen setzten die Clubbs kühn ihre öffentlichen Sitzungen fort. Der Garten des Palais-Royal war einer der Mittelpunkte der Vereine. Diese Versammlungen waren von dem Herzoge von Orleans gestiftet, der eine Menge Schwelger, Müßiggänger und Ausländer in seinem Solde hatte.

      Unter den glühendsten Aufwieglern machte sich Camille Desmoulins, ein überspannter Republikaner, ein Mensch eben so sentimal als blutdürstig, bemerkbar. Bei der Nachricht von der Ankunft der Truppen des Hofes begab er sich nach dem Palais-Royal und stellte sich an die Spitze der Bewegung. Das Blut des Volkes floß unter den Streichen des Prinzen von Lambes, dessen Namen die Geschichte mit seiner Schande zugleich aufzeichnete. Die Läden der Waffenschmiede wurden geplündert, die Bürger- Miliz wurde organisiert. So entstanden die Nationalgarden.

      Glücklicherweise fand die Beredtsamkeit der Vertheidiger der Tyrannei dieses Mal keinen Eingang bei dem Volke, es warf sich auf die Bastille, – dieses Denkmal der rächenden Feudalherrschaft – und bemächtigte sich ihrer.

      Das Schicksal der Opfer dieses großen Kampfes wie aller derer, die demselben eine Reihe von Jahren hindurch folgten, ist zu bedauern. Die Verbrechen der Vorfahren, wie ihre Irrthümer, werden oft noch an den späten Enkeln heimgesucht, und nur erst in einer andern Welt, wo wir die Weisheit der Weltregierung in ihrem vollen Lichte erkennen, wird uns das Dunkel solcher trüben Verhängnisse klar werden.

      Wenn man revolutionaire Ereignisse und Thaten richtig beurtheilen will, so muß man dabei die Umstände , unter denen sie stattfinden, berücksichtigen, die Beschwerden des Volkes gegen die bevorzugten Classen reiflich erwägen, mit Einem Worte, feststellen, auf welcher Seite die größte Schuld begangener Verbrechen war. Das Königthum, der Clerus und der