Александр Дюма

El Salteador


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dem religiösen Zwecke machte er als auf das materielle Resultat, auf unerschöpfliche Goldlager und unschätzbare Diamantengruben aufmerksam. Was also konnte den habsüchtigen Ferdinand und die fromme Isabella abhalten ein Unternehmen zu wagen, das in weltlicher und kirchlicher Hinsicht aller Berechnung nach eine glückliche Speculation seyn müßte, sobald das Daseyn jener unbekannten Welt gegeben war?

      Wir wollen es sagen, was sie abhielt.

      Christoph Columbus, der gleich im voraus die Belohnung nach der Größe des Dienstes bemaß, verlangte den Rang eines Admirals der spanischen Flotte, den Titel eines Vicekönigs aller Länder, die er entdecken würde, den zehnten Theil des Gewinnes von dem Unternehmen und die Vererbung der ihm ertheilten Würden auf seine männlichen Nachkommen.

      Diese Forderungen erschienen um so übertriebener, als Christoph Columbus, obwohl er von einer der angesehensten Familien Piacenzas abstammen wollte, obwohl er der Königin Isabella schrieb, er würde nicht der erste Admiral in seiner Familie seyn, wenn er zum Admiral ernannt würde, keinen Nachweis über seinen Adel hatte beibringen können und am Hofe sich das Gerücht verbreitete, er sey nichts als der Sohn eines Webers in Logoreo oder Nervi.

      Seine Forderungen hatten demnach den Unwillen des Erzbischofs von Granada, Ferdinand von Talavera, errregt, der von den katholischen Majestäten beauftragt worden war, den Antrag des genuesischen Schiffers zu prüfen, wie man am Hofe Christoph Columbus allgemein nannte.

      Namentlich dieser zehnte Theil des Gewinnes, welcher genau der Abgabe gleichkam, welche die Kirche unter dem Namen des Zehent erhob, verletzte das Gewissen des Don Ferdinand von Talavera.

      Der arme Christoph Columbus hatte Unglück, denn seine drei anderen Forderungen: zum Range eines Admirals erhoben zu werden, den Titel eines Vicekönigs zu erhalten und diesen Titel wie in einer königlichen oder fürstlichen Familie zu vererben, verletzten den Stolz Ferdinands und Isabella’s, da die Herrscher damals noch nicht daran gewöhnt waren, einen Privatmann als ihres Gleichen zu behandeln, und Columbus, so arm und unbekannt er war, so stolz sprach, als trage er auf seinem Haupte bereits die doppelte goldene Krone Guacanagaris und Montezumas!

      Die Folge davon war gewesen, daß nach einer lebhaften Erörterung in dem geheimen Rathe, in welchem Columbus nur zwei Vertheidiger hatte, Don Luys de San-Angel, den Einnehmer der Kirchenabgaben von Aragonien und Don Alonso de Qiuntatille, den Finanzdirector Castiliens, der Antrag definitiv verworfen wurde, zur großen Befriedigung Ferdinands, des Mannes des Zweifels, und zur großen Betrübniß der Königin Isabella, der Frau der Poesie und des Glaubens.

      Die Feinde des Christoph Columbus, und er hatte; deren viele am Hofe, hielten die Entscheidung für unwiderruflich und glaubten für immer von dem lächerlichen Träumer befreit zu seyn, neben dessen versprochenen Diensten alle bereits geleisteten klein und unbedeutend erscheinen mußten.

      Aber sie hatten ohne Don Inigo de Velasco und ohne dessen Tante, die Marquise Beatrice von Moya gerechnet.

      Am Tage nach dem, an welchem die Ablehnung der katholischen Majestät dem Columbus durch den Erzbischof Don Ferdinand von Talavera mitgetheilt worden war, trat Dona Beatrice in das Betgemach der Königin und bat die selbe mit merklich bewegter Stimme um eine Audienz für ihren Neffen.

      Isabella staunte über das verlegene Aussehen ihrer Freundin und sah sie einen Augenblick an, dann fragte sie mit jenem sanften Tone, der ihr den Vertrauten gegenüber gewöhnlich war:

      »Was sagst Du, meine Tochter?«

      »Meine Tochter« war eine freundschaftliche Benennung, welche sie meist ihren besonderen Freundinnen gab, ohne sie jedoch sehr zu verschwenden.

      »Ich sage Ew. Hoheit, mein Neffe, Don Inigo Velasco, habe die Ehre Euch um eine Abschiedsaudienz zu bittend.«

      »Don Inigo Velasco?« wiederholte Isabella, die sich offenbar auf die Person zu besinnen suchte. »Ist er nicht der junge Capitän, der sich in unserem letzten Kriege bei der Erstürmung von Ilosa und Moclin, bei der Belagerung von Velez, bei der Einnahme von Gibalfaro und sonst noch auszeichnete?«

      »Er ist‘s,« entgegnete Dona Beatrice erfreut und stolz darauf, daß der Name ihres Neffen solche Erinnerungen, in dem Herzen der Königin weckte. »Ja, ja, Hoheit, er ist‘s.«

      »Und er reiset fort?« fragte Isabella.

      »Ja, Hoheit.«

      »Eine lange Reise?«

      »Ich fürchte es.«

      »Verläßt er Spanien?«

      »Ich glaube es. Er sagt, er habe im Dienste Ew. Hoheit nichts mehr zu thun.

      »Wohin geht er?«

      »Die Königin wird ihm gnädig erlauben, selbst darauf zu antworten.«

      »Sage ihm, er möge eintreten.«

      Während die Marquise, die ihren Neffen selbst einführen wollte, nach der Thür ging, setzte sich die Königin Isabella und nähte, mehr um die Hände zu beschäftigen, als um wirklich zu arbeiten, ein Fähnchen, das sie zu Ehren der Jungfrau stickte, deren Einflusse sie die glückliche Uebergabe Granada’s zuschrieb, welche bekanntlich auf Capitulation und ohne Blutvergießen erfolgt war.

      Einen Augenblick darauf öffnete sich die Thür wieder, der junge Mann trat ein an der Hand der Dona Beatrice und einige Schritte von der Königin blieb er mit dem Hute in der Hand ehrerbietig stehen.

      Viertes Capitel.

      Isabella und Ferdinand

      Don Inigo Velasco war zur Zeit der Einnahme von Granada ein schöner junger Mann von dreißig bis zweiunddreißig Jahren, mit großen schwarzen Augen und langem schwarzen Haar. Sein Gesicht trug einen tiefen Eindruck von jener Schwermuth, welche das Daseyn einer unglücklichen Liebe verräth und folglich jederzeit eine mächtige Empfehlung bei einer Frau ist, wäre diese Frau auch Königin.

      Eine damals kaum geheilte Wunde, deren Narbe sich aber in den ersten Runzeln des Alters verloren hatte, zog über seine Stirn eine röthliche Furche und war ein Zeugniß davon, daß er die Mauren ganz in der Nähe angegriffen, deren krummer Säbel diese blutige Spur auf seiner Stirn zurückgelassen hatte.

      Die Königin hatte zwar schon oftmals von ihm sprechen hören, als von einem schönen Manne wie als von einem schönen Krieger, erblickte aber Don Inigo das erste Mal und sah ihn mit der doppelten Theilnahme an, die zuerst dem Neffen ihrer besten Freundin, dann aber auch dem Ritter galt, welcher so tapfer für die Sache seines Gottes und seiner Fürsten gekämpft.

      »Ihr seyd Don Inigo de Velasco?« fragte Isabella nach kurzer aufmerksamer Betrachtung, während welcher die tiefste Stille in dem Betgemach herrschte, wo sich indeß wohl zwölf Personen näher oder weiter von ihm entfernt, sitzend oder stehend befanden, je nach der Vertraulichkeit, mit welcher sie beehrt wurden, oder nach dem Range, den sie einnahmen.

      »Ja, Hohet,« antwortete Don Inigo.

      »Ich hielt Euch für einen rico hombre«.

      »Der bin ich auch, Hoheit.«

      »Warum bleibt Ihr dann nicht bedeckt vor uns?«

      »Weil meine Ehrerbietung vor der Dame mir die Ausübung des Rechtes untersagt, an welches die Königin gnädig mich erinnert.«

      Isabella lächelte und nannte ihn nun Du, wie es damals die Könige und Königinnen von Castilien thaten und noch jetzt thun, denen gegenüber, welche in unserer Zeit Granden von Spanien heißen und damals ricos hombres hießen.

      »Du willst also reisen, Don Inigo?« fragte sie.

      »Ja, Hoheit,« antwortete der junge Mann.

      »Warum?«

      Belasco schwieg.

      »Es scheint mir doch,« fuhr Isabella fort, »als eigneten sich viele Stellen an meinem Hofe für einen jungen Mann deines Alters und einen Sieger von deinem Verdienste.«

      »Ihr täuscht Euch über mein Alter, Hoheit,« antwortete Don Inigo, der traurig das Haupt schüttelte; »ich bin alt.«

      »Du?« sagte die Königin erstaunt.

      »Ja,