Александр Дюма

La San Felice Band 13


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      »Ich spreche nicht von dem, was Neapel betrifft, denn Neapel ist noch nicht unser. Alle, welche dort herkommen erzählen uns entsetzliche Geschichten davon.

      »Es betrübt mich dies tief, aber was können wir thun? Ich lebe fortwährend in Unruhe und Besorgniß und erwarte jeden Augenblick die Nachricht, daß Neapel genommen und die Ruhe daselbst wieder hergestellt ist. Dann werde ich Ihnen meine Ideen mittheilen und dieselben Ihren Kenntnissen und Ihrer Einsicht unterbreiten – einer Einsicht, welche ich mit jedem Tage mehr bewundere und wodurch Ew. Eminenz in den Stand gesetzt worden sind Ihre glorreiche Mission zu übernehmen und ein verlorenes Königreich ohne Geld und ohne Armee wiederzuerobern.

      »Es bleibt Ihnen, Eminenz nun ein noch größerer Ruhm vorbehalten, nämlich der, dieses Königreich auf den Grundlagen einer wahren und soliden Ruhe neu zu organisieren.

      »Mit jenen Gefühlen der Billigkeit und Dankbarkeit, welche ich meinem treuen Volke verdanke, gebe ich Ihnen Eminenz, anheim, zu bedenken, was während der letztvergangenen sechs Monate geschehen ist, und mit Ihrem Scharfsinn zu entscheiden, was Sie ferner zu thun haben.«

      »Die beiden Hamilton begleiten Lord Nelson auf seiner Reise.

      »Gestern sah ich Ihre Schwester, Eminenz, und Ihren Bruder Pepe Antonio, der sich vollkommen wohl befindet. Seien Sie überzeugt, Eminenz, daß meine Dankbarkeit sich auf alle Personen erstreckt, die Ihnen angehören, und daß ich überdies bleibe Ihre aufrichtige ewige Freundin

»20. Juni 1799.»Caroline.«

      Diese beiden Briefe, auf welche die Ankunft der Flotte folgte, brachten den Cardinal auf den Gedanken, sich in Bezug auf die Tracte der Aufgabe Nelsons zu widersetzen, während dagegen die Patrioten, als sie das neue, den Sieger von Abukir tragende Schiff die großbritannische Flagge aufhissen sahen, sich, weil sie zu dem englischen Admiral mehr Zutrauen hatten als zu Ruffo, freuten, anstatt nun mit einem Haufen Banditen mit einer großen Nation zu thun zu haben.

      In dem Augenblick, wo Nelson die rothe Flagge aufgezogen und dieselbe durch einen Kanonenschuss bekräftigt hatte, sah man mitten in denn Rauche, der die Flanke des Schiffes einhüllte, die Jolle des Commandanten abstoßen.

      Diese Jolle in welcher sich zwei Officiere, ein Bootsmann und zehn Ruderer befanden, steuerten in gerader Linie nach der Magdalenenbrücke und der Cardinal zweifelte nun keinen Augenblick mehr daran, daß er es sei, den die in der Jolle kommenden Officiere suchten.

      In der That landeten sie in der Marinella.

      Als der Cardinal sah, daß sie sich bei auf dem Quai herumschlendernden Lazzaroni erkundigten, und in der Voraussetzung, daß diese Erkundigungen den Zweck hatten, seine Wohnung zu erfahren, schickte er ihnen seinen Secretär Sacchinelli mit dem Auftrage entgegen, sie zu ihm zu führen.

      Einen-Augenblick später meldete man, dem Cardinal die Capitäne Ball und Truebridge.

      Die beiden Officiere traten in das Cabinet des Cardinals mit jener den Engländern eigenthümlichen Steifheit, einer Steifheit, die durch den hohen Rang, welchen Ruffo in der katholischen Prälatur einnahm, nicht vermindert ward, denn Ball und Truebridge waren Protestanten.

      Es schlug vier Uhr. Truebridge , welcher der Ältere von beiden war, näherte sich dem Cardinal, welcher seinerseits den Beiden Officieren einen Schritt entgegengegangen war, und überreichte ihm ein großes Couvert mit dem rothten Wappensiegel Englands.

      Da das Nachfolgende eine schwere Anklage gegen das Andenken Nelson’s enthält, so halten wir es für nicht unnöthig, nochmals zu sagen, daß alle hier angeführten Briefe bis auf die kleinsten Billets historisch sind, und daß wir, wenn es sein müßte, diese Briefe autographirt mittheilen könnten, denn die Originale stehen zu unserer Verfügung.

      Der Cardinal richtete sein Benehmen nach dem der beiden Boten, machte eine leichte Verbeugung erbrach das rothe Siegel und las Folgendes:

      »Am Bord des »Donnerers« [Dies war der Name von Nelson’s neuem, Schiff, welches am nächstfolgenden 29. Juni sich so eine so traurige Berühmtheit erwarb.] drei Uhr Nachmittags im Golf von Neapel.

      »Eminenz!

      »Mylord Nelson ersucht mich, sie zu benachrichtigen; daß er von dem Capitän Foote, Commandant der Fregatte »Seahorse« eine Abschrift von der Capitulation empfangen, welche Sie angemessen gefunden mit den Commandanten des Castello San Elmo, des Castello Nuovo und des Castello d’Uovo abzuschließen. Er mißbilligt diese Capitulationen vollständig und ist entschlossen, mit der imposanten Streitmacht, welche er die Ehre hat zu commandiren, nicht neutral zu bleiben. Demzufolge hat er die Capitäne Truebridge und Ball, welche die Schiffe »Culloden« und »Alexander« commandieren, an Sie abgesendet. Diese beiden Capitäne sind von Mylords Nelson’s Meinungen vollkommen unterrichtet und werden die Ehre haben, dieselben Ihnen, Eminenz, ausführlich darzulegen. Mylord hofft, daß Sie, Eminenz, derselben Ansicht sein werden wie er und daß er morgen mit Tagesanbruch mit Ihnen gemeinschaftlich operieren können wird. Das Ziel kann nur ein und dasselbe sein, nämlich den gemeinsamen Feind zu besiegen und die rebellischen Unterthanen der Gnade Seiner sicilischen Majestät anheimzugeben.

      »Ich habe die Ehre zu sein

      »Ew. Eminenz gehorsamer Diener

»W. Hamilton,»außerordentlicher Gesandter Seiner britischenMajestät bei Seiner sicilischen Majestät.«

      Welchen Widerstand Ruffo auch erwartet haben mochte, so hatte er doch niemals geglaubt, daß dieser Widerstand in so positiver und imposanter Weise zu Tage treten würde.

      Er las den in französischer, das heißt in der diplomatischen Sprache geschriebenen Brief zum zweiten Male. Der Brief war von Sir William nicht blos mit seinem Namen, sondern auch mit einem vollen Titel unterzeichnet, und es war daher klar, daß Sir William nicht blos in Mylord Nelson’s, sondern auch in Englands Namen sprach.

      In dem Augenblick, wo, wie wir gesagt haben, der Cardinal den Brief zum zweiten Mal gelesen, fragte der Capitän Truebridge sich leicht verneigend:

      »Haben Sie gelesen, Eminenz?«

      »Ja, mein Herr, ich habe gelesen,« antwortete der Cardinal, »ich gestehe Ihnen aber, daß ich nicht verstanden habe.«

      »Sie werden aber aus Sir Williams Briefe ersehen haben, Eminenz, daß wir, Capitän Ball und ich, da wir von Mylords Absichten vollständig unterrichtet sind, alle Fragen beantworten können, welche es Ihnen belieben wird an uns zurichten.«

      »Ich werde blos eine thun, mein Herr.«

      Truebridge verneigte sich leicht.

      »Bin ich, fuhr der Cardinal fort, meiner Vollmacht als Generalvicar entsetzt, und ist jetzt Mylord Nelson damit bekleidet?«

      »Ob Sie, Eminenz, Ihrer Vollmacht als Generalvicar entsetzt sind und ob Lord Nelson damit bekleidet ist, wissen wir nicht, wohl aber wissen wir, daß Mylord Nelson die Befehle der sicilischen Majestäten empfangen, daß er die Ehre gehabt hat, Ihnen, Eminenz, seine Absichten kundzugeben und daß er für den Nothfall zwölf Linienschiffe zu seiner Verfügung hat, um seinen Absichten Nachdruck zu geben.«

      »Und haben Sie mir in Mylord Nelsons Auftrage weiter nichts mitzutheilen, mein Herr?«

      »O doch. Wir haben Sie, Eminenz, um eine positive Antwort auf die Frage zu bitten: Würde im Falle einer Wiederaufnahme der Feindseligkeiten gegen die Rebellen Mylord Nelson auf Ew. Eminenz Mitwirkung rechnen können.«

      »Erstens, meine Herren, gibt es keine Rebellen mehr, denn die Rebellen haben ihre Unterwerfung erklärt. Von dem Augenblick an aber, wo es keine Rebellen mehr gibt, ist es überflüssig, gegen dieselben zu Felde zu ziehen.«

      »Diese Subtilität hat Mylord Nelson vorausgesehen, und ich werde daher in seinem Auftrage die Frage so stellen: Werden Sie Eminenz für den Fall, daß Mylord Nelson gegen die, mit welchen Sie unterhandelt haben, marschieren würde, gemeinschaftliche Sache mit ihm machen?«

      »Die Antwort wird ebenso klar sein, als die Frage, mein Herr. Nicht blos werden ich und meine Leute nicht gegen die marschieren, mit welchen ich unterhandelt habe, sondern ich werde mich auch mit meiner ganzen Macht einer Verletzung