Александр Дюма

La San Felice Band 9


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zu haben, mit der Aussicht, von den Fischen gefressen zu werden. Ich versichere Ihnen, daß ich vor Hunger und Müdigkeit kaum noch auf den Füßen stehen kann. Somit, Herr Syndicus und meine Herren von der Municipalität, will ich Ihre Reden als gehalten betrachten. Ich schenke zehntausend Ducaten für die Armen. Sie können das Geld morgen abholen lassen.«

      Als er hierauf den Bischof in der Mitte seiner Geistlichkeit bemerkte, setzte er hinzu:

      »Monsignor, morgen werden Sie in der Kirche zur heiligen Rosalia eine feierliche Danksagung für die wunderbare Weise, auf welche ich dem Schiffbruch entronnen bin, veranstalten. Ich werde bei dieser Gelegenheit das dem heiligen Franciscus von Paula gegebene Gelübde erneuern, ihm eine Kirche nach dem Muster der Peterskirche in Rom zu erbauen, und Sie werden uns die verdienstvollsten Mitglieder Ihrer Geistlichkeit bezeichnen. Wie reducirt unsere Mittel auch jetzt sein mögen, so werden wir uns doch bemühen, diese Herren ihrem Verdienste gemäß zu belohnen.«

      Dann wendete er sich zu den Magistratspersonen, an deren Spitze er den Präsidenten Cardillo erkannte.

      »Ah, da sind Sie ja auch, Meister Cardillo,« sagte er zu ihm.

      »Ja, Sire, «antwortete der Präsident, indem er sich bis zur Erde verneigte.

      »Sind Sie immer noch ein schlechter Spieler?«

      »Ja, immer noch, Sire.«

      »Und leidenschaftlicher Jäger?«

      »Mehr als je.«

      »Nun, das ist schön. Ich lade Sie zu meinem Spiele ein, unter der Bedingung, daß Sie mich zu Ihren Jagden einladen.«

      »Es ist eine doppelte Ehre, welche Eure Majestät mir auf diese Weise erzeigen.«

      »Nun, meine Herren,« fuhr der König, sich zu Allen insgesamt wendend, fort, »wenn Sie so hungrig und so durstig sind wie ich, so habe ich Ihnen den guten Rath zu geben: Machen Sie es wie ich, das heißt, speisen Sie zu Abend und gehen Sie dann zu Bette.«

      Diese Aufforderung war eine Verabschiedung in bester Form und die dreifache Deputation entfernte sich, nachdem sie den König nochmals begrüßt.

      Ferdinand stieg, während vier Diener mit Fackeln vor ihm her schritten, die große Ehrentreppe hinauf, gefolgt von Jupiter, dem einzigen Gast, welchen es ihm beliebt hatte bei sich zu behalten.

      Es war ein Diner von dreißig Couverts serviert.

      Der König setzte sich an dem einen Ende der Tafel und ließ Jupiter an dem andern Platz nehmen, behielt einen Diener für sich und gab deren zwei seinem Hund, welchem er von allen Gerichten, die er genoß, ebenfalls vorlegen ließ.

      Nie hatte Jupiter einem solchen Schmause beigewohnt.

      Dann, nachdem das Souper beendet war, nahm Ferdinand ihn mit in sein Zimmer, ließ ihm am Fuße eines Bettes von den weichten Teppichen ein Lager bereiten, streichelte, ehe er sich selbst niederlegte, den schönen klugen Kopf des treuen Thieres und sagte:

      »Ich hoffe, Du wirst nicht sagen wie – ich weiß nicht welcher Dichter: die Treppe des Fremden sei steil und das Brod der Verbannung sei bitter.«

      Dann schlief er ein, träumte, er mache einen wunderbaren Fischfang in dem Golf von Castellamare und erlege in dem Walde von Ficuzza die Wildschweine zu Hunderten.

      In Neapel war ein- für allemal Befehl gegeben, daß wenn der König um acht Uhr nicht geklingelt habe, dann der Kammerdiener in sein Schlafzimmer gehe und ihn wecke. Da aber hier in Palermo nicht derselbe Befehl ertheilt worden, so erwachte und klingelte der König erst um zehn Uhr.

      Während des Morgens waren die Königin, der Prinz Leopold, die Prinzessinnen, die Minister und die Höflinge ebenfalls gelandet, und hatten ihre Wohnungen die einen im Palast, die andern in der Stadt, aufgesucht. Die Leiche des kleinen Prinzen war überdies in die Capelle des Königs Roger getragen worden.

      Der König hing eine Weile seinen Gedanken nach und stand dann auf. Lastete dieser letzterwähnte Umstand, den er vollständig vergessen zu haben schien, jetzt, wo er außer Gefahr war, schwerer auf seinem väterlichen Herzen, oder überlegte er, daß der heilige Franciscus von Paula in dem Schutz, den er ihm gewährte, ein wenig karg gewesen und daß er, wenn er die versprochene Kirche baue, einen Schutz, der sich auf seine Familie so unvollständig erstreckt, etwas zu theuer bezahle?

      Der König gab Befehl, daß die Leiche des jungen Prinzen den ganzen Tag in der Capelle ausgestellt bleibe und den nächstfolgenden Tag ohne irgend welche Feierlichkeit bestattet werde.

      Der Todesfall sollte den andern Höfen angezeigt werden und der der beiden Sicilien, jetzt auf Sicilien allein reducirt, vierzehntägige Trauer in Violet anlegen.

      Kaum hatte der König diesen Befehl ertheilt, so meldete man ihm, daß der Admiral Caracciolo, welcher, wie wir aus der Erzählung des Lootsen wissen, am Tage vorher als Quartiermeister für den König und die königliche Familie fungiert, um die Ehre bäte, von Seiner Maijestät empfangen zu werden, und deshalb im Vorzimmer warte.

      Der König fühlte sich in Folge der Antipathie, welche Nelson ihm einzuflößen begann, um so mehr zu Caracciolo hingezogen. Deshalb beeilte er sich zu befehlen, daß man den Admiral in das kleine an sein Schlafgemach anstoßende Bibliothekzimmer treten lasse, wohin er, obschon noch nicht vollständig angekleidet, sich selbst verfügte. Seinem Gesicht einen möglichst heitern Ausdruck gebend sagte er:

      »Ach, mein lieber Admiral, ich freue mich sehr, Dich zu sehen, vor allen Dingen um Dir zu danken, daß Du, da Du vor mir angelangt, auch sofort an mich gedacht hast.«

      Der Admiral verneigte sich und ohne daß der freundliche Empfang des Königs den Ernst seines Gesichts milderte, antwortete er:

      »Sire, dies war meine Pflicht als treuer und gehorsamer Unterthan Eurer Majestät.«

      »Dann wollte ich Dir auch mein Compliment zu der Art und Weise machen, auf welche Du mit deiner Fregatte während des Sturmes manövriert hast«, fuhr der König fort. »Weißt Du, daß Nelson sich fürchterlich über Dich geärgert hat? Er war vor Wuth nahe daran zu bersten, und ich hätte gern gelacht, wenn ich nicht in so großer Angst gewesen wäre.«

      »Der Admiral Nelson,« antwortete Caracciolo, » konnte mit einem schwer beschädigten Schiff wieder »Vanguard« nicht dasselbe leisten, wie ich mit meiner Fregatte, einem leichten Schiff von moderner Bauart, welches noch niemals Schaden gelitten. Der Admiral Nelson hat gethan, was er konnte.«

      »Das sagte ich ihm auch, vielleicht mit anderer Bedeutung, aber genau in denselben Worten. Ich fügte sogar hinzu, daß es mir leid thäte, mein Dir gegebenes Wort gebrochen zu haben und mit ihm anstatt mit Dir gesegelt zu sein.«

      »Ich weiß es, Sire, und ich fühle mich dadurch tief gerührt.«

      »Du weißt es? Wer hat es Dir dem gesagt? Ah, jetzt fällt mir ein – der Lootse, nicht wahr?«

      Caracciolo antwortete nicht auf die Frage des Königs, sondern sagte nach einer kurzen Pause:

      »Sire, ich komme, um den König um eine Gnade zu bitten.«

      »Dann hast Du den Augenblick sehr gut gewählt. Sprich, was begehrst Du?«

      »Ich bitte den König, meine Entlassung als Admiral der neapolitanischen Flotte anzunehmen.«

      Der König trat einen Schritt zurück, so wenig hatte er eine solche Forderung erwartet.

      »Die Entlassung als Admiral der neapolitanischen Flotte?« wiederholte er; »warum denn?«

      »Erstens, Sire, weil es Luxus ist, einen Admiral zu haben, wenn man keine Flotte mehr hat.«

      »Ja, ich weiß es,« sagte der König mit einem sichtbaren Ausdruck des Zornes. »Mylord Nelson hat sie verbrannt. Früher oder später werden wir aber wieder Herren im eigenen Hause sein und dann eine neue bauen.«

      »Aber,« antwortete Caracciolo kalt, »da ich Euer Majestät Vertrauen verloren habe, so werde ich diese neue Flotte nicht commandieren können.«

      »Wie? Du hättest mein Vertrauen verloren? Du, Caracciolo?«

      »Ich will wenigstens dies lieber glauben, Sire, als einem König, in dessen Adern das