Gürtel, wie sie früher die Beschließerinnen bei Herrschaften getragen haben. Manchmal erscheint sie als Gestalt ohne Kopf, zur Nachtzeit aber zeigt sich das Lahnwaberl als wandelndes → Irrlicht.
Da das Lahnwaberl durch seine Herkunft viel mit dem Wasser zu tun hat, lauert es seinen Opfern oft an Stegen oder kleinen Brücken auf, die über das Wasser führen. Hier verwehrt es den Passierenden den Weg und steckt ihnen einen Blumenstrauß mit den Worten »Schmeck, Schmeck« unter die Nase. Wenn man aber auf den Scherz eingeht und daran riechen will, so verwandelt sich der Blumenstrauß in lauter Disteln und zerkratzt einem das Gesicht. Besonders abgesehen hat es das Lahnwaberl auf Leichenzüge, die auf einem Steg über ein Gewässer gehen müssen. Dann setzt es sich mitten in den Weg und zwingt so die Sargträger und die Trauernden einen weiten Umweg zu machen. Wenn Leute mit dem Wagen zu einer Mühle fahren wollen, dann setzt sich das Lahnwaberl heimlich hinten auf den Wagen und wird mit der Zeit so schwer, dass die Pferde den Wagen nicht mehr weiterziehen können. Oft ist es auch so gemein, dass es die Säcke mit dem Korn aufbindet und dieses dann hinten vom Wagen auf die Straße rinnen lässt, sodass die Leute, wenn sie an der Mühle ankommen, kein Mahlgut mehr haben.
Besonders gerne als Opfer hat das Lahnwaberl Kinder. Es lockt sie beim Baden ins tiefe Wasser und verspricht ihnen so allerlei, fasst sie dann aber und drückt sie unter Wasser, bis sie ertrinken. Ganz besonders ist es hinter den noch ungetauften Kindern her. Wenn man ein solches auf einen über ein Gewässer führenden Steg zur Taufe zur Kirche tragen will, so setzt es sich in den Weg und versucht sich des Kindes mit List oder Gewalt zu bemächtigen. Es soll schon vorgekommen sein, das die Mutter oder der Taufpate mit dem Lahnwaberl um das Kind raufen mussten, was oft zum Schaden des Kindes ausgegangen ist, das bei einem solchen Kampf zwischen den Parteien erdrückt wurde. Manchmal bittet es aber in Gestalt einer alten Frau darum, das Kind kurz halten zu können. Gelingt es dem Lahnwaberl, das Kind in seine Hände zu bekommen, so eilt es schnell davon und verschwindet damit im Wasser.
Manchmal will es die Kinder aber auch nur necken. Einst ging ein Kind statt in die Schule zur Laßnitz, um dort Krebse zu fangen. Tatsächlich konnte es ein kolossales Exemplar herausziehen und in seinen Sack tun. Während es nach Hause eilte, wurde der Sack immer größer und schwerer, sodass es ihn nicht mehr tragen konnte und wegwarf. Als es sich verängstigt davonmachte, drehte es sich noch einmal um und sah, wie das Lahnwaberl aus dem Sack stieg. Das Kind hat seither nie wieder die Schule geschwänzt.
Das Lahnwaberl kann aber auch gemein und bösartig sein. Einst ging ein Mann im Sausal an einem Teich vorüber, als das Lahnwaberl auftauchte, ihm einen großen Korb auf den Kopf setzte und ihm befahl, diesen bis zum Friedhof von St. Nikolai zu tragen. Mit viel Mühe gelang es dem Mann, den Korb, der unterwegs immer schwerer wurde, bis zur bezeichneten Stelle zu bringen. Als er ihn dort absetzte und auf eine Belohnung wartete, gab ihm das Lahnwaberl eine schallende Ohrfeige und verschwand mitsamt dem Korb.
Das Lahnwaberl ist auch ein Geld- und Schatzgeist. Einmal bat es einen Bauern aus Groß-St.-Florian, er möge einen Geldbetrag zu einem bestimmten Ort fahren, er dürfe aber seinem Wagen nur zwei ganz schwarze Ochsen vorspannen. Der Mann tat wie geheißen, am Ankunftsort nahm das Lahnwaberl das Geld vom Wagen und verschwand, ohne ihm einen Lohn ausgezahlt zu haben.
Oft sieht man das Lahnwaberl unter einer Fichte sitzen und auf einer aufgespannten Plane Geld zählen. An allen vier Ecken der Plane stehen dabei riesige schwarze Hunde, die den Schatz bewachen. Eines Tages sah ein junger Bursch das Lahnwaberl bei dieser Gelegenheit und hörte die Worte: »Fass zu, lass aber nichts fallen.« Er hätte sich zwar gerne das Geld genommen, traute sich aber nicht wegen der Hunde. Als er weiterging, hörte er ein Jammern und Klagen, das war das Lahnwaberl, das erlöst hätte werden können, wenn der Bursche den Mut gehabt und sich das Geld genommen hätte. Wäre ihm aber dabei etwas hinuntergefallen, so hätten ihn die Hunde zerfleischt.
Irrwisch und Irrlicht
Irrlichter werden auch als Irrwische und in Österreich manchmal als Fuchtelmandl (von umherfuchteln, die Arme bewegen), Kugelmandl oder Buchtelmandl bezeichnet. In manchen Fällen wird auch der lateinische Ausdruck ignis fatuus, »Narrenfeuer«, verwendet. Es sind Lichter, die als kleine Leuchterscheinungen über Seen und Sümpfen zu beobachten sind. Es gibt sie auf der ganzen Welt und es hat sich in allen Kulturen die Meinung durchgesetzt, dass es sich dabei um die Seelen umgehender, also noch nicht ins Jenseits gelangter Verstorbener handelt. Sie erscheinen als kleine blaue Flämmchen oder kleine Feuer besonders auf sumpfigem Gelände, und man gab ihnen in früheren Zeiten den Namen Irrlichter, weil man annahm, dass sie den Wanderer in dunkler Nacht in die Irre führten, weil sie ihm vorgaukelten der Schein eines Hauses oder Herdfeuers zu sein. Diese Auffassung verband sich mit dem Glauben, dass es die ziellos umherirrenden Seelen von auf der Erde gebundenen Toten, besonders ungetaufter Kinder sind, die hier auf ihre Erlösung warten. Deshalb soll man in ihrer Gegenwart beten, dann kommen sie nahe heran, aber man darf in ihrer Gegenwart nicht fluchen, denn dann entfernen sie sich wieder. Irrlichter kann man erlösen, wenn man sie anspricht. Tut man es nicht, so erhält man eine Ohrfeige.
Es gibt wissenschaftliche Erklärungsversuche für Irrlichter. Eine Möglichkeit ist, dass es sich um natürliche, von Bakterien oder Pilzen herrührende Effekte handelt, hervorgerufen etwa durch den Speisepilz Hallimasch oder leuchtende Insekten. Zu sehen ist dabei ein Leuchten, das für mehrere Sekunden sichtbar bleibt. Eine andere Möglichkeit ist, dass es sich dabei um sich spontan entzündende Faulgase handelt, die über Mooren aufsteigen.
Die Flämmchen der Irrlichter sind oft einige Zentimeter hoch und leuchten wenige Sekunden lang ohne Rauchentwicklung schwach bläulich, gelegentlich auch grünlich, selten werden Rot- oder Orangetöne beschrieben.
In den Sagen gibt es noch andere Erklärungen für das Erscheinen der Irrlichter. Grenzsteinfrevler müssen nach dem Tod als feuriges Fuchtelmandl beim von ihnen versetzten Grenzstein stehen, auch die armen Seelen von Selbstmördern, Doppelmördern und reuelos Hingerichteten werden zum Fuchtelmandl.
Im roten Moos an der Straße von Windischgarsten nach Spital wurden einst die Leichen von Selbstmördern begraben. Ihre Seelen gehen dort als Irrlichter um und ziehen jeden ins Moor hinein, der ihnen nahekommt. Manche Leute sahen sie in langen, weißen Gewändern umherschweben und hörten ein jämmerliches Geheul.
Auch den Andersreligiösen werden die Irrlichter zugeschrieben. Zwischen Pichlwang und den Siebenmühlen befindet sich die »lutherische Wiese«. Hier liegen Protestanten begraben, die in der Vorstellung der Katholiken nicht erlöst werden können und als »Lichtel« umgehen müssen. Irrlichter können auch ins Haus hereinkommen. Ein Knecht schnitt einmal abends auf einem Futterstock, da setzte sich ein Irrlicht auf den Stock, sodass er nicht weiterarbeiten konnte. Der Knecht erschrak so sehr darüber, dass er sich ins Bett legen musste und wenige Tage darauf starb.
Korngeister
Korngeister werden als Dämonen angesehen, die in Kornfeldern, aber auch in den Feldern anderer Ackerfrüchte ihr Unwesen treiben. Entstanden dürfte die Vorstellung der Korngeister aus der Existenz der ältesten Götter überhaupt sein, der Vegetationsgötter der frühen Ackerbauern, also bereits im Zuge der neolithischen Revolution im 10. Jahrtausend vor Christus. Diese waren zunächst Götter zum Schutz und Gedeihen der Feldfrüchte, später wurden sie zu Schreckgestalten, um Kinder daran zu hindern, in die Felder zu laufen und das Korn zu verderben. Das Wogen des Korns wird als Beweis für die Anwesenheit eines Korndämons gesehen und findet sich in Redensarten wie »Die Kornmutter ist im Feld« wieder. Diese Kornmutter hat die Gestalt eines alten Weibes und soll feurige Finger und mit glühenden Eisenspitzen versehene Brüste haben, die so lang sind, dass die Kornmutter sie über ihre Schultern werfen kann. Dieses Merkmal hat sie mit vielen weiblichen Alben gemein und erinnert als Symbol der nährenden Erdmutter an die vielbrüstige Artemis von Ephesos. Kinder, die ihr im Kornfeld begegnen, drückt die Kornmutter gewaltsam an sich und zwingt sie aus ihren Brüsten zu trinken, aus denen giftiges Blut kommt. Weigern sich die Kinder, so schlägt sie ihnen die Brüste um die Ohren, bis sie gehorchen, oder sie reißt ihnen gleich den Kopf ab. Sie findet auch Gefallen daran, die Kinder zu quälen. Sie bestreicht sie mit Teer,