Aesop

Gesammelte Werke und Tiermärchen von Aesop (Äsop)


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      8. Zeus' Strafgericht

      Dem Hermes gab einst Vater Zeus den Auftrag, auf Schiefertafeln ihm der ganzen Menschheit gesamte Sünden sorgsam aufzuzeichnen. Dann hieß die Tafeln er in eine Holztruhe ihn werfen, die bei seinem Götterthron stand, damit er über jeden das Gericht spreche. Doch weil dabei die Tafeln in der Holztruhe bunt durcheinander fielen, kommt zum Urteil die früher, jene später in des Zeus' Hände. So darf darüber man sich auch nicht aufhalten, wenn oft ein Frevler spät erst sein Gericht findet.

      9. Die Hoffnung als Trösterin

      Zeus schloß die Güter alle in ein Faß ein, tat einen Deckel drauf und gab's dem Urmenschen. Doch diesen plagte unbeherrscht die Neugier, was wohl da drin sei, und den Deckel abhebend ließ er zum Göttersaal die Güter aufsteigen, die dort nun schweben und der Erde fernbleiben. Allein die Hoffnung, rasch den Deckel zuwerfend, gelang es ihm zu fangen. Daher blieb die allein noch bei uns und verspricht uns immer ein andres von den Gütern, die davonflogen.

      10. Pferd / Rind / Hund und Mensch

      Als Zeus den Menschen schuf, gab er ihm nur kurze Lebenszeit. Der aber brauchte seinen Verstand, und als der Winter herannahte, baute er sich ein stattliches Gehöfte. Wie es nun einmal sehr kalt wurde und Zeus den Regen vom Himmel herabgoß, konnte das Pferd es im Freien nicht mehr aushalten. So kam es denn im Galopp zu des Menschen Behausung heran und bat um Aufnahme. Der sagte: »Ich will dich aufnehmen, aber unter der Bedingung, daß du mir einen Teil deiner Lebensjahre abtrittst.« Das Pferd war es zufrieden und erhielt Stallung und Futter. Kurz darauf kam das Rind und noch später der Hund, und mit beiden schloß der Mensch den gleichen Vertrag. So kommt's, daß der Mensch, solange er in den Jahren steht, die ihm Zeus selbst verliehen hat, unverdorben und gut ist. In den Jahren aber, die er vom Roß hat, ist er hochmütig und üppig; in denen, die er vom Rind hat, ist er ein gewaltiger Schaffer und in denen, die ihm der Hund abtrat, mürrisch und bissig.

      11. Die fromme Haubenlerche

      Schulbildung fehlt dir und Weltweisheit und du hast den Äsop nicht gebüffelt. Der erzählt, wie bekannt, eine Lerche sei der erste der Vögel gewesen, eh' die Erde noch war. Einer Krankheit sei dann der Vater der Lerche erlegen. Der lag fünf Tage nun aufgebahrt – noch nicht war Erde vorhanden. Dann habe die Lerche in äußerster Not ihn im eigenen Kopfe begraben.

      12. Die Fledermaus, der Tauchervogel und der Dornstrauch

      Die Fledermaus, der Tauchervogel und der Dornstrauch waren ursprünglich Menschen und gründeten zusammen eine Handelsgesellschaft. Der erste nahm Geld auf gegen hohe Zinsen, der zweite steuerte eine Menge Kupfer bei und der letzte einen ansehnlichen Posten Kleider. Damit rüsteten sie ein Schiff aus und fuhren los. Aber als sie auf der hohen See waren, erhob sich ein gewaltiger Sturm, und das Schiff kenterte. Sie verloren all ihr Hab und Gut und retteten sich nur mit Mühe an den Strand. Die Götter aber hatten Mitleid mit ihrer Verzweiflung und verwandelten den ersten in eine Fledermaus, den zweiten in einen Tauchervogel und den letzten in einen Dornstrauch. Seit der Zeit taucht am Strande der Tauchervogel unablässig in die Tiefe in der Hoffnung, endlich einmal sein Kupfer wiederzufinden. Die Fledermaus hat Angst vor ihren Gläubigern; deshalb ist sie tags unsichtbar und geht nur in der Dunkelheit nach Nahrung aus. Der Dornstrauch aber hält alle Vorübergehenden an den Kleidern fest, um zu sehen, ob er nicht sein Eigentum wiedererkennt.

      13. Der Kuckuck

      Der Kuckuck fragte einst, so berichtet Äsop, die kleinen Vögel: »Warum flieht ihr vor mir?« Die antworteten: »O, wir wissen wohl: wenn du groß geworden bist, bist du ein Habicht.«

      14. Der Zaunkönig

      Stolz stieg der Adler, so erzählt Äsop, in die Lüfte; aber auf seiner Schulter ließ sich der Zaunkönig in die Höhe tragen. Dann schoß er plötzlich hervor und triumphierte: »Ich fliege doch besser als du und verdiene es, König der Vögel zu heißen.«

      Das ist verkehrt gedacht (fügt Plutarch hinzu). Man darf nicht großen Männern ihren Ruhm entreißen wollen, sondern muß danach streben, daß sie uns aus freundschaftlichem Wohlwollen Ruhm und Ehre zuerteilen. Denn, wie Platon sagt, wer nicht richtig gedient hat, kann auch nicht richtig herrschen.

      15. Wunsch und Bescheidung

      Wenn die Natur nach meinem Sinn der Menschen Art geschaffen hätte, stünden wir weit besser da. Denn was mildtätig die Natur den Tieren gab an Kräften, wäre alles unser Erbteil jetzt: des Elefanten Riesenkraft, des Löwen Mut, der Krähe Alter wie des finstern Stieres Trotz und auch des schnellen Pferdes sanfter Sinn. Jedoch der Mensch besäße zu dem allem den Verstand. Vermutlich lächelt hoch im Himmel Jupiter, weil er den Menschen klugen Sinnes dies versagt: wir hätten ihm das Szepter dieser Welt geraubt! Doch unbezwinglich ist die Macht des Jupiter. Drum laßt, zufrieden mit der Gottheit Gaben, uns durchmessen die uns vom Geschick geschenkte Zeit, nicht mehr begehrend als was Menschenart vermag.

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