Jeremy Bates

DIE KATAKOMBEN


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und Beine. Dann spazierten er und Rob fröhlich ins Wasser, platschend und quatschend. Danièle und ich folgten.

      Das Wasser war knöchelhoch und nicht so kalt, wie ich geglaubt hatte, vielleicht um die zehn Grad. Das überraschte mich. Ich hatte gedacht, es müsse kälter sein, weil es noch nie mit Sonnenlicht in Berührung gekommen war. Anders als die Pfützen, an denen wir zuvor vorbeigekommen waren, war es von einem trüben Grau. Ich konnte den Boden nicht sehen.

      Zuerst tastete ich zögerlich mit meinem führenden Fuß, bevor ich mein ganzes Gewicht verlagerte. Doch nach einigen Schritten ohne Zusammenstöße mit rasiermesserscharfem Glas oder dolchartigen Felsen gewann ich Selbstvertrauen und ging unbefangener vorwärts.

      »Ist es okay?«, fragte Danièle.

      »Kein Problem.«

      »Pass auf, dass du nicht ausrutscht.«

      »Werd ich nicht.«

      »Verdammte Scheiße!«, rief Rob weiter vorne. »Hier ist’s tief. Bis über meine Stiefel.«

      Er hatte recht. Bald stand mir das Wasser bis zum Schienbein, dann war es kniehoch und durchnässte die Umschläge meiner Hose. Es wirbelte um meine Beine wie Misosuppe.

      »Wie weit noch?«, rief Danièle.

      »Wir sind fast da«, rief Rob zurück. Dann: »Heilige Scheiße!«

      Die Angst in seiner Stimme ließ mich mitten im Gehen einfrieren.

      »Was ist los?«, fragte ich.

      »Irgendwas hat gerade mein Bein gestreift!«

      »Hör doch auf!«

      »Ich schwöre bei Gott! Es war lang und schleimig.«

      Ein Schauder lief mir über den Rücken, als ich an mit Zähnen bewehrte aalähnliche Kreaturen und giftige Schlangen dachte.«

      Rob war etwa zehn Meter vor uns, kaum mehr als ein Umriss. Pascal konnte ich nicht sehen.

      »Verdammt!«, schrie Rob. »Es hat mich schon wieder berührt!«

      Er begann zu rennen und spritzte dabei wild um sich.

      »Los!«, sagte Danièle und schob mich vorwärts.

      Ich nahm ihre Hand und rannte, oder zumindest versuchte ich es; es hatte eher was von einem verrückten Tanz wie von Eseln auf dem Eis. Das Wasser zerrte an meinen Beinen, mein Helm scheuerte an der Decke entlang, die Knöchel meiner freien Hand schürften über die Wand. Ich wartete darauf, dass sich eine prähistorische Monstrosität an meine Wade hängte oder mir einen Zeh abtrennte.

      Dann war das Wasser wieder auf Schienbeinhöhe. Rob und Pascal trieben uns mit Rufen an. Mein Blick flog zwischen dem schäumenden Wasser und Danièle hin und her, wodurch meine Stirnlampe in alle Richtungen ruckte, bis wir auf den matschig Boden stolperten. Ich kippte um, als hätte mich eine Streitaxt in den Magen getroffen. Danièle fiel auf die Knie. Auf ihrer Stirn lag ein dünner Schweißfilm.

      Rob und Pascal kicherten wie die Irren.

      Ich begriff es, und dann kapierte es auch Danièle. Ihre Augen blitzten. »Ta gueule!«, rief sie, während sie sich wieder aufraffte. Sie warf sich gegen Rob und stieß ihm die Faust an den Kopf. Pascal versuchte vergeblich, sie wegzuziehen.

      Ich hätte über dieses absurde Theater gelacht, aber meine Füße taten viel zu weh. Ich hatte mir den linken großen Zeh an einem Stein angeschlagen und er schwoll bereits an und bekam blaue Flecken. Denselben Zeh hatte ich mir vor ein paar Jahren in New York gebrochen, als ich an einem Türrahmen hängen geblieben war, und ich fragte mich, ob ich ihn mir wieder gebrochen hatte. Außerdem hatte ich mir den rechten Fersenballen aufgeschnitten. Ich konnte nicht sagen, wie tief die Wunde war, aber sie blutete ziemlich stark und brannte wie verrückt.

      Allerdings hatte ich kein Erste-Hilfe-Set mitgebracht und wollte die anderen nicht fragen, ob sie eins hatten, also zog ich meine Socken und Schuhe an und stand dann das Gesicht verziehend auf. Danièle hatte ihren Angriff beendet und stauchte Rob und Pascal jetzt zusammen.

      »Mach dich mal locker, Danny«, sagte Rob zu ihr. Er hatte sich in sichere Distanz bewegt und kippte Wasser aus seinen Stiefeln. »Kannst du keinen Scherz ab?«

      »Du denkst nicht nach! Was wenn wir hingefallen wären und uns die Köpfe aufgeschlagen hätten?«

      »Mach mal halblang.«

      »So was kann passieren!«

      »In der Sauna eingeschlossen und lebendig gekocht werden wie ein Hummer kann auch passieren. Oder mit dem Sitzrasenmäher umkippen und durchgekaut werden wie Sommerrasen. Oder an einer Baustelle vorbeigehen und …«

      »Ach, halt die Klappe!«

      »Mit so einer Denkweise …«

      »Echt, Rosbif. Halt den Mund. Ich will dein Gerede nicht hören.«

      »Mein Gerede?«

      Sie wurde rot.

      »Allons-y«, sagte Pascal ruhig, legte Rob den Arm um die Mitte und führte ihn den Gang hinunter.

      »Ich werde ihn umbringen«, erklärte Danièle, als sie fort waren.

      »Er ist gar nicht so übel«, sagte ich.

      »Er ist ein totaler Verlierer.«

      »Er ist irgendwie witzig.«

      Sie starrte mich wütend an.

      Ich hielt die Hände in die Höhe. »Ich hab gesagt irgendwie

      »Weil du ihn nur ein paar Stunden lang sehen musst. Weißt du, dass er mit meiner Schwester verheiratet ist? Ich muss ihn mein ganzes Leben lang ertragen.«

      »Ja, ich hab davon gehört.«

      »Er hat es dir erzählt?«

      »En passant.«

      »Ich werde ihn umbringen«, wiederholte sie kopfschüttelnd. Sie hob ihren Rucksack auf und zog die Riemen über die Schultern. »Wir sollten gehen. Wir sind fast da.«

      Ich runzelte die Stirn. »Fast wo?« Wir waren seit weniger als einer Stunde in den Katakomben. Von dem ausgehend, was mir erzählt worden war, war es unmöglich, dass wir auch nur in der Nähe der Videokamera mit den mysteriösen Aufnahmen waren.

      Bevor ich jedoch um Aufklärung bitten konnte, ging Danièle los und überließ es mir, die Nachhut zu bilden.

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